Der Begeisterung von Ursula Welter kann ich mich anschließen: Ich habe heute Nachmittag auch ein bisschen gebangt, sage ich Ihnen ganz ehrlich, angesichts des schönen Wetters, Samstag am frühen Abend. Und es bewegt uns sehr, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben und dass Sie diesen Abend mit uns verbringen zu diesem wichtigen Thema. Ganz herzlichen Dank von uns, vom Deutschlandradio. Es freut mich sehr, Sie heute bei uns im ehrwürdigen Funkhaus des Deutschlandfunks in Köln zu unserer Europakonferenz begrüßen zu dürfen.
Wir sind hier in unserem Kammermusiksaal. Hier finden normalerweise Konzerte statt, hier wird Musik aufgenommen, aber auch Hörspiele. Wegen seiner besonderen Akustik ist dieser Raum von Künstlern sehr geschätzt.
Und es ist noch gar nicht lange her, da war die Kölner Oberbürgermeisterin bei uns zu Gast, um unser Funkhaus – und eben auch diesen Kammermusiksaal – unter Denkmalschutz zu stellen. Wegen der Architektur, aber auch wegen unseres Beitrags zur deutschen Rundfunkgeschichte.
Die Geschichte des Deutschlandfunks ist eng mit Europa verknüpft
Deutschlandradio mit seinen drei Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova feiert dieses Jahr sein 30. Jubiläum. Aber die Geschichte des Deutschlandfunks hier in Köln ist schon viel älter. Und sie ist eng mit Europa verknüpft.
Bis vor ein paar Jahren standen hier nebenan die beiden Hochhaustürme der Deutschen Welle. Sie wissen alle: Die Deutsche Welle ist der deutsche Auslandssender und sendet in die ganze Welt, also auch nach Europa. Bei den Recherchen für die Begrüßung heute habe ich ein bisschen meinen Schreibtisch aufgeräumt und diese Postkarte gefunden. Auf ihr steht: "Deutschlandfunk sendet für Deutschland und für Europa."
Was heute viele nicht mehr wissen: Ursprünglich gehörten die Europaredaktionen zum Deutschlandfunk. Der sollte nämlich im europäischen Ausland ein „umfassendes Bild Deutschlands“ vermitteln. Heute gibt es diesen Auftrag so nicht mehr.
Die drei Programme von Deutschlandradio senden nicht mehr ins Ausland. Wir sind dafür die einzigen, die bundesweit, also für ganz Deutschland, senden.
Auftrag: Einen objektiven Überblick über das Weltgeschehen zu vermitteln
Und wir haben den Auftrag, in unseren Angeboten einen objektiven und vielfältigen Überblick über das Weltgeschehen zu vermitteln – damit die Hörerinnen und Hörer sich gut informiert eine eigene Meinung bilden können. Und – auch das steht in unserem Staatsvertrag – unsere Programme und Angebote sollen der Verständigung unter den Völkern dienen.
Deshalb berichten wir intensiv über Europa und die Europäische Union. Und gerade weil Europa für uns so ein wichtiges Thema ist, freue ich mich sehr, dass die Kolleginnen und Kollegen aus unser Abteilung Hintergrund und aus der Sportredaktion auf die Idee für diese Europakonferenz gekommen sind.
Denn Europa und Sport und Fußball haben doch so einiges gemeinsam. Und das nicht nur, weil bei uns der Sport und der Hintergrund auf demselben Flur arbeiten. Gemeinsamkeit eins: Wenn es um Fußball geht – und die Performance auf dem Platz oder um Personalentscheidungen – dann wollen alle darüber reden, dann gibt es Millionen von Bundestrainern. Und genau so ist es bei der EU! Und im Übrigen auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Europa und Fußball als Teamsport
Beides ist außerdem Teamsport. So wie eine Mannschaft aus lauter Solisten nicht funktionieren kann, so wenig kann die Europäische Union funktionieren, wenn jedes Land nur an sich denkt, nur für sich selbst dribbelt.
Wer könnte heute Abend besser über diese Erfahrung sprechen als der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Fast zwei Jahrzehnte hat er als am Ende dienstältester Außenminister die Politik der EU mitgeprägt. Ein ganz herzliches Willkommen an Sie!
Noch eine Gemeinsamkeit: Um seine Zukunft zu sichern, braucht der Fußball guten Nachwuchs. Man muss junge Menschen begeistern und befähigen. Das gilt auch für die EU.
Stellvertretend für diesen Nachwuchs sind heute Abend bei uns: Mati Randow, Zivildienstleistender und Aktivist aus Österreich, Elizabete Vindule-Mince, Studentin aus Lettland, und unsere Brüssel-Korrespondentin Carolin Born. Herzlich willkommen.
Fußball braucht Fans, Europa auch
Nächste Gemeinsamkeit: Fußball braucht Fans, echte Fans. Europa – die EU – braucht auch Fans, überzeugte Bürger, überzeugte Fans. Wie wichtig die sind, werden wir im Juni bei der Europawahl sehen. Und dann im Sommer bei der Europameisterschaft.
Aber kann Fußball die Menschen auch für Europa begeistern?
Das diskutiert DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit der Europapolitikerin Viola von Cramon, der Ex-Fußballerin Turid Knaak und mit Sebastian Braun. Er ist Sportsoziologe an der HU Berlin. Herzlich willkommen.
Fußball und Europa haben auch gemeinsam, dass die eigenen Erfahrungen und das persönliche Engagement ausschlaggebend dafür sind, was einem Menschen etwas bedeutet.
Ich freue mich, dass Christopher Annen, Gitarrist der Band AnnenMayKantereit, darüber erzählt, was Europa für ihn bedeutet. Schön, dass Sie da sind.
Welche Vision haben wir für Europa?
Für unsere Deutschlandradio-Denkfabrik fragen wir jedes Jahr unsere Hörerinnen und Hörer, mit welchem Thema wir uns ein Jahr lang intensiv beschäftigen sollen. In Sendungen, bei Veranstaltungen, im Gespräch mit Expertinnen und Experten – aber auch ganz besonders im Austausch mit unseren Hörerinnen und Nutzern.
Dieses Jahr haben sich unsere Hörerinnen und Hörer als Thema gewünscht: „Es könnte alles so schön sein – wie gestalten wir Zukunft?“
Als hätten sie gewusst, dass wir heute Abend hier zu dieser Europakonferenz zusammenkommen. Denn das ist ja die zentrale Frage: Welche Vision haben wir 2024 für Europa? Das haben wir im Rahmen unserer Denkfabrik auch junge Leute aus ganz Europa gefragt. Die Videos können Sie heute Abend bei uns sehen.
Und: Uns interessiert natürlich auch, was Sie mit Europa verbinden, welche Vision Sie haben für Europa? Erzählen Sie uns das nachher. Wir haben vorne im Foyer einen Tresen aufgebaut. Da können wir später miteinander ins Gespräch kommen. Über Europa. Und auch über unsere Arbeit hier beim Deutschlandfunk.
Jetzt wünsche ich Ihnen aber erst einmal einen spannenden Abend voller neuer Erkenntnisse.
Diese Rede wurde in ihrem Original-Wortlaut abgebildet.