Das hochdynamische Infektionsgeschehen erfordere aktuell eine Beibehaltung und strikte Umsetzung der bisherigen Maßnahmen, heißt es in der dritten Stellungnahme des Expertenrats. Wenn infolge weiter steigender Inzidenzen kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht würden, könnten weitergehende Maßnahmen zur Infektionskontrolle nötig werden. Wörtlich heißt es: "Diese sollten daher jetzt so vorbereitet werden, dass sie ohne Verzögerung umgesetzt werden können."
Sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen seien notwendig, um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur zu schützen, heißt es in der einstimmig gefassten Empfehlung der 19 Ratsmitglieder. Auf eine Intensivierung der Booster-Kampagne sei daher Wert zu legen.
Sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen seien notwendig, um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur zu schützen, heißt es in der einstimmig gefassten Empfehlung der 19 Ratsmitglieder. Auf eine Intensivierung der Booster-Kampagne sei daher Wert zu legen.
Steiler Anstieg in Deutschland zunächst verlangsamt - allerdings regionale Sieben-Tage-Inzidenzen im Tausender-Bereich erwartet
Durch die bestehende Kontaktreduktionen und das besonnene Verhalten der Bürger sei der international beobachtete steile Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland zunächst verlangsamt worden, heißt es weiter. Der Expertenrat erwartet aber einen weiteren Anstieg. In der Spitze könnten Sieben-Tages-Inzidenzen "von mehreren Tausend regional erreicht werden". Das Ausmaß der Klinikbelastung werde entscheidend von den Inzidenzen bei ungeimpften Erwachsenen und den über 50-Jährigen abhängen. Noch seien diese vergleichsweise niedrig. Die Omikron-Variante breite sich bisher vor allem in den jüngeren Bevölkerungsgruppen mit vielen Kontakten aus. Jedoch seien in der Vergangenheit die Infektionen aus anderen Teilen der Bevölkerung in die Gruppe der Älteren eingetragen worden. Zudem bestehe auch bei den über 50-Jährigen weiterhin eine zu große Impflücke.
"Der ExpertInnenrat erwartet einen weiteren Anstieg der Infektionszahlen, und es können in der Spitze 7-Tages-Inzidenzen von mehreren Tausend regional erreicht werden." (Zitat aus der dritten Stellungnahme des Gremiums)
Die Hospitalisierungsrate werde niedriger als bei der Delta-Variante erwartet, müsste aber etwa um den Faktor 10 niedriger liegen als im vergangenen Winter, um die erwartete hohe Fallzahl zu kompensieren und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Von einer derart starken Reduktion sei aktuell trotz Impfungen nicht auszugehen. Entsprechend seien bei weiter steigenden Inzidenzen sehr viele Krankenhausaufnahmen zu erwarten, schreibt der Corona-Expertenrat. Zudem "fallen regional in Deutschland bereits an einigen Kliniken viele MitarbeiterInnen durch Infektionen mit der Omikron-Variante und durch Quarantäne aus". Vereinzelt komme es auch bereits zu Lieferengpässen bei medizinischen Gütern.
Expertenrat: Mit Zunahme der Bevölkerungsimmunität und abnehmenden Infektions- und Klinikeinweisungszahlen Kontaktbeschränkungen stufenweise zurückfahren
Der Corona-Expertenrat betont aber auch, dass mit Zunahme der Grundimmunität in der Bevölkerung und Abnahme der Neuinfektionszahlen und Hospitalisierungsinzidenzen die Kontaktbeschränkungen wieder stufenweise zurückgefahren werden sollten. Langfristig sei es dringend erforderlich, "die verbliebenen Immunitätslücken in der Gesellschaft durch Impfungen zu schließen, da ansonsten zyklisch mit erneuten starken Infektions- und Erkrankungswellen zu rechnen ist".
Erste Tagung des Expertenrats im Dezember 2021
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung trat erstmals virtuell im Dezember 2021 zusammen und tagt seither wöchentlich. Bundeskanzler Scholz (SPD) hatte es Ende November bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags mit Grünen und FDP angekündigt: Im Kanzleramt werde neben einem ständigen Krisenstab auch eine Expertengruppe eingerichtet. Teil dieser Gruppe sind Virologen, Epidemiologen, Soziologen und Psychologen sowie weitere Fachleute. Diese sollen die Corona-Lage beurteilen und an die Regierung berichten. Laut Scholz ist es auch Ziel des Expertengremiums, Mutationen zu beurteilen und die jeweilige Entwicklung in der Pandemie genau verfolgen, um den richtigen Moment zum politischen Eingreifen nicht zu verpassen.
So setzt sich der Corona-Expertenrat zusammen
Christian Drosten
Chefvirologe der Berliner Charité
Hendrik Streeck
Leiter des Virologischen Instituts der Universitätsklinik Bonn
Melanie Brinkmann
Virologin vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Thomas Mertens
Vorsitzender der Ständigen Impfkommission
Alena Buyx
Vorsitzende des Deutschen Ethikrates
Lothar Wieler
Präsident des Robert Koch-Instituts
Viola Priesemann
Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation
Christian Karagiannidis
Wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters
Hier die weiteren Mitglieder der Expertengruppe
- Christine Falk (Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie)
- Michael Meyer-Hermann (Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)
- Leif Erik Sander (Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfforschung der Charité)
- Johannes Niessen (Leiter Gesundheitsamt Köln)
- Reinhard Berner (Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Dresden)
- Cornelia Betsch (Inhaberin der DFG Heisenberg-Professur of Health Communication an der Universität Erfurt)
- Jörg Dötsch (Präsident Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin)
- Ralph Hertwig (Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung)
- Lars Kaderali (Institut für Bioinformatik an der Universitätsmedizin Greifswald)
- Heyo Kroemer (Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité)
- Stefan Sternberg (Landrat von Ludwigslust-Parchim)