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Exportschlager aus Frankreich

In China übergab man in den Achtzigerjahren dem damaligen französischen Staatspräsidenten Giscard D`Estaing fünf Schweine. Der Präsident konnte allerdings nichts damit anfangen. Bei einem Bauer in der Bretagne fanden die fünf chinesischen Schweine eine neue Heimat. Der Nachwuchs dieser Schweine ist jetzt ein Exportschlager.

Von Isa-Maria Kuhn |
    Die asiatischen Schweine namens Meisham sind äußerst fruchtbar. Sie bekommen bis zu 40 Ferkel im Jahr. Zum Vergleich: ein herkömmliches Muttertier wirft im Schnitt 24 Junge. Das Fleisch der vitalen Tiere aus dem fernen Osten aber ist sehr fett und entspricht nicht dem Wunsch der Verbraucher.

    Der findige Landwirt aus der Bretagne hatte das Geschenk aus China damals also mit Edelschweinen aus Frankreich gepaart. Noemi heißt die französisch-asiatische Kreuzung, was so viel bedeutet wie die Fruchtbare. Und mittlerweile werden die Mischlinge aus Frankreich sogar exportiert. Sauenhalter Peter Höper aus dem Schleswig-Holsteinischen Martensrade setzt hohe Erwartungen in die Neuen in seinem Stall:

    "Sie haben ein bis zwei Zitzen mehr. Das konnten wir schon deutlich sehen. Wir erhoffen uns von dieser Sau, dass sie deutlich mehr Ferkel bringt, damit wir mehr gesunde Ferkel an den Mäster verkaufen können. "

    Nun mögen Tierschützer kritisieren, dass die Kühe immer mehr Milch und die Sauen immer mehr Ferkel werfen sollen. Landwirt Peter Höper, der die Jungsauen zur Ferkelproduktion an seine Berufskollegen weiterverkaufen möchte, sieht das gelassen:

    "Der Verbraucher verlangt gesundes Fleisch und er verlangt, dass es kostengünstig produziert wird. Der Ferkelerzeuger lebt von den verkauften Stückzahlen an Ferkeln und die müssen auch kostengünstig produziert werden."

    Äußerlich sehen Naimas wie jedes andere Borstenvieh aus. Ähnlich groß, rosa, mit Schlappohren und Ringelschwanz ausgestattet. Landwirt Höper sagt, dass die Neuentdeckung aus Frankreich auch gesund ist:

    "Das haben wir auch schon bei den Ferkeln gesehen, sie sind im Vergleich zu den bisherigen mindestens genauso vital. "

    Auch der 62-jährige Christian Jahnsen aus Hoheneichen bei Kiel hält die neue Züchtung in seinem Stall. Er sagt, dass das Wesen der Tiere trotz des Zuchtfortschritts nicht auf der Strecke geblieben ist:

    "Das ist ja der Hintergrund, dass da auf Stressstabilität gezüchtet wird. Und unsere Sauen sind reinerbig stressstabil. Dann gibt es auch keine Rangkämpfe. Die Tiere sind gut zu halten. "

    Die Berufskollegen von Jahnsen und Höper sind gespannt auf die neue Züchtung aus Frankreich. Erste Ferkelerzeuger aus Schleswig-Holstein haben sich schon bei den beiden gemeldet und wollen Tiere kaufen. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist allerdings skeptisch, denn über die Naimas und andere Kreuzungen gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse.

    Die Bauern würden derzeit viel herumprobieren, um ihre angespannte Einkommenssituation zu verbessern, heißt es. Für den Verbraucher ändert sich beim Schlachter erst mal nichts. Das Fleisch der Naimas soll nach Angaben des Züchterverbandes genauso schmecken wie alles, was er bisher gekauft hat.