Montag, 13. Mai 2024

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Experiment in der Cygnus-Kapsel
Was passiert bei einem Feuer auf der Raumstation?

Die Besatzung der Internationalen Raumstation fürchtet sich besonders vor einem Feuer in den Modulen. Offene Flammen bedeuten größte Gefahr. Doch bis heute ist unklar, wie genau ein Brand auf der Station abliefe – denn Flammen verhalten sich in der Schwerelosigkeit ganz anders als in einem irdischen Testlabor.

Von Dirk Lorenzen | 18.02.2017
    Die Cygnus-Kapsel neben der ISS.
    Die Cygnus-Kapsel neben der ISS. (NASA)
    Weil es im All keinen Auftrieb gibt, bleiben die heißen Abgase in der Nähe des Brandherdes. Daher läuft ein Feuer im All wohl langsamer ab als auf der Erde, wo die Abgase aufsteigen und so frischen Sauerstoff zur Flamme strömen lassen. Doch das langsamere Ausbreiten könnte auch bedeuten, dass ein Brand im All viel heißer wird als ein Feuer am Boden.
    Bisher ließen sich Experimente zu einem Brand in der Schwerelosigkeit nur in Falltürmen auf der Erde durchführen – doch dort stehen nicht einmal zehn Sekunden zur Verfügung. Feuerexperimente auf der Raumstation verbieten sich aus naheliegenden Gründen. Daher kamen die Ingenieure auf die clevere Idee, ausgediente Transportkapseln kurz vor dem Verglühen in der Erdatmosphäre für Brandversuche zu nutzen.
    Kürzlich wurde im Innern einer Cygnus-Kapsel Feuer gelegt. Die Kapsel hatte Material zur ISS gebracht und war dann wieder abgekoppelt worden. Danach wurde eine Plexiglasprobe entzündet und das Verhalten des Feuers per Video überwacht. Die Flammen breiteten sich zehnmal langsamer aus als bei einem Vergleichsbrand auf der Erde – zudem entstand viel mehr Rauch als am Boden.
    Das Forscherteam wird in den kommenden Jahren weitere Cygnus-Kapseln brennen lassen – im Interesse der Sicherheit auf der Raumstation.