Der Germanistik- und Philosophiestudent Max Fürenhammer ist froh, dass er sich um die Finanzierung seines Studiums an der Berliner Humboldt-Universität keine Gedanken machen muss. Er ist Stipendiat des evangelischen Studienwerkes Villigst, eines von insgesamt zwölf staatlich unterstützten Begabtenförderungswerken in Deutschland. Villigst fördert die Bildung von zukünftigen Entscheidungsträgern und Führungspersönlichkeiten, so heißt es im Leitbild. Gesellschaftliche Verantwortung und soziale Kompetenz stehen bei diesem kirchlichen Begabtenförderungswerk obenan. Max Fürenhammer weiß, dass er, gemessen an seinen Leistungen, einer der Besten ist. Doch den Begriff Elite meidet er:
"Es ist auch so, dass man sehr schnell kritisch beäugt wird, wenn man ein Stipendium hat, weil es mit diesem prekären Elitebegriff, dem die Leute sehr skeptisch gegenüberstehen, einhergeht. Auch unter den Stipendiaten wird das Elitewort tunlichst vermieden und man versucht, wenn man es nennt, tunlichst, sich im gleichen Atemzug zu distanzieren."
Ein Erklärungsversuch:
"Es ist unnatürlich. Es ist aber einfach dem Fakt geschuldet, dass der Elitebegriff lange Zeit mit einer Art Überlegenheit einherging und wir noch nicht dort angelangt sind, dass wir den unbefangen benutzen können."
Freiwilliges gesellschaftliches Engagement auch jenseits des Universitätscampus ist für Max Fürenhammer eine Verpflichtung, die eng mit dem Stipendium verknüpft ist. Die ideelle Förderung durch das Studienwerk, ob in Sommercamps, in Vorträgen oder Sozialsemestern, geht auf den Gründungsgedanken zurück. Im Jahr 1948 wurde Villigst gegründet. Es sollte ein Zeichen setzen gegen das Versagen der evangelischen Intelligenz vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Auch Olga Remisch, 28 Jahre alt, geboren in Kasachstan, ist Villigst-Stipendiatin. Nur so hat sie die Chance zur Promotion. Und doch geht es auch ihr um mehr als nur um finanzielle Unterstützung:
"Was mich bei dieser Stiftung interessiert ist eigentlich, dass dem Ganzen ein bestimmtes Menschenbild zugrunde liegt. Dass man mit seinem Wissen und Können auch gesellschaftliche Verantwortung zu tragen hat, tragen sollte, aufgrund der Erfahrung, die man in der Geschichte gemacht hat. Das merkt man ganz stark an dem Angebot der Sommerschule, der Referenten, der Promovierenden selbst, da weht so ein Geist von Engagement."
Olga Remisch lacht und winkt ab. Der Begriff Elite in eigener Sache käme ihr nie über die Lippen:
"Ich verstehe den Begriff eigentlich eher immer negativ. Also Elite als eine Gesellschaft, die ihr kulturelles Erbe sehr stark für sich schützt. Die auch alles Mögliche abschottet, um es nicht für andere zugängig zu machen. Für andere, die eigentlich auch Anspruch darauf haben könnten. Also exklusiv, verschlossen, ungerecht."
Trotzdem weiß sie, dass sie als Stipendiatin zur Elite zählt:
"Also ich hatte nie einen besonderen Konflikt damit. Weil ich das aber auch nicht in mein Selbstkonzept übernommen habe. Also für mich war das so, dass ich grundsätzlich nicht aus einem elitären Milieu komme. Ich bin eine Frau, mit Migrationshintergrund, aus einem Arbeitermilieu und habe jetzt diese Möglichkeit, in einem Milieu denken und sprechen zu können, das erst mal interessant erscheint und wenn man das Elite nennt, dann ist es so. Dann ist es aber eine zugängige Elite."
Ihr Selbstverständnis entspricht dem Leitbild der Villigst-Stiftung:
"Die Kompetenzen und das Wissen, das ich erwerbe, fließt auch in die Gesellschaft zurück, in meinem Umfeld, in dem ich wohne, in dem ich Menschen begegne."
Felix Werdermann studiert im achten Semester Politikwissenschaften am Berliner Otto-Suhr-Institut. Als Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung bekennt er sich zur politischen Nähe zur Partei Die Linke. Der Student der Freien Universität betrachtet den Begriff Elite eher nüchtern:
"Dann habe ich auf einmal eine E-Mail vom Präsidenten bekommen, dass ich jetzt auch zur Elite gehöre. Allein dadurch, dass die Universität beim Exzellenzwettbewerb gewonnen hat, soll ich jetzt auf einmal auch zur Elite gehören, obwohl ich gar nichts dafür getan habe. Das fand ich schon eher komisch. Also ich verstehe mich jetzt nicht als Elite."
Allzu oft sei der Elitegedanke verbunden mit sozialer Ungleichheit:
"Indem man sagt, wir haben eine Elite von Führungskräften in der Wirtschaft und um die zu halten müssen wir es auch akzeptieren, dass es da sehr große Unterschiede gibt. Dass die vielleicht zehnmal soviel kriegen wie der normale Arbeiter."
Er versteht sein Stipendium nicht als besondere gesellschaftliche Verpflichtung:
"Also ich freue mich darüber, dass ich das Geld kriege. Ich finde auch, dass es genug Menschen gibt, die mehr Geld kriegen und da vielleicht viel weniger für getan haben und insofern fühle ich mich nicht verpflichtet, am Ende der Gesellschaft irgendwie einen Gefallen zu tun, aber natürlich werde ich mich weiterhin engagieren, unabhängig davon, ob ich das Geld kriege oder nicht."
"Es ist auch so, dass man sehr schnell kritisch beäugt wird, wenn man ein Stipendium hat, weil es mit diesem prekären Elitebegriff, dem die Leute sehr skeptisch gegenüberstehen, einhergeht. Auch unter den Stipendiaten wird das Elitewort tunlichst vermieden und man versucht, wenn man es nennt, tunlichst, sich im gleichen Atemzug zu distanzieren."
Ein Erklärungsversuch:
"Es ist unnatürlich. Es ist aber einfach dem Fakt geschuldet, dass der Elitebegriff lange Zeit mit einer Art Überlegenheit einherging und wir noch nicht dort angelangt sind, dass wir den unbefangen benutzen können."
Freiwilliges gesellschaftliches Engagement auch jenseits des Universitätscampus ist für Max Fürenhammer eine Verpflichtung, die eng mit dem Stipendium verknüpft ist. Die ideelle Förderung durch das Studienwerk, ob in Sommercamps, in Vorträgen oder Sozialsemestern, geht auf den Gründungsgedanken zurück. Im Jahr 1948 wurde Villigst gegründet. Es sollte ein Zeichen setzen gegen das Versagen der evangelischen Intelligenz vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Auch Olga Remisch, 28 Jahre alt, geboren in Kasachstan, ist Villigst-Stipendiatin. Nur so hat sie die Chance zur Promotion. Und doch geht es auch ihr um mehr als nur um finanzielle Unterstützung:
"Was mich bei dieser Stiftung interessiert ist eigentlich, dass dem Ganzen ein bestimmtes Menschenbild zugrunde liegt. Dass man mit seinem Wissen und Können auch gesellschaftliche Verantwortung zu tragen hat, tragen sollte, aufgrund der Erfahrung, die man in der Geschichte gemacht hat. Das merkt man ganz stark an dem Angebot der Sommerschule, der Referenten, der Promovierenden selbst, da weht so ein Geist von Engagement."
Olga Remisch lacht und winkt ab. Der Begriff Elite in eigener Sache käme ihr nie über die Lippen:
"Ich verstehe den Begriff eigentlich eher immer negativ. Also Elite als eine Gesellschaft, die ihr kulturelles Erbe sehr stark für sich schützt. Die auch alles Mögliche abschottet, um es nicht für andere zugängig zu machen. Für andere, die eigentlich auch Anspruch darauf haben könnten. Also exklusiv, verschlossen, ungerecht."
Trotzdem weiß sie, dass sie als Stipendiatin zur Elite zählt:
"Also ich hatte nie einen besonderen Konflikt damit. Weil ich das aber auch nicht in mein Selbstkonzept übernommen habe. Also für mich war das so, dass ich grundsätzlich nicht aus einem elitären Milieu komme. Ich bin eine Frau, mit Migrationshintergrund, aus einem Arbeitermilieu und habe jetzt diese Möglichkeit, in einem Milieu denken und sprechen zu können, das erst mal interessant erscheint und wenn man das Elite nennt, dann ist es so. Dann ist es aber eine zugängige Elite."
Ihr Selbstverständnis entspricht dem Leitbild der Villigst-Stiftung:
"Die Kompetenzen und das Wissen, das ich erwerbe, fließt auch in die Gesellschaft zurück, in meinem Umfeld, in dem ich wohne, in dem ich Menschen begegne."
Felix Werdermann studiert im achten Semester Politikwissenschaften am Berliner Otto-Suhr-Institut. Als Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung bekennt er sich zur politischen Nähe zur Partei Die Linke. Der Student der Freien Universität betrachtet den Begriff Elite eher nüchtern:
"Dann habe ich auf einmal eine E-Mail vom Präsidenten bekommen, dass ich jetzt auch zur Elite gehöre. Allein dadurch, dass die Universität beim Exzellenzwettbewerb gewonnen hat, soll ich jetzt auf einmal auch zur Elite gehören, obwohl ich gar nichts dafür getan habe. Das fand ich schon eher komisch. Also ich verstehe mich jetzt nicht als Elite."
Allzu oft sei der Elitegedanke verbunden mit sozialer Ungleichheit:
"Indem man sagt, wir haben eine Elite von Führungskräften in der Wirtschaft und um die zu halten müssen wir es auch akzeptieren, dass es da sehr große Unterschiede gibt. Dass die vielleicht zehnmal soviel kriegen wie der normale Arbeiter."
Er versteht sein Stipendium nicht als besondere gesellschaftliche Verpflichtung:
"Also ich freue mich darüber, dass ich das Geld kriege. Ich finde auch, dass es genug Menschen gibt, die mehr Geld kriegen und da vielleicht viel weniger für getan haben und insofern fühle ich mich nicht verpflichtet, am Ende der Gesellschaft irgendwie einen Gefallen zu tun, aber natürlich werde ich mich weiterhin engagieren, unabhängig davon, ob ich das Geld kriege oder nicht."