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Exzellent, aber vertrieben

Die Mehrzahl der deutschen Hochschulen wäre froh, wenn sie die hätte: Drei Professoren, die im Rahmen der Exzellenzinitiative an einem erfolgreichen Cluster der Nachbaruniversität beteilt sind. Doch weil die Universität Mannheim sich künftig ausschließlich auf ihre wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Kompetenzen konzentrieren will, sollen die Technischen Informatiker abgewickelt werden - und das, obwohl drei von sieben der Professoren des Instituts am erfolgreichen Cluster "zelluläre Netzwerke" der Nachbaruniversität Heidelberg beteiligt sind.

Von Ludger Fittkau |
    " Die Leistungen der Technischen Informatik stehen überhaupt nicht in Frage, das hat niemand vom Rektorat oder andere Teile der Universität bislang in Frage gestellt, dass hier sehr, sehr gute Leistungen vollbracht werden. "

    Doch es sei eben eine unpassende Exzellenz, die hier geleistet werde, so Achim Fischer, der Pressesprecher der Uni Mannheim. Denn es geht beispielsweise um die Verbesserung technischer Geräte wie Mikroskope oder von Computerdarstellungen in der Biotechnologie, die die Mannheimer Informatiker zum Exzellenzcluster der Heidelberger Nachbaruniversität beitragen. Doch die Unileitung in Mannheim versucht zurzeit, die gesamte Hochschule auf die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auszurichten. Da muss eben auch die Spitzenforschung aus der Technischen Informatik weichen. Grundsätzlich sei das auch kein Problem, so Professor Peter Fischer, der am Institut für Schaltungstechnik und Simulation zuständig ist:

    " Dass die Universitätslandschaften entflochten werden müssen, da spricht überhaupt nichts dagegen, das ist sicherlich sinnvoll, aber das muss mit Bedacht gemacht werden. Und nun haben wir hier eine Situation, dass wir hier eine gut funktionierende Informatik haben und wenn die nicht hier her passt, dann ist es doch Quatsch, daraus schlechte Wirtschaftsinformatiker zu machen, sondern dann muss man doch gucken, wie man dieses Kapital gewinnbringend nutzen kann. "

    Das findet auch die Uni Heidelberg, die die Mannheimer für ihr Exzellenzcluster braucht. Doch ein Wechsel der Mannheimer Informatiker nach Heidelberg wurde offenbar schlecht vorbereitet und scheiterte vor Jahresfrist an internen Widerständen dort. Nun aber sei die neue Eliteuni Karlsruhe an den sich zunehmend heimatlos fühlenden Mannheimern interessiert, so Professor Peter Fischer:

    " Auf der Karlsruher Seite sagen die Leute, dass wir inhaltlich dazu passen könnten, aber es muss jetzt einfach mal an höherer Stelle über diese Dinge diskutiert werden. Denn das ist eben ein universitätsübergreifender Tausch, wo man über Kompensationen reden muss, unter Umständen und solange da also nicht die Verantwortlichen auch in der Politik was tun, passiert da einfach nichts. "

    Doch das Baden-Württembergische Wissenschaftsministerium will zurzeit nichts tun - noch seien die Gremien der Uni Mannheim am Zuge, so eine Sprecherin.

    Doch weil sie nun schon länger irgendwo im universitären Dreieck Mannheim-Heidelberg-Karlsruhe in der Luft hängen und keine Entscheidung getroffen wird, laufen den Technischen Informatikern in Mannheim inzwischen die Studierenden weg, stellt Professor Ulrich Brüning fest:

    " Wir können ziemlich genau zeigen, dass vor anderthalb Jahren, als das angefangen hat mit den Schwierigkeiten hier in der Universität, dass in diesem Moment die Zahlen auch zurückgegangen sind. Früher hatten wir immer unseren Studiengang übervoll gehabt, wir konnten Auswahlgespräche führen und ähnliches, das ist jetzt leider nicht mehr der Fall. "

    Das Ergebnis: Der Frust wird immer größer und trotz Exzellenzbeteiligung am Heidelberger Cluster leidet die Forschung, so Fischer:

    " Die praktische Arbeit, die leidet schon seit zwei Jahren, weil das schon so lange so geht und ich habe jetzt zum Beispiel, die letzten zwei Antragsmöglichkeiten, die ich so hatte, einfach ausgeschlagen, weil die Zukunft zu ungewiss ist. "