Nach 15 Jahren als Bundestrainer will Joachim Löw im Sommer nach der Europameisterschaft sein Amt ruhen lassen. Der DFB will sich bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger Zeit lassen, betonte Manager Oliver Bierhoff auf einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Das Anforderungsprofil an einen Bundestrainer unterscheide sich nicht wesentlich von dem eines Vereinstrainers, sagte Frank Wormuth im Dlf. Wormuth ist aktuell Trainer des niederländischen Erstligisten Heracles Almelo. Vorher war der 60-Jährige sechs Jahre lang Trainer der deutschen U20-Nationalmannschaft.
"Ein Bundestrainer hat zwei Arbeitsweisen"
"Vereins- und Bundestrainer müssen die gleichen Kompetenzen mitbringen. Es gibt aber den großen Unterschied, dass ein Bundestrainer zwei Arbeitsweisen hat. Die erste Arbeitsweise sind die Freundschafts- und Qualifikationsspiele, wo er mit den Spieler nur im Regenerationsbereich arbeiten und weniger in der Entwicklung. Und der andere Bereich sind die Turniere, wo er wie ein Vereinstrainer eine Vorbereitung hat."
Erfolge als Vereinstrainer seien laut Wormuth nicht unbedingt eine Voraussetzung dafür, Bundestrainer zu werden. "Es gibt ja auch so Ausnahmetalente. Aber ich glaube schon, dass die Spitze im Fußball die Nationalmannschaft ist und da sollte man auch gegenüber den Spielern etwas vorweisen. Wenn Spieler kommen, die bereits Titel und haben und dann kommt ein Trainer ebenfalls schon etwas erreicht hat, ist das eine ganz andere Ebene miteinander zu sprechen. Deswegen hat es immer Vorteile, wenn ein Nationaltrainer Erfahrung hat, das Geschäft kennt und schon bewiesen hat, mit großen Mannschaften gearbeitet zu haben."
Anforderungen haben sich nicht geändert
Die Anforderungen an einen Bundestrainer hätten sich seit dem Amtsantritt von Joachim Löw 2004, damals noch als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann, nicht verändert. "Fußball bleibt auf dem Feld Fußball", so Wormuth. Allerdings sei das Drumherum größer geworden. "Das Betreuerteam ist größer geworden, das Medienaufkommen ist bedeutend höher, Sponsoren-Auftritte sind mehr geworden und die Spieler sind ‚mündiger‘ geworden. Sie sind mehr Unternehmen als Spieler. Also das Paket insgesamt für einen Nationaltrainer ist bedeutend größer geworden."
Der Job des Bundestrainers sei laut Wormuth "absolut reizvoll". Allerdings sei es typabhängig, wer Bundestrainer werden möchte und wer nicht. Während ein Vereinstrainer von Woche zu Woche denken müsse, habe ein Nationaltrainer immer wieder "Peaks". "Und die sind gerade in Deutschland extrem hoch. Der Druck bei einem Turnier ist enorm. Deswegen sag ich immer: Bleib Vereinstrainer so lange es geht. Und wenn du mal alt und erfahren bist und im Lot stehst, kannst Du auch mal Nationaltrainer werden."
Diplomatie hat Löw ausgemacht
Was Joachim Löw ausgemacht habe, sei seine Diplomatie, sagte Wormuth. "Er schaut sich die Sachen an, bevor er eine Entscheidung trifft." Diese Eigenschaft sollte auch der neue Bundestrainer mitbringen. "Weil wir es mit mündigen, intelligenten Spielern zu tun haben. Da können Sie nicht nach alter Schule sagen: Geh raus, friss Gras. Sondern Sie müssen mit Argumenten überzeugen und die müssen auch gut überlegt sein. Diese innere Ruhe ist eine wichtige Eigenschaft, die man sich von Joachim Löw abschauen kann."