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Fachtagung
Digitalisierung in der Lehrerbildung

Wie sieht die digitale Bildung von morgen aus und wie können Lehrer in ihrer Ausbildung darauf vorbereitet werden? Darüber haben Bildungsexperten an der Universität Köln diskutiert.

Von Katharina Peetz | 29.09.2017
    Der kleine rot-weiße Lernroboter ROBERTA kann sprechen, winken und laufen. Mit einer einfachen Programmiersprache erteilen Schulkinder am Computer die entsprechenden Befehle. Das Roboter-Projekt wurde am Fraunhofer-Institut in Sankt Augustin entwickelt.
    Der kleine rot-weiße Lernroboter ROBERTA kann sprechen, winken und laufen. (Deutschlandradio / Katharina Peetz)
    "Hello. I'm ROBERTA. My internet address is 196.254.202.17. My battery is now fully charged."
    Der kleine rot-weiße Roboter "ROBERTA" kann sprechen, winken und laufen. Mit einer einfachen Programmiersprache erteilen Schulkinder am Computer die entsprechenden Befehle. Das Roboter-Projekt wurde am Fraunhofer-Institut in Sankt Augustin entwickelt. Informatik-Professor Christian Bauckhage:
    "Mit diesem Roboter-Projekt verfolgen wir das Ziel, Kindern möglichst früh, die Angst vor der Informatik zu nehmen. Denn Informatik ist wirklich eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Und ob die dann später selber künstliche Intelligenz entwickeln oder künstliche Intelligenz Technologien kompetent anwenden können, ist eine andere Frage."
    Künstliche Intelligenz sei längst nicht mehr Science Fiction, sondern werde die Welt in den nächsten Jahren grundlegend verändern. Die Mehrzahl der heutigen Berufe würde dann von Maschinen ausgeführt.
    Was das für die Vorbereitung aufs Berufsleben in der Schule und für Lehrerinnen und Lehrer bedeuten könnte, darüber diskutieren Hochschullehrer, Lehramtsstudenten und Experten für Bildung und Digitales auf der Tagung "diggi 17".
    Myrle Dziak-Mahler, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrer- und Lehrerinnenbildung an der Universität Köln:
    "Wenn man sich heutzutage vorstellt, zu 80 Prozent sind Lehrerinnen und Lehrer damit beschäftigt, Standardwissen zu vermitteln, und 20 Prozent, andere Dinge zu tun. Wenn man sich jetzt vorstellt, welche Möglichkeiten man hat durch die Nutzung digitaler Wissensvermittlung, wie viel Zeit gewonnen würde für Lehrerinnen und Lehrer im Kontakt, face to face mit dem Schüler anders zu arbeiten, ist allein diese Zahl ein Zeichen dafür, wie viel sich verändern kann. Wie sich der Lehrertypus verändern muss, wenn digitale Medien und die Nutzung digitaler Medien Einzug erhält."
    Bildungsinhalte von morgen
    Auch der kritische Umgang mit digitalen Medien müsse in der Schule gelehrt werden. Aber wie genau der Lehrerberuf in einigen Jahren aussehen wird, sei momentan kaum vorherzusehen:
    "Wir bilden heute die Lehrerinnen und Lehrer aus, die gehen morgen an die Schule und unterrichten aber noch in den nächsten 30 Jahren die Schülerinnen und Schüler von übermorgen, die wiederum erst in 25 Jahren auf den Arbeitsmarkt gehen. Das heißt, wir müssen Lehrerinnen und Lehrer ausbilden für Veränderung. Der größte Unterschied, den wir vielleicht grad erleben - neben der technischen Veränderung - ist, dass die Geschwindigkeit der Veränderung so zunimmt. Das heißt, wir wissen überhaupt noch nichts über die Bildungsinhalte von morgen."
    Vom Lehrer zum Lernbegleiter
    Nötig seien deshalb eine offene Haltung und Experimentierfreudigkeit. Möglicherweise werde der Lehrer künftig nicht mehr der Wissende, sondern eher ein Lernbegleiter sein. Diese Zukunftsvisionen würden momentan aber noch kaum diskutiert.
    Das Problem kennt auch Viktoriya Lebedynska, die Lehramtsstudenten an der Uni Köln Programmieren beibringt:
    "Ich glaube, es wäre ganz gut, wenn digitale Lehre in die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer fachübergreifend angebunden wird. Das Seminar, das ich jetzt anbiete an der Universität, das ist für alle Lehramtsstudenten. Aber das Problem ist, die Studierenden haben die Möglichkeit auch anderes auszuwählen. Sie können ein Seminar zu digitaler Lehre machen, aber müssen sie nicht."
    Dass digitale Lehre zur Zeit noch vor allem vom Engagement der angehenden Lehrer abhängt, hat auch Bettina Brinkhaus erlebt. Sie hat Englisch und Spanisch auf Lehramt studiert und fängt jetzt ihr Referendariat an einer Gesamtschule an.
    "Ich glaube das Studium müsste einfach ein bisschen anders aufgebaut werden in vielen Dingen. Eigenengagement auf jeden Fall und dann auch weiter Fortbildungen. Dass es auch viel moderner gestaltet wird. Wie zum Beispiel jetzt hier die Fortbildung an sich. Ich hab die im März gesehen und hab gedacht: 'Cool, das ist jetzt halt mal was richtig aktuelles, was gemacht werden muss. Und deswegen stehe ich hier.'"