Dienstag, 21. Mai 2024

Berg-Karabach
Noch keine Einigung bei Verhandlungen

Bei den ersten Gesprächen zwischen Aserbaidschan und den ethnischen Armeniern zur Zukunft Berg-Karabachs ist in wichtigen Punkten noch keine Einigung erzielt worden. Die armenische Seite will einer Entwaffnung nur bei Sicherheitsgarantien zustimmen.

21.09.2023
    Aserbaidschan, Jewlach: Vertreter der armenischen Gemeinschaft von Berg-Karabach, der aserbaidschanischen Regierung und ein Vertreter des russischen Friedenskontingents nehmen an den Gesprächen in der aserbaidschanischen Stadt Jewlach teil.
    Konflikt in Berg-Karabach (Roman Ismailov/Azerbaijan State News Agency AzERTAC/AP/dpa)
    Ein Berater der selbsternannten Regierung von Berg-Karabach sagte der Nachrichtenagentur Reuters, seine Seite habe zwar einer Feuerpause mit Aserbaidschan zugestimmt. Ungeklärt sei aber, inwiefern die in Berg-Karabach lebenden Armenier ihre Waffen abgeben. Erst seien Sicherheitsgarantien nötig. Pro-armenische Kräfte warfen der aserbaidschanischen Seite vor, die Waffenruhe zu verletzen.
    Die aserbaidschanische Präsidialverwaltung erklärte, man habe zugestimmt, Nahrungsmittel und Treibstoff für die Region bereitzustellen. Zudem habe man über die Wiedereingliederung der rund 120.000 Armenier in Berg-Karabach und die Wiederherstellung der Infrastruktur gesprochen. Eine zweite Verhandlungsrunde soll in Kürze folgen.
    Beide Seiten hatten sich in der aserbaidschanischen Stadt Yevlax getroffen.

    Armenien sieht keine Gefahr für Menschen in Berg-Karabach

    Die Regierung von Armenien sieht nach der faktischen Eroberung der Region Berg-Karabach durch Aserbaidschan keine unmittelbare Gefahr für die dort lebenden Menschen. Die Waffenruhe werde weitgehend eingehalten, es gebe nur vereinzelte Verstöße, sagte Premierminister Paschinjan in einer Fernsehansprache. Er sehe daher keine direkte Bedrohung für Zivilisten in Berg-Karabach. Laut Paschinjan stellt sich Armenien auf die Ankunft zehntausender Flüchtlinge aus der Region ein.
    In Berg-Karabach werden derzeit tausende Menschen in Sicherheit gebracht. Einheiten der russischen Armee hätten bislang rund 5.000 armenischstämmige Menschen aus besonders gefährdeten Gegenden herausgeholt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Der Menschenrechtsbeauftragte Berg-Karabachs sprach von Evakuierungen ganzer Ortschaften.

    Aserbaidschan verkündet Sieg

    Der aserbaidschanische Präsidenten Aliyev hatte gestern nach den eintägigen Kämpfen den Sieg über die armenischen Separatisten erklärt.
    Die Region gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt; eine Anfang der 1990er Jahre verkündete Unabhängigkeit wurde international nicht anerkannt. Nun werden Gräueltaten an den Karabach-Armeniern und ihre Vertreibung befürchtet. Der UNO-Sicherheitsrat berief für heute eine Dringlichkeitssitzung ein.
    Diese Nachricht wurde am 21.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.