
Es bleibe ein zentrales Problem, dass die Personen, die für diese Missstände verantwortlich seien, durch das System gedeckt würden. Das sei nicht nur ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Athlet:innen, sondern auch ein fatales Signal für die Zukunft des Sports. Die 28-Jährige hatte bereits 2020 zusammen mit anderen Gewalt und einen autoritären Umgang im Trainingsbetrieb angeprangert. In den vergangenen Tagen machten Turnerinnen wie Tabea Alt und Michelle Timm erneut auf systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch aufmerksam. Der Deutsche Turnerbund und andere Sportverbände kündigten inzwischen Untersuchungen an. Zwei Übungsleiter wurden vorläufig freigestellt.
Verein Athleten Deutschland hofft auf Aufarbeitung
Der Verein Athleten Deutschland hofft auf eine angemessene Aufarbeitung. Diese sei dem Deutschen Turner-Bund durchaus zuzutrauen. Denn nach ähnlichen Vorfällen vor mehreren Jahren am Stützpunkt in Chemnitz habe der Verband eine "Vorreiterrolle" eingenommen.
Das schrieb der stellvertretende Geschäftsführer der Athletenvertretung, Maximilian Klein, in einem Kommentar auf der Internetseite des Deutschen Olympischen Sportbunds. Das bedeute allerdings nicht, dass sich ein breit getragener Struktur- und Kulturwandel unmittelbar in den regionalen oder lokalen Ebenen des Sports bemerkbar mache. "Eine solch nachhaltige Entwicklung braucht Zeit (und Geld)." So seien beispielsweise effektive Meldesysteme nötig sowie die flächendeckende Anwendung von Standards.
"Zunächst Bekanntwerden von mehr Fällen zu erwarten"
Klein hofft dennoch, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt- und Missbrauchshandlungen im Sport in den 2030er Jahren eine "Selbstverständlichkeit" wird. Bis dahin aber könnten noch mehr Fälle ans Licht kommen. Das sei zu erwarten, wenn "intensiver an der Safe-Sport-Architektur gearbeitet wird" und die Angebote für Betroffene und Whistleblower besser würden.
Diese Nachricht wurde am 08.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.