Und die Ausstellung "Das Gleis" beweist, wieso. Denn die nach der Wannseekonferenz 1941 begonnenen NS-Deportationen in die Vernichtungslager erfolgten mithilfe der Bahn und hatten nicht zuletzt ihre Ursache in dem 1935 in Nürnberg proklamierten sogenannten "Arierparagrafen".
Folgerichtig beginnt die auf 2000 Quadratmetern präsentierte Historienschau im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit den "Nürnberger Gesetzen". Von dort wird der Bogen - weiter als dies frühere vergleichbare Präsentationen taten - bis in die Gegenwart gespannt. Die Ausstellung bietet zwar keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, macht aber auf erschreckende Weise klar, dass bis heute kein einziger Verantwortlicher der Reichsbahn für seine Verstrickung in die Verbrechen des Holocaust verurteilt wurde.
Rund 600.000 Mitarbeiter zählte die Bahn im Dritten Reich, war ein "Staat im Staate" und verstand sich als eine "große Familie". Hierarchische Befehlsstrukturen und Uniformen orientierten sich am Vorbild des Militärs und waren mit ein Grund dafür, dass die meist patriotisch gesinnten Eisenbahner leicht in die auf bedingungslosem Gehorsam aufbauende Hitler-Diktatur integriert werden konnten. Schnell legten sie den Eid auf den "Führer" ab und waren schon bald unentbehrliche Mittäter in der Tötungsmaschinerie des Nationalsozialismus.
Egal ob Vorstandsmitglied, Kontrolleur, Weichensteller oder Lokführer – sie alle sorgten mit deutscher Gründlichkeit dafür, dass der "Fahrplan in den Tod" pünktlich eingehalten wurde und die Reise zu den Mordfabriken im Osten reibungslos funktionierte. Überlebensgroße Pappkameraden, bedruckt mit Fotos, Texten und Plänen, stehen in Nürnberg stellvertretend für Reichsbahner, die ohne viel zu fragen, die "Logistik des Rassenwahns" auf den Schienen organisierten. Widerstand dagegen gab es kaum. Täglich rollten aus ganz Europa voll besetzte Güterzüge - auf Kurzstrecken vollgestopft mit bis zu 5000 Personen – nach Treblinka oder in andere Konzentrationslager. Daran erinnern in der Schau mehrere großformatige Abbildungen von stilisierten Waggons, auf denen mit nüchternen Daten und ergreifenden Bildern das Schicksal der Opfer dokumentiert ist: angefangen von der verharmlosend so bezeichneten "Evakuierung" in aller Öffentlichkeit bis zur Endstation: den Rampen und Gaskammern der Todeslager.
Akustische Einspielungen aus dem Off sowie Dokumentarfilme und ein Fries aus 153 Schwarzweißfotografien illustrieren in der Ausstellung das perfekt organisierte Grauen der Vernichtungstransporte, die ohne die Bahn nicht möglich gewesen wären: Sonderzüge in den Tod. Eine 40 Meter lange Licht-Installation symbolisiert dies eindringlich: ein Gleis, das aus Leuchtstoffröhren, den Namensschildern unzähliger Ermordeter sowie aus schwarzgestrichenen Schwellen besteht und direkt auf das nachgebaute Eingangstor von Auschwitz-Birkenau zuführt. Beklemmend.
Weltweit einmalig in Nürnberg: die mediale Vernetzung eines "Ortes der Täter" mit vier zentralen "Orten der Opfer". Auf diese Weise wird die gern verdrängte Geschichte der Massenvernichtung deutlich ins Bewusstsein gehoben. Per Touchscreen und Internet kann der Ausstellungsbesucher von der ehemaligen NS-Kongresshalle aus, dem heutigen Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Kameras in Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Majdanek betätigen und virtuell die Gedenkstätten besuchen: sozusagen "Live" in der Gegenwart der NS-Vergangenheit.
Weitere Infos unter: www.museen.nuernberg.de
Folgerichtig beginnt die auf 2000 Quadratmetern präsentierte Historienschau im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit den "Nürnberger Gesetzen". Von dort wird der Bogen - weiter als dies frühere vergleichbare Präsentationen taten - bis in die Gegenwart gespannt. Die Ausstellung bietet zwar keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, macht aber auf erschreckende Weise klar, dass bis heute kein einziger Verantwortlicher der Reichsbahn für seine Verstrickung in die Verbrechen des Holocaust verurteilt wurde.
Rund 600.000 Mitarbeiter zählte die Bahn im Dritten Reich, war ein "Staat im Staate" und verstand sich als eine "große Familie". Hierarchische Befehlsstrukturen und Uniformen orientierten sich am Vorbild des Militärs und waren mit ein Grund dafür, dass die meist patriotisch gesinnten Eisenbahner leicht in die auf bedingungslosem Gehorsam aufbauende Hitler-Diktatur integriert werden konnten. Schnell legten sie den Eid auf den "Führer" ab und waren schon bald unentbehrliche Mittäter in der Tötungsmaschinerie des Nationalsozialismus.
Egal ob Vorstandsmitglied, Kontrolleur, Weichensteller oder Lokführer – sie alle sorgten mit deutscher Gründlichkeit dafür, dass der "Fahrplan in den Tod" pünktlich eingehalten wurde und die Reise zu den Mordfabriken im Osten reibungslos funktionierte. Überlebensgroße Pappkameraden, bedruckt mit Fotos, Texten und Plänen, stehen in Nürnberg stellvertretend für Reichsbahner, die ohne viel zu fragen, die "Logistik des Rassenwahns" auf den Schienen organisierten. Widerstand dagegen gab es kaum. Täglich rollten aus ganz Europa voll besetzte Güterzüge - auf Kurzstrecken vollgestopft mit bis zu 5000 Personen – nach Treblinka oder in andere Konzentrationslager. Daran erinnern in der Schau mehrere großformatige Abbildungen von stilisierten Waggons, auf denen mit nüchternen Daten und ergreifenden Bildern das Schicksal der Opfer dokumentiert ist: angefangen von der verharmlosend so bezeichneten "Evakuierung" in aller Öffentlichkeit bis zur Endstation: den Rampen und Gaskammern der Todeslager.
Akustische Einspielungen aus dem Off sowie Dokumentarfilme und ein Fries aus 153 Schwarzweißfotografien illustrieren in der Ausstellung das perfekt organisierte Grauen der Vernichtungstransporte, die ohne die Bahn nicht möglich gewesen wären: Sonderzüge in den Tod. Eine 40 Meter lange Licht-Installation symbolisiert dies eindringlich: ein Gleis, das aus Leuchtstoffröhren, den Namensschildern unzähliger Ermordeter sowie aus schwarzgestrichenen Schwellen besteht und direkt auf das nachgebaute Eingangstor von Auschwitz-Birkenau zuführt. Beklemmend.
Weltweit einmalig in Nürnberg: die mediale Vernetzung eines "Ortes der Täter" mit vier zentralen "Orten der Opfer". Auf diese Weise wird die gern verdrängte Geschichte der Massenvernichtung deutlich ins Bewusstsein gehoben. Per Touchscreen und Internet kann der Ausstellungsbesucher von der ehemaligen NS-Kongresshalle aus, dem heutigen Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Kameras in Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Majdanek betätigen und virtuell die Gedenkstätten besuchen: sozusagen "Live" in der Gegenwart der NS-Vergangenheit.
Weitere Infos unter: www.museen.nuernberg.de