
Die am Sonntag im Pariser Louvre geraubten Kronjuwelen sind nach Einschätzung des Kunstexperten Markus Keller möglicherweise für immer verloren. "Ich denke, die Täter wollen das Gold einschmelzen und Diamanten aus Geschmeiden herausbrechen", sagte der Mitarbeiter der Allianz-Versicherung dem "Tagesspiegel". Den Tätern gehe es nicht um Kunst, sondern ganz schnöde darum, Geld zu machen.
Täter waren gut vorbereitet
Keller teilte die Vermutung, dass die Täter sehr gut vorbereitet waren. "Das können die Museen nicht verhindern, weil sich die Täter einfach eine Eintrittskarte kaufen können. Dann schauen sie sich in aller Ruhe an, wie viele Wachleute vor Ort sind, welche Sicherungen vorhanden sind, wo die Kameras und die Bewegungsmelder positioniert sind." Hilfreich seien auch die Baumaßen an dem renovierungsbedürftigen Museum gewesen. "Ich finde es schon merkwürdig, dass die Täter einen riesigen Lastenkran an das Museum heranfahren konnten, ohne dass jemand einschreitet. Aber mit einem Blaumann oder einer Warnweste ist man offensichtlich gut getarnt", so Keller.
Frankreichs Rechnungshof kritisiert mangelnde Sicherheit des Louvre
Schon vor dem Einbruch hatte es Warnungen gegeben, dass es Probleme mit der Sicherheit im Louvre gibt. Frankreichs Rechnungshof prangert "erhebliche Verzögerungen bei der Anpassung der technischen Anlagen (im Louvre) an die geltenden Normen" an, wie es in einem noch unveröffentlichten Bericht heißt, aus dem unter anderem der Sender LCI zitierte. "Aufgrund der andauernden Verschiebung des Masterplans zur Modernisierung der Sicherheitsausrüstung erfolgt die Installation von Kameras im Wesentlichen nur im Rahmen von Umbauarbeiten in den Sälen", heißt es in dem Bericht. Nur ein Drittel der Ausstellungssäle verfüge über Kameraüberwachung. Zudem wurde laut Rechnungshof zu wenig Geld in die Sicherheit investiert. Das Museum beherbergt rund 35.000 Kunstwerke auf 73.000 Quadratmetern Fläche.
Regierung räumt Versäumnisse ein
Die Direktorin des Louvre hatte nach dem Einbruch am Sonntag erklärt, dass sie nach der Übernahme ihres Postens im Jahr 2021 auf bessere Sicherheitsvorkehrungen gepocht habe. Dies bestätigte Frankreichs Kulturministerin Dati: Demnach hatte die Direktorin etwa vor zwei Jahren um eine Sicherheitsüberprüfung bei den Polizeipräfekten gebeten. Justizminister Darmanin räumte in einem Interview Versäumnisse der französischen Regierung bei der Sicherung der Museen des Landes ein.
Louvre-Einbrechern drohen 15 Jahre Haft
Am Sonntag hatten vier unbekannte Täter insgesamt acht historische Schmuckstücke von unschätzbarem Wert aus dem Louvre gestohlen - darunter mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte, deutet zum jetzigen Zeitpunkt alles auf die organisierte Kriminalität hin. Die Tat werde nicht als Raubüberfall, sondern als Einbruchdiebstahl bewertet. Den Tätern drohen demnach bis zu 15 Jahre Haft. Dass der Coup von einem ausländischen Staat aus eingefädelt sein könnte, schlossen die Ermittler aus.
Einbruch dauerte nur Minuten
Die Polizei geht nach eigenen Angaben von vier Tätern aus. Diese seien maskiert gewesen und hätten mit einem Lkw samt Hebebühne an der Seite des Museums geparkt und Warnkegel an der Straße aufgestellt. Während zwei der Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock des Museums. Dort zerstörten sie mit einem Trennschleifer eine Scheibe und gelangten so in den Ausstellungsraum, die "Galerie d'Apollon". Fünf Museumsmitarbeiter, die sich in der Nähe befanden, hätten sofort reagiert, betonte das Kulturministerium. Die Täter flüchteten nach wenigen Minuten.
Diese Nachricht wurde am 21.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.