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Fahren am Draht

Technik. - In Genf eröffnet heut der 73. . Neben den neuesten Fahrzeugen und blitzendem Chrom gibt es auch viel neue Technik. So etwa die flächendeckende Einführung Elektronik im gesamten Auto. So stellt General Motors "High wire" vor, das Fahrzeug, das nicht mehr mechanisch sondern ausschließlich elektronisch funktioniert.

    Von Thomas Wagner

    Sie nennen es - "High-Wire."

    High Wire ist die Vision eines Autos, wie man sich die Zukunft vorstellen kann. Sie haben die Aussicht in die Außenwelt. Der Motorraum ist vollkommen frei. Sie können die Welt beobachten, nach vorne heraus. Das ist kein Lenkrad, sondern das ist ein Modell eines Steuersystems, das man sich vielleicht im Flugzeug vorstellen könnte. Dies ist ein System, was im Grunde genommen nichts mehr mit einem traditionellen Lenkrad zu tun hat, sondern alle Möglichkeiten einer neuen By-Wire-Technik beinhaltet.

    Und wirklich: Das Lenkrad ähnelt eher der Steuerkonsole in einem modernen Verkehrsflugzeug. Die "By-Wire"-Technik ist, so Dr. Udo Winter, Chefingenieur im Entwicklungszentrum des amerikanischen Autoherstellers General Motors, das Herz von "High Wire", dem Auto der Zukunft. "By-Wire" bedeutet: In der Steuerungstechnik gibt es nicht die geringste mechanische Komponente mehr. Alles wird elektronisch geregelt: Dreht jemand am Lenkrad, dann wandelt ein Rechner die Drehbewegung in digitale Impulse um, die wiederum die elektrisch betriebene Lenkung steuern. Winter:

    Heute kann man viele Dinge viel genauer mit Elektronik regeln, viel besser regeln, schneller als der Mensch je denken kann. Und diese Technik, über elektronische Regelung, über Kabel die Signale zu übertragen, ist die so genannte By-Wire-Technologie.

    Die kennen die Ingenieure bereits aus dem Flugzeugbau. Allerdings: Bislang ist die reine "By-Wire-Technologie", so wie sie im "Auto der Zukunft" von General Motors verwirklicht wurde, europaweit längst noch nicht zulassungsfähig. Denn wenn beispielsweise bei der Lenkung die Elektronik ausfällt und keinerlei mechanische Komponenten mehr vorhanden sind, wäre das Auto führerlos. In der Flugzeugtechnik wird dieses Problem dadurch gelöst, dass alle elektronischen Steuerungssysteme doppelt vorhanden sind - ein redundanter Ansatz, der in der Fahrzeugtechnik wegen der hohen Kosten nicht tragbar ist.

    Gleichwohl, glauben die Entwickler von "High Wire", wird irgendwann einmal die "By-Wire" - Technologie auch in der Automobiltechnik das erforderliche Maß an Zuverlässigkeit erreichen.. Doch die durchgängigen elektronischen Steuerungselemente stellen nur eine wesentliche Komponente dar. Die zweite wesentliche Komponente ist der Antrieb selbst: Ein Elektromotor sorgt fürs Fortkommen, der aus einer Brennstoffzelle mit Strom gespeist wird - ein Konzept, das Konstrukteur Udo Winter dem klassischen Wasserstoffmotor, der über aufeinanderfolgende gezielte Knallgasexplosionen betrieben wird, vorzieht. -- Die Brennstoffzelle hat vom Prinzip her einen viel besseren Wirkungsgrad. Das heißt. Man kommt deutlich über die Energiebilanz eines Verbrennungsmotors hinaus. Heute sind wir schon auf Fahrzeugwerten deutlich besser als der Verbrennungsmotor, und da steckt noch viel Potential in der Entwicklung, wir sind noch gar nicht am Ende.

    Dabei macht es gerade bei einem durch eine Brennstoffzelle betriebenen Fahrzeug die Kombination mit einer durchgehenden "By-Wire"-Steuerung Sinn. Winter:

    Wir haben hier ein Wasserstoffsystem mit Brennstoffzelle. Das heißt: Wir haben damit eine kräftige Elektrizität an Bord, die für die Antriebstechnik da ist, aber eben auch für Hilfsfunktionen, die zum Lenken, zum Bremsen für Komfortfunktionen die Elektrizität nutzen können. Damit hat man eine ideale Ausgangsposition, um diese Komfortposition eben elektrisch zu machen.

    Allerdings: Bis zum Jahre 2010, so die Schätzung der Entwickler, wird es mindestens dauern, bis Autos wie "High Wire" auf den Markt kommen. Doch bereits jetzt tun die Entwickler viel dafür, um den Fahrkomfort zu erhöhen - beispielsweise durch ACC. Das steht für "Automatic Cruise Control" - ein elektronisches System, das zwei oder mehrere voreinander herfahrende Fahrzeuge automatisch auf Abstand hält. Dr. Siegfried Dais von der Robert Bosch GmbH:

    Mit einem Radarsensor wird der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug gemessen und der Abstand so eingestellt im Folgefahren, das immer hinreichend Sicherheit besteht für rechtzeitiges Bremsen zum einen, zum anderen als Komfortfunktion im vorausfahrenden Fahrzeug im dichten Verkehr immer mit der entsprechenden Geschwindigkeit zu folgen.

    Ein Rechner, der mit dem Radarsystem gekoppelt ist, gibt damit je nach Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug selbständig Gas oder betätigt die Bremse. Kritiker erheben allerdings den Einwand, die Aufmerksamkeit des Fahrers werde durch dieses System abgesenkt. Die Hersteller halten dem entgegen, dass sich durch die Gewährleistung der erforderlichen Abstände die Aufmerksamkeit des Fahrers stressfrei auf die übrigen Verkehrsfaktoren konzentriert.