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Exzellenzinitiative exzellent

Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Matthias Kleiner, zieht ein Jahr nach dem Start der Exzellenzinitiative eine positive Bilanz. Das Förderprogramm für Universitäten habe "ins Schwarze getroffen". Vor allem die Kooperationen mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen seien wesentlich verbessert worden.

Matthias Kleiner im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel |
    Ulrike Burgwinkel: Erst kommt der Blick zurück und dann der Blick nach vorn. Ein Jahr ist vergangen seit der Institutionalisierung der Exzellenzinitiative. Der Deutsche Wissenschaftsrat und die Deutsche Forschungsgemeinschaft treffen sich heute zu einer gemeinsamen Kommissionssitzung, die Veröffentlichung einer ersten Bewertung wird Ende November passieren. Professor Matthias Kleiner ist Präsident der DFG, hat sich mal kurz rausgeschmuggelt aus der Veranstaltung. Guten Tag nach Bonn!

    Matthias Kleiner: Schönen guten Tag, Frau Burgwinkel!

    Burgwinkel: Herr Kleiner, war es ein gutes Jahr?

    Kleiner: Das zurückliegende Jahr, Sie meinen in der Exzellenzinitiative, es war aus meiner Sicht ein hervorragendes Jahr. Ich glaube, dass wir mit der Exzellenzinitiative wirklich ins Schwarze treffen, dass wir hier so viel Veränderung zum Positiven bewirken wie mit vielen anderen Maßnahmen vorher nicht.

    Burgwinkel: Sie sind dabei, eine Art Zwischenbilanz oder auch Evaluation zu erstellen. Können Sie da schon einzelne Ergebnisse vielleicht verraten?

    Kleiner: Nein, ich möchte natürlich dem Bericht an die GWK, die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz, nicht vorgreifen. Aber vielleicht einige Eindrücke: Ich glaube schon, dass die Graduiertenschulen, die Exzellenzcluster und auch die Universitäten in der dritten Förderlinie ihre Chancen wahrnehmen, um im deutschen Wissenschaftssystem nach vorne zu kommen, aber auch im internationalen.

    Ich habe den Eindruck, dass wir mit den Graduiertenschulen unsere Doktorandenausbildung in der Qualität verbessern, den Zusammenhang von Forschung und Lehre stärken im Bereich der forschungsorientierten Lehre. Ich habe den Eindruck, dass mit den Exzellenzclustern neue Themen aufgegriffen worden sind, dass vor allem die Kooperation mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen wesentlich verbessert worden sind seitens der Universitäten. Ich glaube, die ersten Erfahrungen sind sehr positiv.

    Burgwinkel: Werden diese Bemühungen eigentlich auch vom Ausland registriert?

    Kleiner: Ich habe den Eindruck ja. Ich bin ja doch häufig im Ausland unterwegs und werde immer wieder angesprochen auf die Exzellenzinitiative, auf die dort geförderten, ja, 37 Universitäten. Also die Wahrnehmung der Wissenschaft, der deutschen Wissenschaft im Ausland hat sich durch die Exzellenzinitiative aus meiner Sicht doch intensiv verbessert.

    Burgwinkel: Und wie ist das mit den Studenten? Merken die Studenten an den exzellenten Universitäten etwas von ihrer Exzellenz?

    Kleiner: Auch da glaube ich, dass die Exzellenzinitiative sehr stark in die Verbesserung der Lehre wirkt. Denn Forschung und Lehre gehören unzertrennlich zusammen, und dort, wo Forschungscluster, Graduiertenschulen doch neue Forschungsthemen angehen können, wo neue Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter, neue Stellen für Juniorprofessuren, da wirkt natürlich die Exzellenzinitiative auch in die Lehre hinein.

    Und ich meine, einen Effekt sehen wir auch immer mal wieder, dass Studenten angesichts der Entwicklung in der Exzellenzinitiative doch auch ihre Universitäten dann fragen, wo wirkt sich das für uns aus, und ihre Forderungen stellen. Und ich glaube, auch das ist hilfreich für alle.

    Burgwinkel: Weil es den Wettbewerb fördert. Aber wo wir jetzt gerade schon bei der Lehre sind. Sie selber sprachen von einem Dreiklang. Und die zwei anderen Säulen neben der Exzellenzinitiative sind ja nun mal auch, dass mehr Studierende an die Universitäten kommen sollen und dass die Lehre eigentlich auch verbessert werden soll, also eine exzellente Lehre gefordert wird. Sonst gehen Ihnen irgendwann auch die Projekte aus für die Exzellenzinitiativen. Wie sieht es denn mit diesen beiden Punkten noch aus?

    Kleiner: Ich halte das für ganz wichtig, die Weiterentwicklung auch des Hochschulpaktes. Die Verbesserung in der Lehre in qualitativer und quantitativer Hinsicht ist in sich für uns in Deutschland wichtig für die Wirtschaft, aber insbesondere auch natürlich für die Wissenschaft und Forschung, denn wir brauchen den wissenschaftlichen Nachwuchs. Wir sehen schon jetzt, dass wir Rekrutierungsschwierigkeiten haben, und da braucht es einfach die Basis der Absolventen, die Basis dann auch der Doktoranden.

    Hier müssen wir schauen, dass mehr Abiturienten ins Studium gehen, dass mehr Absolventen in die Promotionen gehen auf hohem Niveau. Und deswegen ist der Hochschulpaket wichtig und deswegen ist auch der Pakt für Forschung und Innovation wichtig, wo ja auch gerade in der Zusammenarbeit der außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Universitäten nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Lehre viel gemacht wird.

    Burgwinkel: Jetzt haben Sie sehr viel, finde ich, Positives berichtet von der Exzellenzinitiative. Schlagen Sie denn gar keine Änderungen vor im Konzept? Würden Sie sagen, dass muss genauso weitergemacht werden, wie es jetzt schon betrieben worden ist?

    Kleiner: Also noch mal, ich möchte natürlich dem Bericht an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz nicht vorgreifen. 30. November ist der Stichtag, wo wir den Bericht abliefern werden, und da stehen natürlich auch einige Punkte zur Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative drin. Ich möchte nur erinnern an das Eckpunktepapier, was DFG und Wissenschaftsrat ja im Sommer auf den Tisch gelegt haben, wo wir doch gesagt haben, wir müssen schauen, dass wir vielleicht die Flexibilität noch weiter erhöhen, die Bandbreite der Finanzierung von Schulen und Clustern erweitern, dass wir vielleicht zukünftig noch stärker auf die Entwicklungsdynamik von Universitäten, von Hochschulen eingehen. Das sind Punkte, wo ich wirklich eine gute Möglichkeit der Weiterentwicklung sehe.

    Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch. Professor Matthias Kleiner, der Präsident der DFG war das mit einer Zwischenbilanz. Mehr dazu gibt es dann Ende November.