Samstag, 27. April 2024

Archiv

Expertenkommission Forschung und Innovation
Deutsche Unternehmen international nur Mittelmaß

Um die Forschung, Innovation und technologische Leistungsfähigkeit ist es in Deutschland nicht besonders gut bestellt. Zu diesem Ergebnis kommt das Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Die Kommission wird heute ihr Jahresgutachten 2016 der Bundeskanzlerin Angela Merkel überreichen.

Von Anja Nehls | 17.02.2016
    Ein Serviceroboter wird am 3.6.2014 auf der Messe Automatica in München präsentiert.
    Potenzial im Bereich der Serviceroboter werden nicht ausgenutzt. (picture-alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Um die Forschung, Innovation und technologische Leistungsfähigkeit ist es in Deutschland nicht besonders gut bestellt. Zu diesem Ergebnis kommt das Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation. Ein Beispiel dafür sei die digitale Wirtschaft. Deutsche Unternehmen sind im internationalen Vergleich allenfalls Mittelmaß, sagt Dietmar Harhoff vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb und Mitglied der Expertenkommission. Er fordert, das Verständnis für digitale Wirtschaft und Geschäftsmodelle, bereits bei Kindern und Jugendlichen stärker zu fördern:
    "Zunächst einmal in jungen Jahren der Umgang mit Daten, der Umgang mit Technologie, das Bilden von Selbstvertrauen, damit junge Menschen sinnvolle Entscheidungen treffen können, wie sie mit ihren Daten umgehen und nicht einfach naiv alles ins Internet stellen."
    Datenschutzstandards müssen zudem verbessert und überwacht werden, damit die Möglichkeiten der IT gefahrlos genutzt werden können. Kleine und mittelständische Unternehmen sind bei uns deshalb zurückhaltend beim Verwenden von Cloud Computing, also ausgelagerten Datenwolken und Big Data für die Auswertung großer Datenmengen. Gerade diese Unternehmen müssten aber stärker in ihrer Innovationsbereitschaft und im Bereich der eigenen Forschung unterstützt werden, so Harhoff. Die Expertenkommission empfiehlt:
    "Eine steuerliche Forschungsförderung vorzusehen, bei der ein Mittelständler, ohne einen Antrag zu schreiben - denn solche Anträge zu schreiben kostet viel Zeit und die Personen, die das machen können sind bei einem mittelständischen Unternehmer üblicherweise nicht da, also steuerliche Förderung, bei der ein bestimmter Teil des Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen des Unternehmens von der Steuerschuld abziehbar ist."
    Potenzial im Bereich der Serviceroboter
    In vielen Ländern gibt es so etwas bereits. Länder wie Japan, Korea, China oder die USA seien auch in der technologischen Entwicklung von Robotern weiter, so Kommissionsmitglied Ingrid Ott vom Karlsruher Institut für Technologie. Bei uns werden immer noch 60 Prozent der Industrieroboter ausschließlich in der Autoproduktion eingesetzt. Potenziale steckten aber vor allem im Bereich Serviceroboter, die im boomenden Dienstleistungsbereich eingesetzt werden können – und zwar sowohl im gewerblichen, als auch im privaten Bereich:
    "Im privaten Bereich sind es viel zum Beispiel Staubsaugerroboter, Roboter, die zum Beispiel Pools reinigen, das sind so Dinge, die man sich vorstellen kann. Im gewerblichen Bereich, da denke ich ist wesentlich zu beobachten die Medizintechnik, Chirurgie ist ein Bereich, Logistik ist ein ganz großer Bereich, wo es Möglichkeiten gibt."
    Bis hin zu Robotern, die die Pflege älterer Menschen unterstützten und die in Japan bereits viel verbreiteter und weiter entwickelt sind, als bei uns.
    E-Government
    Wichtig findet die Expertenkommission auch, dass in Deutschland das sogenannte E-Government, also das elektronische Verwalten und Regieren, viel stärker vorangetrieben wird, als bisher. Gerade in der aktuellen Flüchtlingskrise machten sich die jahrelangen Versäumnisse und Defizite in der digitalen Vernetzung der IT-Systeme von Bund, Ländern und Gemeinden nun bereits stark bemerkbar.