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Exzellente Bedingungen

Auch in der Schweiz herrscht Fachkräftemangel, wie in Deutschland insbesondere bei den Ingenieursberufen. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich bietet daher nun für besonders vielversprechende Studierende aus In- und Ausland das "Excellence Scholarship" an, ein Stipendium der besonderen Art: Umgerechnet etwa 1000 Euro erhalten die Auserwählten monatlich.

Von Pascal Lechler |
    "ETH buhlt um die klügsten Köpfe, Top-Studenten sollen 21.000 Franken erhalten." Diese Schlagzeilen hätten in Deutschland vermutlich gleich wieder eine neue Diskussionen über Elitenförderung ausgelöst. Für die Schweiz und die Rektorin der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, ETH, Heidi Wunderli-Allenspach ist das Excellence Scholarship einfach ein Mittel, um im Wettbewerb um die Besten zu bestehen.

    "Es gibt natürlich Leute, die sich darüber aufregen, aber ich denke, dass die klare Botschaft, dass wir soziale Stipendien haben aus Budgetmitteln und dass wir Auszeichnungen eben verleihen mit Drittmitteln, dass das eher akzeptiert wird. Es gibt sehr viele Leute, die das jetzt begrüßen und sagen, gute Leute sollen etwas davon haben, und ich denke auch ganz persönlich, die Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass wir wirklich halt auch gute Leute fördern. Die brauchen wir doch, um die Probleme zu lösen."

    Denn die Schweiz sucht dringend Fachkräfte. Gerade in den Ingenieurberufen ist der Mangel besonders groß. Das Excellence Scholarship also das Stipendiun für die besten geht nicht zu Lasten der sogenannten sozialen Stipendien sondern wird von der ETH Foundation aus Drittmitteln bezahlt. Es steht allen offen, Ausländern wie Schweizern. Das war auch die Bedingung der Studierendenvertretung. Ansonsten hätte sie ihre Zustimmung verweigert, sagt Gabi Blatter, die Präsidentin:

    "Das einzige Problem, das besteht, wenn man über Internationalisierung spricht und vor allen Dingen über diese Excellence Scholarships, ist das Risiko der Zweiklassengesellschaft, also dass es dann unweigerlich heißt, er ist Ausländer, er ist besser als ein Schweizer. Wenn man dann sagt, alle Ausländer, die dahin kommen, sind dann top und deswegen sind sie alle besser als die Schweizer. Das ist das einzige Problem. Also das soziale Integrationsproblem, dass sich dann die Schweizer nicht mehr mit den Ausländern mischen etc."

    Doch der Durchmischungsgrad in den Masterstudiengängen ist schon in der noch laufenden Pilotphase des Excellence Scholarship Programms hoch.

    Mit der Einführung der Stipendien wurden alle Masterstudiengänge auf Englisch umgestellt. Erst mit Englisch als Unterrichtssprache konnte man überhaupt in den Wettbewerb um die besten Köpfe einsteigen, sagt ETH-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach:

    "Der Wettbewerb ist sehr hart, nur, solange wir ein Studium hatten auf Deutsch, ein ETH-Diplom, war der Markt eigentlich relativ klein. Wir haben traditionell immer Studierende aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, einige auch aus anderen Ländern, aber es war immer Deutsch die Sprache und insofern sind wir eigentlich - und da sind wir in bester Gesellschaft mit anderen europäischen Ländern - sind wir erst neu auf dem Markt angekommen. Denn mit der Aussicht auf Englisch zu studieren ist natürlich die Auswahl der möglichen Länder sehr viel größer."

    Ein bis zwei Prozent der gut 1200 Masterstudierenden in Zürich soll durch das Excellence Scholarship gefördert werden. Sie erhalten pro Jahr 21.000 Franken - umgerechnet 1000 Euro pro Monat. Eine Kommission trifft eine Vorauswahl. Die Fachbereiche nehmen dann die Endauswahl vor. Es reicht aber nicht aus, nur einen sehr guten Bachelorabschluss vorzuweisen.

    "Sondern es wird verlangt, dass man ein Projekt formuliert, dass man also ausweist, warum will ich diese Studienrichtung, was stell ich mir da vor, wo möchte ich in der Forschung tätig sein und dieses Projekt wird von uns auch sehr genau angeschaut und bewertet. Das gibt guten Aufschluss darüber, was die Leute mitbringen und wie sie ihre Zukunft sehen. Also, es ist wirklich nicht das klassische Stipendium und es ist auch nur für einen kleinen Teil der Studierenden vorgesehen."

    Im kommenden Jahr werden die ersten Excellence-Scholarship-Studierenden mit ihrem Master-Abschluss abgehen. Erst dann wird man sehen, ob die gewünschte Magnetwirkung eingetreten ist.