"Tag der Leichten Sprache"
Experten fordern deutlich mehr Angebote

Zum bevorstehenden Tag der Leichten Sprache am 28. Mai fordern Expertinnen und Experten ein deutlich größeres Angebot in diesem Bereich. Sie weisen darauf hin, dass Leichte Sprache die Kommunikation im Alltag für Millionen Menschen in Deutschland vereinfachen könnte.

24.05.2024
    Eine Mitarbeiterin vom Büro für Leichte Sprache sitzt in der Hochschule Osnabrück vor einem Computermonitor - fotografiert mit einem "Wörterbuch für Leichte Sprache".
    Expertinnen und Experten fordern deutlich mehr Angebote in Leichter Sprache. (picture alliance / dpa / Friso Gentsch)
    Die Leichte Sprache gilt den Experten zufolge dabei als Schlüssel für eine inklusive Kommunikation. Nach Angaben der Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen ermöglicht sie Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, Teilhabe und Selbstbestimmung. Zur Zielgruppe gehören etwa Personen mit geistiger Behinderung oder Demenz, mit Lernschwierigkeiten oder geringen Deutschkenntnissen - und alle, die Probleme mit komplizierten Texten wie Behördenschreiben haben. Leichte Sprache sei aber noch zu wenig verbreitet. Von der Lebenshilfe NRW heißt es deshalb, man appelliere an Behörden und private Unternehmen, verstärkt auf eine leicht verständliche Kommunikation für alle zu setzen.

    Fremdwörter und Fachbegriffe können oft ersetzt werden 

    Leichte Sprache ist kein geschützter Begriff. Das Netzwerk Leichte Sprache - ein Verein in Berlin - hat aber entsprechende Empfehlungen vorgelegt: Auf Fremd- und Fachwörter oder lange Sätze etwa solle verzichtet werden. Wichtig sei zudem, dass man Menschen, die darauf angewiesen seien, an der Prüfung von Texten auf deren Verständlichkeit beteilige. Das Bundessozialministerium hat zusammen mit dem Netzwerk einen Ratgeber erstellt. Immer mehr Institute, Behörden oder Ministerien bieten inzwischen auch Informationen in Leichter Sprache an. 

    Wie funktioniert Leichte Sprache? 

    Die Sätze sind kurz. In jedem Satz steckt nur eine Information, komplizierte Wörter und Abkürzungen werden erklärt. Als Faustregel beschreibt die Kölner Sprachwissenschaftlerin Bettina Bock: "So einfach wie nötig und so verständlich wie möglich." Die Texte sollten von der Zielgruppe sofort erkannt werden, aber die Vereinfachung zugleich "so unauffällig wie möglich verfasst sein, damit sie kein Stigmatisierungspotenzial bieten". Es brauche Fingerspitzengefühl bei der Formulierung - wer Leichte Sprache nutze, wolle und dürfe nicht als "dumm" markiert werden.

    Angebot ist bisher noch gering

    Experten kritisieren, dass es in Deutschland bisher keine klare und verpflichtende Gesetzgebung zum Thema Leichte Sprache gibt. Laut Studien sei von etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland auszugehen, die eine leichte oder einfache Sprache benötigten. Das Angebot sei noch zu gering und thematisch eingeschränkt. Menschen aus der Zielgruppe hätten zudem in Deutschland nach wie vor keinen Rechtsanspruch auf Leichte Sprache im Alltag - weder beim Arztbesuch, auf dem Amt oder bei Nachrichten in den Medien.
    Auch der Deutschlandfunk bietet ein Angebot in Einacher Sprache. Sie finden es unter nachrichtenleicht.de.
    Diese Nachricht wurde am 24.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.