Bis Donnerstag treffen sich deutsche IT-Fachleute auf Einladung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik BSI zum 9. Deutscher IT-Sicherheitskongress in der Stadthalle Bonn. Traditionelles Thema ist dabei natürlich der Zoo an digitalem Gewürm, das inzwischen nicht nur Computer, sondern auch Mobiltelefone heimsucht und damit den Ärger und Schaden bei den Anwendern in neue Höhen schraubt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr klar bei der Biometrie, die das Lager der Teilnehmer erkennbar spaltet. Schon ab kommendem Herbst, so der erklärte Wille der Bundesregierung, sollen erste Körpererkennungsmerkmale in digitaler Form Einzug in den Reisepass halten. Spätestens Mitte kommenden Jahres, das sieht eine entsprechende Richtlinie der Europäischen Union vor, müssen sämtliche Reisepässe mit derartigen Informationen ausgerüstet sein. Weiterer Druck zur Biometrieeinführung kommt aus den USA, die ab 26. Oktober von Reisenden, die derzeit kein Visum zur Einreise benötigen, dann einen derart ausgestatteten Pass verlangen - also auch von Deutschen. Sollte das Reisedokument bis dahin nicht verfügbar sein, trifft die Visumspflicht auch Bürger "befreundeter" Staaten.
Dieser Termin sei viel zu früh, halten Kritiker wie etwa der ursprünglich geladene Gastredner Professor Andreas Pfitzmann von der Technischen Universität Dresden dagegen. Diesen Standpunkt konnte Pfitzmann allerdings in Bonn nicht vertreten, hatte ihn doch der Veranstalter kurzerhand fünf Wochen vor der Tagung kurzerhand wieder ausgeladen. Die offizielle Begründung für diese höchst ungewöhnliche Maßnahme des BSI lautete, man habe aus aktuellem Anlass kurzfristig ein anderes Thema auf diesen Platz der Agenda setzen müssen. Zwar gilt sicherlich auch die derart aufgerückte Meldung, chinesischen Informatikern sei gelungen, die Kollisionsberechnung beim kryptographischen Standard-Hash-Verfahren SHA1 zu verringern, auf einem solchen Treffen als diskussionswürdig. Pfitzmann selbst genügt diese Ausrede indes nicht - er spricht unverblümt von Zensur und glaubt, dass seine Erkenntnisse eben nicht zu der politischen Linie des Amtes passten. Das mag einleuchten, denn angesichts des pressierenden Termindruckes dürften die Verantwortlichen in Berlin sowie im Bonner Amt kaum begeistert sein, zu hören, was Experten ihnen dazu zu sagen haben. Denn, so argumentieren Skeptiker wie Pfitzmann, die Fehlerquote liege bei den verfügbaren biometrischen Methoden noch viel zu hoch, um zuverlässige Aussagen im breiten Einsatz liefern zu können.
Nach dem aktuellen Stand der Entwicklung würde ein biometrisches Merkmal alleine - wie etwa ein Fingerabdruck nicht ausreichen, um eine Identität zweifelsfrei belegen zu können. Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kam übrigens auch eine Studie der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) vom vergangenen Frühjahr. Ihr knappes Credo: Biometrie ist noch nicht für den Masseneinsatz geeignet. Zurückhaltend äußerten sich ebenfalls Vertreter des zuständigen Bundesinnenministeriums etwa zu der Erprobung der Biomaterie auf freiwilliger Basis am Frankfurter Flughafen. Hier gebe es noch keine belastbare Aussage darüber, wie hoch die Fehlerquote dabei liege. Außerdem, setzt der geschmähte Computerwissenschaftler aus Dresden zu, ließen sich Fingerabdrücke relativ einfach fälschen und die Sensoren überlisten. Pfitzmann kritisiert überdies die Herangehensweise der Fingerabdruckerkennung: Neben dem ererbten Merkmal der Fingerkuppenlinien müssten auch erworbene Veränderungen wie etwa Schnittnarben identifiziert werden. Dies geschehe allerdings nicht, es werde lediglich eine Summe an Merkmalen gemessen. Sicher scheint also lediglich zu sein, dass dieses Thema in Bonn und darüber hinaus auch weiterhin stark in der Diskussion stehen wird.
[Quelle: Claudia Sanders]
Dieser Termin sei viel zu früh, halten Kritiker wie etwa der ursprünglich geladene Gastredner Professor Andreas Pfitzmann von der Technischen Universität Dresden dagegen. Diesen Standpunkt konnte Pfitzmann allerdings in Bonn nicht vertreten, hatte ihn doch der Veranstalter kurzerhand fünf Wochen vor der Tagung kurzerhand wieder ausgeladen. Die offizielle Begründung für diese höchst ungewöhnliche Maßnahme des BSI lautete, man habe aus aktuellem Anlass kurzfristig ein anderes Thema auf diesen Platz der Agenda setzen müssen. Zwar gilt sicherlich auch die derart aufgerückte Meldung, chinesischen Informatikern sei gelungen, die Kollisionsberechnung beim kryptographischen Standard-Hash-Verfahren SHA1 zu verringern, auf einem solchen Treffen als diskussionswürdig. Pfitzmann selbst genügt diese Ausrede indes nicht - er spricht unverblümt von Zensur und glaubt, dass seine Erkenntnisse eben nicht zu der politischen Linie des Amtes passten. Das mag einleuchten, denn angesichts des pressierenden Termindruckes dürften die Verantwortlichen in Berlin sowie im Bonner Amt kaum begeistert sein, zu hören, was Experten ihnen dazu zu sagen haben. Denn, so argumentieren Skeptiker wie Pfitzmann, die Fehlerquote liege bei den verfügbaren biometrischen Methoden noch viel zu hoch, um zuverlässige Aussagen im breiten Einsatz liefern zu können.
Nach dem aktuellen Stand der Entwicklung würde ein biometrisches Merkmal alleine - wie etwa ein Fingerabdruck nicht ausreichen, um eine Identität zweifelsfrei belegen zu können. Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kam übrigens auch eine Studie der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) vom vergangenen Frühjahr. Ihr knappes Credo: Biometrie ist noch nicht für den Masseneinsatz geeignet. Zurückhaltend äußerten sich ebenfalls Vertreter des zuständigen Bundesinnenministeriums etwa zu der Erprobung der Biomaterie auf freiwilliger Basis am Frankfurter Flughafen. Hier gebe es noch keine belastbare Aussage darüber, wie hoch die Fehlerquote dabei liege. Außerdem, setzt der geschmähte Computerwissenschaftler aus Dresden zu, ließen sich Fingerabdrücke relativ einfach fälschen und die Sensoren überlisten. Pfitzmann kritisiert überdies die Herangehensweise der Fingerabdruckerkennung: Neben dem ererbten Merkmal der Fingerkuppenlinien müssten auch erworbene Veränderungen wie etwa Schnittnarben identifiziert werden. Dies geschehe allerdings nicht, es werde lediglich eine Summe an Merkmalen gemessen. Sicher scheint also lediglich zu sein, dass dieses Thema in Bonn und darüber hinaus auch weiterhin stark in der Diskussion stehen wird.
[Quelle: Claudia Sanders]