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Fahrverbote in Österreich
Im Stau in den Urlaub

Wer über Weihnachten zum Skifahren nach Österreich will, muss sich auf längere Anfahrten einstellen. Denn am Wochenende und an den Feiertagen werden in Tirol viele Strecken für den überregionalen Durchgangsverkehr gesperrt. Autofahrer können dann nicht mehr von der Autobahn auf Landstraßen ausweichen.

Von Tobias Krone | 20.12.2019
Man sieht im Vordergrund unscharf den Oberkörper des Polizisten mit verschränkten Armen. Im Hintergrund scharf die Verkehrsschilder.
Wie im Sommer hat die Regierung des österreichischen Bundeslandes Tirol Fahrverbote angekündigt (Angelika Warmuth / dpa)
Die Autobahn-Raststelle Holzkirchen an der Autobahn München-Salzburg – wo man die Alpen fast schon mit Händen greifen kann. Manche fahren schon etwas früher in den Skiurlaub. Wie dieser Mann aus Fürth.
"Ja, wir fahren jetzt nach Norditalien zum Skifahren."
"Über die Autobahn?"
"Ja. Über die Autobahn, hoffentlich staufrei."
Staufrei auf der Autobahn, das kann man den Urlaubenden auf der Fahrt in und durch die Tiroler Alpen in den kommenden Monaten nur wünschen. Denn einige Ausweichrouten werden wieder gesperrt. Wie im Sommer hat die Regierung des österreichischen Bundeslandes Tirol Fahrverbote und Ampeln zur Dosierung für Landstraßen und Bundesstraßen angekündigt, die neben Autobahnen oder wichtigen Bundesstraßen liegen. Die Stellvertretende Tiroler Landeshauptfrau Ingrid Felipe in einer Pressestellungnahme.
"Nach den Erfahrungen im Sommer, wo wir schon Durchfahrtsverbote in Ortsgebieten und auch die ein oder andere Dosierampel installiert haben, da haben wir festgestellt, dass die Maßnahme sehr gut wirkt, um die Anrainer und Anrainerinnen in den Gemeinden von den Auswirkungen des Durchzugsverkehrs zu entlasten. Und im Winter tritt dieses Problem wieder auf. Und deshalb haben wir mit diesen Erfahrungswerten auch für den Winter Durchfahrtsverbote in den betroffenen Gemeinden erlassen."
Umfassende Kontrollen
Urlauberinnen und Urlauber aus dem Norden bekommen diese Fahrverbote am Fernpass zwischen Füssen und Reutte zu spüren, im Inntal im Bereich der deutschen Grenze bei Kufstein – und am Brennerpass zwischen Innsbruck und Italien. Bis zum April sind hier die Sträßchen jenseits Autobahn und Bundesstraße immer am Wochenende und an Feiertagen für den Durchfahrtsverkehr tagsüber tabu. Dieser Urlauber aus Rostock hat die Fahrverbote schon im Sommer erlebt. Er wich auf die Landstraße aus – und kam bei der Kontrolle glimpflich davon.
"Einmal habe ich nochmal Glück gehabt, wollte über den Brennerpass. Aber der hat uns nochmal durchgelassen."
"Da waren sie gnädig."
"Jaja. Die Autobahn war so voll. Und da ging das einigermaßen."
"Können Sie ein bisschen die Bevölkerung verstehen?"
"Ja klar, wenn das so dicht ist. Die Straßen sind ja so eng."
Und auf diesen engen Straßen würden die Urlaubskolonnen dann Rettungswege für die Bevölkerung blockieren, so die Argumentation der Tiroler Regierung. Politische Beobachter sahen in den sommerlichen Fahrverboten noch einen anderen Grund: Die Nationalratswahlen in Österreich, für die sich die regierende Tiroler Volkspartei beim Wahlvolk beliebt machen wollte. Gerne hätte der Reporter darüber mit den Tiroler Politikern gesprochen, aber ein Interview sei zeitlich nicht möglich, hieß es am Mittwoch. Im benachbarten Bayern fühlt man sich provoziert durch Fahrverbote, die ganz offensichtlich vor allem den Grenzverkehr betreffen.
Keine Maut direkt hinter der Grenze
Doch inzwischen ist Tirol einem anderen Anliegen Bayerns nachgekommen – das auch für Wintertouristen aus dem Norden interessant sein dürfte: Denn die Vignettenpflicht für seine Autobahnen hat Österreich auf den ersten Kilometern hinter der Grenze aufgehoben. Sodass für die wenigen Kilometer von der Grenze nach Salzburg etwa kein Pickerl mehr benötigt wird, ebenfalls wie für den Pfändertunnel bei Bregenz am Bodensee – was auch Fahrten in die Schweiz preiswerter macht. Diese Maßnahme entlaste nun deutlich die bayerischen Grenzgemeinden vom Durchgangsverkehr der Mautmuffel, freut sich Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart von der CSU.
"Ich freue mich sehr drüber, denn das ist eine Forderung, die wir schon lange erhoben haben, die aber auch die Tiroler Kollegen schon lange erhoben haben. Das wird am Schluss dazu führen, dass wir in den Grenzorten, zum Beispiel in Freilassing, weniger Ausweichverkehr haben."
Doch auch noch andere politische Grenzbarrieren säumen den Weg in den Ski-Urlaub. Denn die Tiroler begrenzen weiter nach Wochenenden und Feiertagen den Durchfahrtsverkehr für Brummis – mit so genannten Blockabfertigungen. Die Folge: regelmäßig stauen sich LKWs kilometerlang nach Deutschland hinein. Dieser Fahrer eines Tiroler LKWs ist genervt davon.
"Ein Problem für meine Arbeitszeit."
Doch auf der Fahrt von Österreich nach Deutschland sei es noch schlimmer. Das Problem. Die Grenzkontrollen der Deutschen.
"Zehn Kilometer Stau."
Die CSU und Bundesinnenminister Horst Seehofer haben in den vergangenen Monaten immer wieder auf den Grenzkontrollen beharrt. Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart will aber flüssigere Kontrollen ermöglichen. Die Grenzpolizei bei Salzburg hat seit dem Herbst eine Kontrollspur mehr – bei Kufstein soll es künftig ebenfalls eine dritte Kontrollspur geben. Der Skiurlauber aus Fürth indessen hat all die politischen Grenzmaßnahmen satt.
"Ich mag die Bayern, ich mag die Österreicher, aber schön wäre es, wenn man fahren könnte."