Dienstag, 07. Mai 2024

Landwirtschaft
Experten sehen in hohen Kakao-Preisen eine Chance für Verbesserungen in der Branche

In Brüssel beginnt die fünfte Welt-Kakao-Konferenz, bei der es auch um die Preisentwicklungen beim Rohstoff Kakao geht. Die in jüngster Zeit stark gestiegenen Kakaopreise bieten nach Ansicht von Ökonomen die Chance für eine nachhaltige Umstrukturierung der Schokoladenindustrie. Eine verbesserte finanzielle Situation der Bauern könne letztlich dazu beitragen, Kinderarbeit zu reduzieren.

21.04.2024
    Zwei Hände halten die verschiedenen Verarbeitungsstufen von der Kakao-Frucht bis hin zur fertigen Schokolade in die Kamera.
    Die Kakaoherstellung ist eine langwierige Angelegenheit (Symbolbild). (imago / Pond5 Images)
    Die Kundschaft gewöhne sich jetzt zwangsläufig an höhere Preise, sagte der Forscher am Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene, Friedel Hütz-Adams, dem Evangelischen Pressedienst. Das biete den Firmen die Möglichkeit für langfristige Verträge mit Bäuerinnen und Bauern, die den Familien höhere Einkommen sicherten. Angesichts von 1,5 Millionen arbeitenden Kindern auf Kakao-Plantagen allein in Ghana und der Elfenbeinküste sei dies auch dringend nötig. Ohne deutlich höhere Einkommen werde man die Kinderarbeit nicht in den Griff kriegen.

    Mehrere Gründe für starken Preisanstieg

    Das durch den Klimawandel verstärkte Wetterphänomen El Niño sowie Krankheiten der Bäume haben zuletzt zu großen Einbußen bei der Kakao-Ernte und einem niedrigen Angebot geführt. Der Preis für den Rohstoff hat sich binnen Jahresfrist auf über 10.000 US-Dollar pro Tonne vervierfacht. Nach Ansicht von Ökonom Hütz-Adams liegt dies auch an Spekulationen an der Börse. Da die Bauern einen Großteil ihrer jüngsten Ernte vor dem Preisanstieg verkauft hätten, könnten sie davon kaum profitieren.

    Positive Signale

    Verbesserungen in der Branche werden dem Experten zufolge derzeit von neuen Gesetzen begünstigt. So greife Ende des Jahres die EU-Entwaldungsverordnung, mit der bei der Produktion von Rohstoffen wie Soja, Fleisch und Kakao die Zerstörung von Wald reduziert werden soll. Unternehmen könnten sich demnach bei den Themen Kinderarbeit und Ausbeutung nicht mehr damit herausreden, dass sie nicht wüssten, woher der Kakao stamme. Denn ohne die Herkunft zu kennen, sei kein Nachweis über entwaldungsfreien Anbau möglich.
    Zudem werden mit dem Lieferkettengesetz, das in Deutschland bereits in Kraft sei und auf EU-Ebene demnächst eingeführt werde, auch die Einhaltung von Menschenrechten verlangt.

    Preisentwicklung bleibt unklar

    Höhere Einkommen für die Kakao-Produzenten müssen Hütz-Adams zufolge allerdings nicht automatisch höhere Schokoladenpreise bedeuten. Denn vom Verkaufspreis einer Tafel Vollmilchschokolade gingen nur etwa fünf Cent an die Bäuerinnen und Bauern. Eine Verdoppelung dessen, was bei ihnen ankomme, mache die Schokolade nicht signifikant teurer. Gleichzeitig setzten die Unternehmen die Preise für die Schokolade losgelöst vom Kakao-Preis hoch.
    Diese Nachricht wurde am 21.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.