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EZB legt Hilfsprogramm für europäische Banken auf

Mit zwei Zusatzprogrammen will die Europäische Zentralbank (EZB) den Bankensektor im Euro-Raum stützen. Kreditinstitute sollen über das Jahr 2012 hinweg mit Geld versorgt werden. Zudem will die Notenbank ab dem kommenden Monat wieder Staatsanleihen aufkaufen.

Von Melanie Grundei |
    Der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ist sich treu geblieben. Auch in der letzten von ihm geleiteten Sitzung hat der EZB-Rat den Zins nicht gesenkt. Er bleibt bei 1,5 Prozent. Vor allem Schuldenstaaten wie Italien und Spanien hatten auf niedrige Zinsen gehofft. Sie mussten zuletzt für neue Kredite hohe Risikoaufschläge zahlen:

    "Es bleibt Ziel unserer Geldpolitik, mittelfristig wieder Preisstabilität zur erreichen. Den Ängsten vor einer wachsenden Inflation wollen wir entgegentreten. Wir halten auch daran fest, dass die Inflationsrate in absehbarer Zeit wieder unter zwei Prozent liegen soll."

    Trichet betonte jedoch, die 23 Ratsmitglieder hätten auch ausgiebig über das Für und Wider einer Leitzinssenkung diskutiert. Zugleich ließ er die Tür offen für eine Zinssenkung unter seinem Nachfolger Mario Draghi, der Trichet Anfang November ablöst.

    Die Lage in der Euro-Zone gilt derzeit als schwierig: Einerseits steigt die Inflation in der Währungsunion weiter, zuletzt im September auf drei Prozent, was normalerweise eine Zinserhöhung rechtfertigen könnte, da niedrigere Zinsen die Geldentwertung fördern. Andererseits mehren sich die Zeichen, dass das Wirtschaftswachstum in der Währungsunion abebbt, was in der Regel für eine Zinssenkung spricht.

    Zur weitern Bekämpfung der Schuldenkrise greift Trichet zu zwei Instrumenten, die sich bereits in der Finanzkrise bewährt hatten. Die EZB greift dabei den Banken unter die Arme. Die Zentralbank stellt den Geschäftsbanken Geld mit besonders langer Laufzeit von einem Jahr zur Verfügung und will wieder sogenannte gedeckte Anleihen wie Pfandbriefe kaufen. "Die EZB hat entschieden, zwei langfristige Refinanzierungsoperationen anzustoßen. Eine im Oktober mit einer Laufzeit von voraussichtlich zwölf Monaten und eine im Dezember mit einer Laufzeit von voraussichtlich 13 Monaten. Zudem legt die Zentralbank ein 40 Milliarden schweres Ankaufprogramm für Pfandbriefe und andere gedeckte Anleihen auf."

    Hintergrund sind neue Probleme am Geldmarkt im Zuge der Staatsschuldenkrise. Die Banken leihen sich wegen des grassierenden Misstrauens untereinander kaum noch Geld. Insbesondere Finanzinstitute aus den schuldenbeladenen Staaten der Euro-Zone wie Griechenland, Irland und Portugal sind daher weitgehend auf Mittel der EZB angewiesen. Denn kaum jemand weiß, welche Risiken in den Bilanzen der Banken schlummern, wie viele Staatsanleihen von Risikostaaten wie Griechenland sie in ihren Büchern haben.

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