Brennende Fahrzeuge, zertrümmerte Vitrinen, zwei Säle des Rathauses zerstört: Mit Schürhaken und Knüppeln war eine wild gewordene Horde Vermummter nach dem vorletzten Wochenende gegen Behörden und Gendarmen im zentralfranzösischen Saint-Aignan zu Felde gezogen.
Vorausgegangen war der Tod des 22-jährigen Luigi, eines Zigeuners. Er soll nach einem kleinen Diebstahl zum zweiten Mal eine Polizeisperre mit dem Auto durchbrochen haben. Die Gendarmen feuerten - aus Notwehr, wie es hieß.
Wie immer gibt es mehr als eine Version der Geschichte. Und wieder einmal folgt Gewalteskalation auf einen gewaltsamen Tod mit Beteiligung der Ordnungshüter. Ähnliches trug sich der Tage in Villeneuve bei Grenoble zu, und löste seinerzeit die Vorstadtunruhen überall in der Republik aus. Kurzum: ein Fall für Frankreichs Präsidenten.
Den Präfekten des für Grenoble zuständigen Departements Isère setzte Nicolas Sarkozy kurzerhand ab. Übermorgen führt er den neuen, einen richtigen Ordnungshüter namens Christian Lambert ins Amt ein. Das Verhalten gewisser Personen des fahrenden Volkes, der Roma stelle Probleme dar, erklärte Sarkozy dann zur Situation in Saint-Aignan in einem schriftlichen Kommuniqué. Auf einer Konferenz will er heute deshalb eine besondere Strategie beschließen und verfügen, dass alle illegalen Lager aufgelöst werden.
Für viele Betroffene kam dies einer Kriegserklärung gleich:
"Die Rede ist vom fahrenden Volk und von den Roma – das ist eine klare ethnische Zuordnung, es geht um Personen, die der Volksmund als Zigeuner bezeichnet. Es müsste untersagt sein, eine spezielle Politik für eine bestimmte ethnische Gruppe anzuordnen",
empörte sich Saimir Mile, Sprecher der Voix des Roms, "Stimme der Roma", eine der Organisationen, die die auf 300.000 bis 400.000 in Frankreich geschätzten Zigeuner vertritt.
Zwei Drittel der zu den "gens de voyage", dem fahrenden Volk zählenden Personen sind sesshaft, 95 Prozent besitzen die französische Staatsbürgerschaft, leben vom Handel, kleineren Geschäften oder verdingen sich als Saisonarbeiter.
Seit 20 Jahren sind Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern gehalten, den modernen Nomaden menschenwürdige Stellplätze zur Verfügung zu stellen. Nur zwei Fünftel halten sich daran, und das auch eher pro forma:
"Sie brauchen nur die Abfalldeponien, die Autobahnen zu suchen, dann finden sie die Stellplätze: Nie im Zentrum",
meint Emile Scheitz ernüchtert. Er ist Sprecher der gens de voyage im Großraum Paris.
"Handhygiene einfach und wirkungsvoll: Das Schild hängt hier, aber ein Waschbecken haben sie nicht angebracht"
"Es gibt kein Licht, es gibt Mäuse, das ist nicht schön."
An Beschwerden von groß und klein mangelt es nicht. An Misstrauen der Bevölkerung ebenfalls nicht. Behauptet wird, das Hauptproblem seien die circa 15.000 aus Rumänien, Bulgarien und den anderen Balkanländern stammenden Roma.
"Wegen des Kindes sei sie hier – in Rumänien sei dies unmöglich",
meint diese Romafrau, die auf ein besseres Leben hofft und sich dafür nicht zum Betteln zu schade ist.
Selbst auf der Pariser Prachtstraße Champs Elysées sind die Bettlergruppen nicht zu übersehen. Immer wieder werden auch Diebstähle durch Minderjährige berichtet - und alte Klischees geweckt. Das nährt das Misstrauen und hemmt den Integrationswillen. Umso beklagenswerter finden Opposition und Menschenrechtsgruppierungen die Stigmatisierung einer Bevölkerungsgruppe.
Sozialistensprecher Benoit Hamon:
"Diese klassische Methode des Präsidenten ist unwürdig. Er ignoriert einfach Tatsachen wie die, dass es Menschen gibt, die vom Diebstahl leben, natürlich gibt es unter dem fahrenden Volk solche wie in der gesamten Bevölkerung. Deshalb eine ganze Bevölkerungsgruppe zu stigmatisieren ist ein Skandal."
Der Präsident habe nicht von allen, sondern einigen Problemfällen unter dem fahrenden Volk gesprochen, hobt indes Regierungssprecher Luc Chatel nach der letzten Kabinettsitzung hervor:
"Der Präsident will keine Gruppe stigmatisieren, sondern ein Problem unter dem fahrenden Volk, den Zigeunern, den Roma lösen, die manchmal sogar Franzosen sind. Sie alle müssen die Gesetze der Republik einhalten."
Dafür will Nicolas Sarkozy sorgen und hofft, dass ihm so mit der Affäre Bettencourt nicht ganz die Felle davonschwimmen beziehungsweise die letzten Wähler davonlaufen.
Vorausgegangen war der Tod des 22-jährigen Luigi, eines Zigeuners. Er soll nach einem kleinen Diebstahl zum zweiten Mal eine Polizeisperre mit dem Auto durchbrochen haben. Die Gendarmen feuerten - aus Notwehr, wie es hieß.
Wie immer gibt es mehr als eine Version der Geschichte. Und wieder einmal folgt Gewalteskalation auf einen gewaltsamen Tod mit Beteiligung der Ordnungshüter. Ähnliches trug sich der Tage in Villeneuve bei Grenoble zu, und löste seinerzeit die Vorstadtunruhen überall in der Republik aus. Kurzum: ein Fall für Frankreichs Präsidenten.
Den Präfekten des für Grenoble zuständigen Departements Isère setzte Nicolas Sarkozy kurzerhand ab. Übermorgen führt er den neuen, einen richtigen Ordnungshüter namens Christian Lambert ins Amt ein. Das Verhalten gewisser Personen des fahrenden Volkes, der Roma stelle Probleme dar, erklärte Sarkozy dann zur Situation in Saint-Aignan in einem schriftlichen Kommuniqué. Auf einer Konferenz will er heute deshalb eine besondere Strategie beschließen und verfügen, dass alle illegalen Lager aufgelöst werden.
Für viele Betroffene kam dies einer Kriegserklärung gleich:
"Die Rede ist vom fahrenden Volk und von den Roma – das ist eine klare ethnische Zuordnung, es geht um Personen, die der Volksmund als Zigeuner bezeichnet. Es müsste untersagt sein, eine spezielle Politik für eine bestimmte ethnische Gruppe anzuordnen",
empörte sich Saimir Mile, Sprecher der Voix des Roms, "Stimme der Roma", eine der Organisationen, die die auf 300.000 bis 400.000 in Frankreich geschätzten Zigeuner vertritt.
Zwei Drittel der zu den "gens de voyage", dem fahrenden Volk zählenden Personen sind sesshaft, 95 Prozent besitzen die französische Staatsbürgerschaft, leben vom Handel, kleineren Geschäften oder verdingen sich als Saisonarbeiter.
Seit 20 Jahren sind Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern gehalten, den modernen Nomaden menschenwürdige Stellplätze zur Verfügung zu stellen. Nur zwei Fünftel halten sich daran, und das auch eher pro forma:
"Sie brauchen nur die Abfalldeponien, die Autobahnen zu suchen, dann finden sie die Stellplätze: Nie im Zentrum",
meint Emile Scheitz ernüchtert. Er ist Sprecher der gens de voyage im Großraum Paris.
"Handhygiene einfach und wirkungsvoll: Das Schild hängt hier, aber ein Waschbecken haben sie nicht angebracht"
"Es gibt kein Licht, es gibt Mäuse, das ist nicht schön."
An Beschwerden von groß und klein mangelt es nicht. An Misstrauen der Bevölkerung ebenfalls nicht. Behauptet wird, das Hauptproblem seien die circa 15.000 aus Rumänien, Bulgarien und den anderen Balkanländern stammenden Roma.
"Wegen des Kindes sei sie hier – in Rumänien sei dies unmöglich",
meint diese Romafrau, die auf ein besseres Leben hofft und sich dafür nicht zum Betteln zu schade ist.
Selbst auf der Pariser Prachtstraße Champs Elysées sind die Bettlergruppen nicht zu übersehen. Immer wieder werden auch Diebstähle durch Minderjährige berichtet - und alte Klischees geweckt. Das nährt das Misstrauen und hemmt den Integrationswillen. Umso beklagenswerter finden Opposition und Menschenrechtsgruppierungen die Stigmatisierung einer Bevölkerungsgruppe.
Sozialistensprecher Benoit Hamon:
"Diese klassische Methode des Präsidenten ist unwürdig. Er ignoriert einfach Tatsachen wie die, dass es Menschen gibt, die vom Diebstahl leben, natürlich gibt es unter dem fahrenden Volk solche wie in der gesamten Bevölkerung. Deshalb eine ganze Bevölkerungsgruppe zu stigmatisieren ist ein Skandal."
Der Präsident habe nicht von allen, sondern einigen Problemfällen unter dem fahrenden Volk gesprochen, hobt indes Regierungssprecher Luc Chatel nach der letzten Kabinettsitzung hervor:
"Der Präsident will keine Gruppe stigmatisieren, sondern ein Problem unter dem fahrenden Volk, den Zigeunern, den Roma lösen, die manchmal sogar Franzosen sind. Sie alle müssen die Gesetze der Republik einhalten."
Dafür will Nicolas Sarkozy sorgen und hofft, dass ihm so mit der Affäre Bettencourt nicht ganz die Felle davonschwimmen beziehungsweise die letzten Wähler davonlaufen.