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Evakuierung Ost-Aleppos
Viele warten noch immer auf Hilfe

Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen sich insgesamt noch rund 30.000 Menschen im belagerten Teil von Ost-Aleppo aufhalten, die meisten von ihnen Zivilisten. Ihr Schicksal hängt offenbar daran, ob es den Konfliktparteien gelingt, für Orte außerhalb Aleppos eine Lösung zu finden - denn die syrische Regierung besteht auf einer zeitgleichen Evakuierung.

Von Jürgen Stryjak | 18.12.2016
    Kinder in Ost-Aleppo machen das Friedenszeichen auf einem Balkon
    Kinder in Ost-Aleppo machen das Friedenszeichen auf einem Balkon (dpa / picture alliance / Str)
    Al-Farouq Abu Bakr, der für die Aufständischen mit den russischen Militärs verhandelte, erklärte am Morgen im Programm des Fernsehsenders Al-Arabiya Al-Hadath, dass das jetzt getroffene Abkommen tatsächlich fest vereinbart sei.
    Demnach soll eine bestimmte Anzahl Menschen zwei schiitische Dörfer verlassen dürfen, die von Aufständischen belagert werden. Im Gegenzug würden Personen unter anderem den von regierungstreuen Truppen belagerten Ort Madaya verlassen können.
    Al-Farouq Abu Bakr gehört der zum Teil radikalen, salafistisch orientierten Gruppe Ahrar al-Sham an. Die Rebellenszene im Osten Aleppos wurde in den vergangenen Monaten von fundamentalistischen, teils dschihadistischen Organisationen dominiert. Zu den dort aktiven Aufständischen gehören die der Fatah-al-Sham-Front, die als Nusra-Front gegründet wurde und dem Terrornetzwerk Al-Qaida nahesteht, aber ebenso auch Kämpfer der Freien Syrischen Armee, die als moderat gilt.
    Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen sich insgesamt noch rund 30.000 Menschen im belagerten Teil von Ost-Aleppo aufhalten, die meisten von ihnen Zivilisten. Ihr Schicksal hängt offenbar daran, ob es den Konfliktparteien gelingt, für Orte außerhalb Aleppos eine Lösung zu finden.
    Zwei dieser Orte sind Dörfer, in denen mehrheitlich Schiiten leben. Sie werden seit Monaten von Aufständischen belagert. Zwei andere Ortschaften sind ebenfalls seit längerem von der Außenwelt abgeschnitten, weil regierungstreue Truppen sie umzingelt haben.
    Warten auf medizinische Hilfe
    Die syrische Regierung hatte jüngst gefordert, dass die Evakuierungen aller dieser Orte sowie die des Ostteils von Aleppo zeitgleich erfolgen müssten.
    In den Ortschaften sollen viele Kranke und Verletzte dringend medizinische Hilfe benötigen. Wie vielen von ihnen erlaubt wird, die umstellten Orte zu verlassen, ist bislang unklar. In der Ortschaft Madaya nahe der libanesischen Grenze, die von regierungstreuen Truppen eingekesselt ist, hat man bislang keine Detailinfos zum Abzug bekommen.
    "Niemand hat mit uns kommuniziert", sagt die Aktivistin Muntaha Abdelrahman aus Madaya, "niemand hat uns gesagt, dass wir die Kranken vorbereiten sollen. Wir wissen bislang nicht einmal was von irgendwelchen Bussen. Seit neun Monaten liegen die Krankenakten der Verletzten bereit. In der Propaganda des Assad-Regimes wird behauptet, dass die Verletzten Madaya verlassen dürfen. Wir wissen aber von nichts."