Der Genossenschaftsbauernhof Kocin im Westen der Slowakei. Ein riesiges Anwesen in einer malerischen, grünen Hügellandschaft. Gleich neben dem Eingangstor grasen Pferde, auf einer abgetrennten Weide stehen rund 40 Kälber, in dem sauber geputzten Schweinestall liegen quiekende rosa Ferkel bei den Muttersauen. Viele junge Familien aus der Umgebung machen Ausflüge hierher: Für die Kinder sind Tiere, Ställe und Traktoren eine Attraktion, für die Eltern die günstige Milch. Ein Liter frischer Vollmilch kostet in Kocin 50 Cent:
"Darum komme ich ja her, das ist eine tolle Sache","
… sagt eine junge Mutter mit blonden Locken, die mir ihrem Mann und ihren beiden Söhnen gerade den Kuhstall erkundet.
""Wir kaufen hier immer die Milch für die ganze Woche. Die Milch aus dem Supermarkt wird schnell sauer, aber die hier, die ist fantastisch."
Doch davon kann der Hof nicht leben. Der Direktverkauf macht in Kocin nur ein Prozent aus. Den größten Teil der Milch produziert die Genossenschaft für die slowakische Großmolkerei Rajo, eine Tochter der deutschen Meggle AG. Sie diktiert den Preis – und handelte die slowakischen Milchbauern in diesem Jahr auf bis zu 15 Cent pro Liter herunter. Im Grunde, meint Landwirt Jozef Puvak, arbeite man zurzeit nur noch aus Idealismus:
"Wir sind Fans der Tierhaltung. Wir haben insgesamt 4000 Schweine und 660 Milchkühe - und eigentlich wollten wir den Bestand sogar erhöhen. Aber im Moment bringt der Verkauf unserer Produkte praktisch kein Geld mehr."
60 Menschen sind auf dem Hof in Kocin beschäftigt. Ihre Zukunft, so Genossenschaftschef Puvak, stehe in den Sternen. Es sind gelbe Sterne auf blauem Grund. In Europa ist zu viel Milch auf dem Markt, das drückt die Preise. Von Brüssel erwarten die slowakischen Milchbauern nun eine Kehrtwende. Weg von den Subventionen, hin zu niedrigeren Quoten.
"Dann würde die Überproduktion in Europa aufhören, der Preis könnte sich stabilisieren,"
… sagt Vladimír Chovan, Vorsitzender der slowakischen Landwirtschaftskammer.
"Wenn ein Landwirt einen guten Erlös für seine Milch bekommt, braucht er auch keine Subventionen mehr. Eine Erhöhung der Subventionen wäre keine Lösung, das führt doch nur zur weiteren Deformation des Marktes. Wichtiger wäre es, den Markt ins Gleichgewicht zu bringen. Aber die Politik der EU-Kommission ist völlig unbegreiflich. Was will sie denn nun – ein Quotensystem oder eine Liberalisierung - was denn nun?"
Zwar richtet sich der Zorn der Landwirte in Kocin vor allem gegen die Großmolkereien und Handelsketten und deren Preispolitik. Aber sie fühlen sich auch von Brüssel im Stich gelassen. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer in Bratislava rangierte die Slowakei, was die Milchpreise betrifft, zeitweise auf dem vorletzten Platz in Europa. Gleichzeitig bekommen die Milchbauern hier weniger Subventionen als ihre Kollegen in Deutschland oder Frankreich.
"Die EU hat uns als Neulinge in ihre Familie aufgenommen. Aber irgendwie gehören wir zum ungeliebten Teil der Familie. Wir haben beim EU-Beitritt schlecht verhandelt, das war ein Fehler. Jetzt zahlen wir dafür, dass wir ein kleines Land sind, weniger erfahren, mit einer schwächeren Stimme. Denn am Schwächsten fressen sich alle satt."
Doch von der Bevölkerung werden die slowakischen Milchbauern kaum unterstützt. Ähnlich wie in Deutschland haben die Landwirte ein Imageproblem. Und das sei teilweise auch berechtigt, merkt Jozef Puvak selbstkritisch an:
"Wir Landwirte sind in der Bevölkerung nicht besonders beliebt, weil wir immer nur die Hand ausstrecken und Geld fordern. Aber in Zeiten der Wirtschaftskrise ist es natürlich unmöglich, die Subventionen zu erhöhen. Wenn in einem Krankenhaus in Levice das warme Wasser abgestellt wird, um zu sparen, dann müssen eben auch wir schauen, wie wir über die Runden kommen."
Deshalb heiße es nun erst einmal: durchhalten. So lange, bis die EU zur Vernunft komme. Die Brüsseler Agrarpolitik, sagt Milchbauer Puvak nachdenklich, sei wohl die effizienteste Art, Steuergelder zu verschwenden. So viel Geld werde da hineingesteckt – und die europäische Landwirtschaft stehe trotzdem vor dem Kollaps.
"Darum komme ich ja her, das ist eine tolle Sache","
… sagt eine junge Mutter mit blonden Locken, die mir ihrem Mann und ihren beiden Söhnen gerade den Kuhstall erkundet.
""Wir kaufen hier immer die Milch für die ganze Woche. Die Milch aus dem Supermarkt wird schnell sauer, aber die hier, die ist fantastisch."
Doch davon kann der Hof nicht leben. Der Direktverkauf macht in Kocin nur ein Prozent aus. Den größten Teil der Milch produziert die Genossenschaft für die slowakische Großmolkerei Rajo, eine Tochter der deutschen Meggle AG. Sie diktiert den Preis – und handelte die slowakischen Milchbauern in diesem Jahr auf bis zu 15 Cent pro Liter herunter. Im Grunde, meint Landwirt Jozef Puvak, arbeite man zurzeit nur noch aus Idealismus:
"Wir sind Fans der Tierhaltung. Wir haben insgesamt 4000 Schweine und 660 Milchkühe - und eigentlich wollten wir den Bestand sogar erhöhen. Aber im Moment bringt der Verkauf unserer Produkte praktisch kein Geld mehr."
60 Menschen sind auf dem Hof in Kocin beschäftigt. Ihre Zukunft, so Genossenschaftschef Puvak, stehe in den Sternen. Es sind gelbe Sterne auf blauem Grund. In Europa ist zu viel Milch auf dem Markt, das drückt die Preise. Von Brüssel erwarten die slowakischen Milchbauern nun eine Kehrtwende. Weg von den Subventionen, hin zu niedrigeren Quoten.
"Dann würde die Überproduktion in Europa aufhören, der Preis könnte sich stabilisieren,"
… sagt Vladimír Chovan, Vorsitzender der slowakischen Landwirtschaftskammer.
"Wenn ein Landwirt einen guten Erlös für seine Milch bekommt, braucht er auch keine Subventionen mehr. Eine Erhöhung der Subventionen wäre keine Lösung, das führt doch nur zur weiteren Deformation des Marktes. Wichtiger wäre es, den Markt ins Gleichgewicht zu bringen. Aber die Politik der EU-Kommission ist völlig unbegreiflich. Was will sie denn nun – ein Quotensystem oder eine Liberalisierung - was denn nun?"
Zwar richtet sich der Zorn der Landwirte in Kocin vor allem gegen die Großmolkereien und Handelsketten und deren Preispolitik. Aber sie fühlen sich auch von Brüssel im Stich gelassen. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer in Bratislava rangierte die Slowakei, was die Milchpreise betrifft, zeitweise auf dem vorletzten Platz in Europa. Gleichzeitig bekommen die Milchbauern hier weniger Subventionen als ihre Kollegen in Deutschland oder Frankreich.
"Die EU hat uns als Neulinge in ihre Familie aufgenommen. Aber irgendwie gehören wir zum ungeliebten Teil der Familie. Wir haben beim EU-Beitritt schlecht verhandelt, das war ein Fehler. Jetzt zahlen wir dafür, dass wir ein kleines Land sind, weniger erfahren, mit einer schwächeren Stimme. Denn am Schwächsten fressen sich alle satt."
Doch von der Bevölkerung werden die slowakischen Milchbauern kaum unterstützt. Ähnlich wie in Deutschland haben die Landwirte ein Imageproblem. Und das sei teilweise auch berechtigt, merkt Jozef Puvak selbstkritisch an:
"Wir Landwirte sind in der Bevölkerung nicht besonders beliebt, weil wir immer nur die Hand ausstrecken und Geld fordern. Aber in Zeiten der Wirtschaftskrise ist es natürlich unmöglich, die Subventionen zu erhöhen. Wenn in einem Krankenhaus in Levice das warme Wasser abgestellt wird, um zu sparen, dann müssen eben auch wir schauen, wie wir über die Runden kommen."
Deshalb heiße es nun erst einmal: durchhalten. So lange, bis die EU zur Vernunft komme. Die Brüsseler Agrarpolitik, sagt Milchbauer Puvak nachdenklich, sei wohl die effizienteste Art, Steuergelder zu verschwenden. So viel Geld werde da hineingesteckt – und die europäische Landwirtschaft stehe trotzdem vor dem Kollaps.