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Fairer Handel
Harte Arbeitsbedingungen auf afrikanischen Kakaoplantagen

Wer Schokolade nascht, denkt vielleicht über Geschmack und Kalorien nach, aber kaum über die Plantagen in Afrika. Doch von dort kommt der Großteil des Kakaos in unserer Schokolade. Die Arbeitsbedingungen sind häufig miserabel, kritisieren Aktivisten.

Von Daniela Siebert | 19.12.2013
    Wer hierzulande Schokolade nascht, denkt vielleicht über Geschmacksvarianten und Kalorienwerte nach, aber kaum jemals über die Kakaoplantagen in Afrika. Doch von diesem Kontinent, aus den westafrikanischen Ländern Ghana und Elfenbeinküste kommt der Großteil des Kakaos in unserer Schokolade. Und dort sind die Arbeitsbedingungen gelinde gesagt unappetitlich, finden Aktivisten wie Evelyn Bahn, Sprecherin der europäischen Kampagne "Make Chocolate Fair!". Ein Problem sei, dass dort noch immer massenhaft Kinder zum Arbeiten gezwungen würden, so Bahn.
    "Die bittere Wahrheit über Schokolade ist, dass nach wie vor Hunderttausende von Kindern im Kakaoanbau arbeiten müssen, allein in Ghana und der Elfenbeinküste sprechen wir von zwei Millionen Kindern, wobei mehrere Hunderttausend unter ausbeuterischer Kinderarbeit arbeiten. Ausbeuterische Kinderarbeit heißt unter anderem, dass sie mit gefährlichen Maschinen und Chemikalien hantieren müssen, nicht zur Schule gehen können oder nur sehr unregelmäßig zur Schule gehen können, schwerste Säcke tragen müssen, also all das passiert tagtäglich im Kakaoanbau."
    Auch Friedel Hütz-Adams vom "Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene" beobachtet dieses Problem seit Langem. Erst im Oktober wies er in seiner jüngsten Analyse zum Thema Kakao darauf hin, dass die Kakaobauern umso mehr auf Kinderarbeit setzten, je mehr der Preis für Kakao verfalle. Das sei ihr Versuch, ihre Kosten zu senken. Tatsächlich ist der Preis für Kakao auf dem Weltmarkt im Vergleich zu den 80er Jahren stark zurückgegangen. Gleichzeitig habe sich die Anbaufläche für Kakao vervielfacht, so Hütz-Adams. Afia Owusu, Kakaoexpertin in Ghana, weist auf weitere ökonomische Probleme der Kakaobauern hin:
    Das Hauptproblem ist, dass die Bauern derzeit nicht genug verdienen. Der Kakaoanbau wird immer unattraktiver. Die Regierung legt die Kakaopreise fest und niemand darf die infrage stellen. Dadurch bekommen die Bauern nicht genug Geld, um es in ihre Plantagen zu reinvestieren. Die Bäume altern und die jungen Leute wollen diese Arbeit nicht mehr machen."
    Zu all dem kommen die gesundheitlichen und körperlichen Belastungen durch Kakaoanbau und -ernte. Das meiste davon ist Handarbeit mit scharfen Macheten. Tiefe Schnittwunden sind daher an der Tagesordnung, medizinische Versorgung fehle dagegen oft, so Evelyn Bahn von "Make Chocolate Fair!" Auch der Einsatz von Pestiziden an den empfindlichen Kakaopflanzen sei ein Problem, denn er führe zu Haut- und Atemwegserkrankungen.
    "Es werden viele Chemikalien benutzt, da werden häufig auch Chemikalien benutzt, die in Europa beispielsweise verboten sind und in all dem haben die Kakaobauern nie Unterstützung bekommen von der Schokoladenindustrie, wie sie so etwas verantwortungsvoll benutzen sollen. Sie wissen oftmals gar nicht, dass sie sich schützen müssen, und hätten da auch keine finanziellen Mittel, sich da einzukleiden."
    Ihre Kampagne empfiehlt Konsumenten daher, nur zertifizierte Schokolade von Fairtrade, UTZ oder Rainforest Alliance zu kaufen. Doch auch hier gibt es "Restrisiken": der dänische Dokumentarfilmer Miki Mistrati berichtete erst vor wenigen Tagen im ARD-Fernsehen, er habe auch auf zufällig ausgewählten zertifizierten Plantagen arbeitende Kinder angetroffen.