Nahost
Exil-Künstlerin Forouhar warnt vor mehr Gewalt gegen Opposition im Iran

Die iranische Exil-Künstlerin Parastou Forouhar befürchtet nach dem Luftkrieg zwischen Israel und dem Iran ein brutaleres Vorgehen gegen die Zivilgesellschaft in der islamischen Republik. Das Regime versuche jede oppositionelle Stimme mundtot zu machen.

    Die Künstlerin Parastou Forouhar blickt nachdenklich. Sie stützt ihr Gesicht in die Hände.
    Die Künstlerin Parastou Forouhar (imago images / IPON / Stefan Boness / Ipon via www.imago-images.de)
    Forouhar sagte im Deutschlandfunk, die Menschen fühlten sich von innen und außen bedroht. Viele hätten zwar aufgeatmet, nachdem der israelische Beschuss aufgehört habe und seien in ihre Städte zurückgekehrt. Im Land gebe es aber viele Checkpoints, die Menschen würden vermehrt kontrolliert und vom Regime unter Druck gesetzt. Die Opposition im Iran sei jedoch nicht entmutigt, betonte Forouhar. Aktuell formiere sich eine Protestwelle, um die Haftbedingungen von politischen Gefangenen zu verbessern und Gefangene freizubekommen.

    Medien berichten von Verhaftungswelle

    Auch Medien berichten, dass die iranischen Behörden vermehrt willkürlich Menschen ins Visier nähmen, die sie verdächtigten, mit ausländischen Geheimdiensten zusammenzuarbeiten - vor allem mit dem israelischen Mossad. So sollen in jüngster Zeit mindestens 700 Personen festgenommen worden sein. Es sollen auch Menschen hingerichtet worden sein.
    Israel hatte den Iran am 13. Juni angegriffen und vor allem Atomanlagen und militärische Stützpunkte des Regimes bombardiert. Als Reaktion darauf beschoss der Iran Israel mit Raketen. Die USA griffen in den Krieg ein und bombardierten mehrere Atomanlagen. Inzwischen gilt eine Waffenruhe.

    Forouhar: "Viele Menschen sind paralysiert"

    Nach den israelischen und US-amerikanischen Luftangriffen seien viele Menschen im Land paralysiert, sagte Forouhar im DLF. Das Regime im Iran habe für den Schutz der Bevölkerung überhaupt keine Infrastruktur geschaffen - es gebe weder Sirenen noch Bunker oder andere Schutzräume. Dies sei selbst zu Zeiten des Krieges zwischen Iran und Irak in den 1980er Jahren besser gewesen.
    Die 1962 in Teheran geborene Künstlerin lebt seit mehr als 30 Jahren in Deutschland. 1998 wurden ihre Eltern vom iranischen Geheimdienst ermordet, sie gehörten zur oppositionellen Bewegung. Forouhar hat zunächst an der Universität Teheran Kunst studiert und anschließend an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach ein Aufbaustudium absolviert. Ihre Werke wurden in Deutschland und international ausgestellt. Von 2019 bis 2024 hatte sie eine Professur an der Kunsthochschule Mainz inne.
    Diese Nachricht wurde am 29.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.