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Extrablatt für Bachelor und Master

Im so genannten Bologna-Prozess haben sich 40 europäische Bildungsminister darauf festgelegt, bis 2010 in ihren Ländern flächendeckend die internationalen Abschlüsse des Bachelor und Master einzuführen. Das Ziel ist ein Studium ohne Grenzen in ganz Europa. Damit die Studienleistungen überall verstanden werden, soll es schon zum Ende dieses Jahres so genannte Diploma Supplements geben, einen mehrseitigen Begleittext, der in Deutsch und Englisch den Abschlusszeugnissen beigefügt wird, sagt der Professor für Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Osnabrück, Volker Gehmlich:

Von Werner Nording | 09.02.2005
    Das Ganze erklärt, was die Urkunde ist, welche Qualifikation damit erworben ist, letztendlich auch, auf welchem Niveau diese Urkunde steht, was wiederum wichtig ist, wenn ein Arbeitgeber oder eine andere Universität diese Qualifikation liest, dass sie sehen, wozu berechtigt das normalerweise in diesem System. Was kann der Studierte oder Graduierte, welchen Arbeitsplatz kann er einnehmen oder für welchen Studiengang kann er zugelassen werden.

    Die Fachhochschule Osnabrück und die Technische Universität in Dresden waren die Modellhochschulen, wo dieser Zeugniszusatz entwickelt wurde. Die beigefügten Seiten beschreiben ein Diplom anhand einer vorgegebenen Struktur, die europaweit verstanden wird. Wechselt ein Absolvent in ein anderes Land, können Hochschulen und Arbeitgeber sich auch dort sofort ein Bild von seiner Qualifikation machen.

    Wenn wir sagen, ein Bachelor in Englisch oder Betriebswirtschaft, darunter versteht man in den 40 Bologna-Staaten nicht immer das Identische und dieser Zusatz erklärt nun wirklich, was der Studierende kann, so dass ein Arbeitgeber auch eine bessre Vorstellung hat, wer sich da bei ihm bewirbt. Viele Absolventen, die an ausländische Hochschulen gehen oder im europäischen Raum einen Arbeitsplatz annehmen, da wird es einfach verlangt.

    Für die Studierenden ist der Zusatz kostenlos. Die Ergänzung soll ihnen vielmehr helfen, dass ihre Zeugnisse überall verstanden werden. Nicht nur die Abschlussnoten werden erklärt, auch das jeweilige Bildungssystem wird kurz dargestellt.

    Für die Hochschulen bedeutet das einen erheblichen Mehraufwand, wenn für jedes Zeugnis ein erklärendes Ergänzungsschreiben aufgesetzt werden muss. Susanne Lippold, Referentin für Lehre, Weiterbildung und Medien an der Universität Bochum empfiehlt deshalb, alle Daten so zu erfassen, dass damit möglichst wenig Arbeit für die einzelnen Beteiligten verbunden ist.

    Wir machen das, indem wir den Studienverlauf weitgehend automatisiert dokumentieren lassen, d.h. Studierende melden sich online zu den Veranstaltungen an, wenn die Veranstaltung absolviert ist, dann gibt der Lehrende die Note ein und es fällt dann nicht mehr so viel Arbeit am Ende beim Prüfungsamt an. Kinderkrankheiten waren, dass wir unterschätzt haben, welche Arbeit in der Erstellung des Diploma Supplements steckt, wir haben gedacht, wir kaufen eine Prüfungsverwaltungs-Software und die macht das für uns.

    Die Hochschulrektorenkonferenz hat eigens eine Servicestelle eingerichtet, bei der sich die Hochschulen kostenlosen Rat für die Einführung des Diploma Supplements holen können. Die Unterstützung ist nötig, denn erst 13 Prozent aller Hochschulen in Deutschland stellen die Zusatzzeugnisse aus. Und bis zum Jahresende bleibt nicht mehr viel Zeit. In Europa liegen die skandinavischen Länder bei der Umsetzung dieser Bologna-Absprache vorn. Auch Belgien belegt einen Spitzenplatz. Deutschland dürfte einen Zahn zulegen, meint Eva Chvalova von der Servicestelle. Langsam scheinen aber auch die deutschen Hochschulen aufzuwachen. Eine Informationsveranstaltung in Hamburg war bis zum letzten Platz besetzt.

    Wir hatten heute über 160 Teilnehmer hier, die aus unterschiedlichen Zielgruppen an der Hochschule kommen. Da sind Mitarbeiter aus dem Prüfungsamt, aus dem Akademischen Auslandsamt, Studiendekane, Studierende, Vertreter der einzelnen Fächer. Es werden noch zwei Tagungen stattfinden, die eine nächste Woche am 17. Februar an der Fachhochschule München und die letzte Tagung am 28. Februar in Leipzig.