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Facebook-Aktion
"Weit größer als es tatsächlich ist"

Die Organisatoren der Ostermärsche distanzieren sich von der sogenannten "Friedensbewegung 2014". Ihre Anhänger hatten am Dienstag vielen Medien in Deutschland auf deren Facebook-Seiten massive Vorwürfe gemacht. Der Buch-Autor Christian Stöcker analysiert, wer hinter der Aktion steckt und was die Urheber wollen.

Von Thomas Otto / Christian Stöcker im Gespräch mit Irene Geuer | 17.04.2014
    Wer steckt hinter den neuen Montagsdemonstrationen? Diese Frage stellt sich auch die Kooperation für den Frieden. Dieser Zusammenschluss der Friedensbewegung ruft jedes Jahr zu den traditionellen Ostermärschen auf. Zwar begrüßt die Kooperation den Einsatz gegen Krieg und Gewalt, ist aber, was die wahren Ziele der sogenannten „Friedensbewegung 2014" angeht, skeptisch. Die Publizistin und Politikerin Jutta Ditfurth hat recherchiert, welche Idee hinter dieser neuen Bewegung stecken könnte und versucht sich an einer Definition.
    "Das große Gemeinsame ist immer die Behauptung: Wir sind für den Frieden und Schuld ist eine jüdische Weltverschwörung."
    Hintergrund sind Verschwörungstheorien, die sich antisemitischer Ressentiments bedienen und einem angeblichen „jüdischen Finanzkapital" Schuld für die Kriege in der Welt geben. Auch in diesem Jahr ruft die Kooperation für den Frieden wieder zu Ostermärschen gegen Krieg und für eine friedlichere Welt auf. Damit verbunden ist die Befürchtung, dass in diesem Jahr wohl rechte Verschwörungstheoretiker versuchen könnten, die Veranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
    "Im Moment haben sie entdeckt, dass sie mit diesem antisemitischen Grundkonsens relative Reichweiten kriegen, auch in digitalen Netzen, rein in Köpfe von zum Teil sehr unbedarften Leuten oder auch von Leuten, die unter Krisen oder unter allen möglichen Problemen des Lebens leiden, aber sich nicht damit auseinandersetzen wollen, sondern irgendwie einen Schuldigen finden."
    Die Kooperation für den Frieden distanziert sich in einer Pressemitteilung von der sogenannten Friedensbewegung 2014. Wer auch immer sich angesprochen fühlt, solle genau hinsehen, für welche Ziele diese Bewegung eintritt und für welche Ziele Demonstrantinnen und Demonstranten gesucht würden.
    Interview mit Christian Stöcker, Mitautor des Buches "Anonymous - Die Maske des Protests"
    Autor Christian Stöcker hat sich mit der Gruppe auseinandergesetzt, die hinter der "Friedensbewegung 2014" steckt. Er spricht von einem Sammelbecken für unterschiedlichste Gruppen von Leuten, die sich alle vom medialen Mainstream in Deutschland nicht vertreten fühlen: Esoteriker, Verschwörungstheoretiker, Anhänger der neuen Rechten, aber auch Leute, die sich einfach nur Frieden wünschen und nicht verstehen, in welchen Kreisen sie sich bewegen.
    Dass die sogenannten Montagsdemonstrationen bisher keine mediale Aufmerksamkeit bekommen haben, findet Stöcker nicht verwunderlich, zumal dabei nur jeweils 80 bis hundert Leute dabei sind. Demonstrationen dieser Größenordnung gebe es zum Beispiel in Hamburg ständig.
    Die Facebook-Aktion sehe weit größer aus als sie tatsächlich ist. Ein paar hundert Leute seien lautstark und erweckten dabei den Eindruck, sie seien eine gewaltige Gruppe.
    Einen Bezug zur Hackergruppe Anonymous sieht Christian Stöcker nicht. Zwar könne sich jeder der Gruppe zugehörig fühlen, weil sie keinen festen Mitgliederstamm hat, allerdings würden sich führende Anonymous-Vertreter auf offiziellen Seiten im Internet von der neuen Bewegung distanzieren.
    Das Interview mit Christian Stöcker können Sie hier nachhören. Klicken Sie einfach auf den Play-Button rechts oben auf dieser Seite.