Die Zeiten, als Fairer Handel mit den Kleinbauern in Entwicklungsländern nur ein belächeltes Randthema war, sind vorbei. Der Faire Handel in Deutschland ist im Aufwind und zieht immer weitere Kreise. Im vergangenen Jahr wurden 9.000 Tonnen mit Produkten aus dieser Sparte abgesetzt - ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Oder anders ausgedrückt: 2005 wurden Waren mit dem TransFair-Gütesiegel im Wert von 72 Millionen Euro verkauft. Damit liegt der Zuwachs in Deutschland inzwischen sogar über dem internationalen Trend - eine neue und überraschende Entwicklung, wie Rüdiger Meyer, Geschäftsführer des internationalen Dachverbandes der Fairhandelsinitiativen, FLO, weiß:
"Für die letzten Jahre war es schon so, dass die Konsumenten in Deutschland für den Fairen Handel relativ wenig Aufmerksamkeit hatten, im Vergleich zu Konsumenten in England, Frankreich oder in der Schweiz, wo wir Wachstumsraten von bis zu 80 Prozent im Jahr verzeichnet hatten, und in Deutschland stagnierte das ja praktisch. Und jetzt sieht es aber so aus, dass in 2005 sich da der Wind gedreht hat und Deutschland an die Spitze der Wachstumsländer aufgeschlossen hat. "
Das neu erwachte Interesse am Fairen Handel hängt auch mit einer erweiterten Produktpalette zusammen. So gibt es inzwischen auch fair gehandelten Wein aus Südafrika und - in Naturkostläden - fair gehandelten Reis zu kaufen. 64 Prozent der fair gehandelten Lebensmittel stammen mittlerweile aus biologischem Anbau, wie etwa Bananen.
Außerdem ging man in den Non-Food-Bereich: Es gibt Rosen und - passend zum WM-Jahr - Fußbälle aus Fairem Handel. All das hat zu einem Image-Wandel des Fairen Handels beigetragen. Dadurch erreicht man nun auch neue Käuferschichten, sagt Dieter Overath, Geschäftsführer der Siegelinitiative TransFair.
"Ich glaube, wir sind jetzt aus der Phase heraus, wo nur entwicklungspolitisch denkende oder engagierte Leute konsequent Fairtrade-Produkte kaufen, sondern wo auch, ich sag mal, lifestylig Leute Produkte kaufen, die entweder mal gerade Rosen kaufen und dann auf einmal feststellen, es sind faire Rosen, ja vielleicht fast überrascht.
Oder vielleicht Familien mit kleinen Kindern, die einfach erst mal nur Bio-Bananen kaufen und dann auf einmal feststellen, es sind Bio-Fairtrade-Bananen, oder aber im Gourmet-Bereich, in einem Feinkostladen als Geschenk vielleicht so eine leckere Zotta-Schokolade für drei Euro mitnehmen und auf einmal feststellen, es ist ein Fairtrade-Produkt."
Fortschritte gab es auch beim Großverbrauch. So wird auf den Flügen der Air Berlin fair gehandelter Kaffee angeboten - ebenso wie in den Mensen von Nordrhein-Westfalens Universitäten. Ein neues Zertifizierungssystem beim Dachverband FLO soll dem Fairen Handel überdies mehr Glaubwürdigkeit verschaffen.
Ob die Fairhandels-Standards auch wirklich eingehalten werden, wird seit neuestem von einer externen Prüfungsstelle kontrolliert. Allerdings: Es ist gar nicht so einfach festzusetzen, was eigentlich als fair zu gelten hat. Hinzu kommt, dass auch die Kontrolleure einem gewissen Marktdruck unterliegen, wie Silke Peters von FLP erläutert, einem Siegel für fair gehandelte Blumen.
"Wir hatten diese Situation extrem stark im letzten Jahr, als wir eine sehr große Anfrage hatten von "Marks und Spencer" aus England, die gerne wollten, dass wir für "Marks und Spencer" einen Produzenten prüfen und es für uns auch, weil wir natürlich versuchen uns durchzusetzen mit unseren Themen, weil wir versuchen, die Standards umzusetzen, extrem wichtig war, einen so großen Händler, wie "Marks und Spencer" aus England, sozusagen zufrieden zu stellen. Und dann war es aber so, dass die Prüfung nicht gut lief. Dann steht man natürlich in dem Konflikt, was macht man jetzt? Lässt man den Produzent durchfallen, verliert dadurch "Marks und Spencer" als Händler? Oder sagt man sich eben, die Glaubwürdigkeit ist uns wichtiger."
Diesmal entschied sich FLP für die Glaubwürdigkeit. Doch Peters weiß auch, dass immer mal wieder in Prüfverfahren ein Auge zugedrückt oder auch schon mal Standards angeglichen werden. Kritische Beobachter fordern daher: Je mehr Marktbedeutung der Faire Handel bekommt, umso transparenter und kontrollierbarer müssten seine Kriterien und Versprechen für den Verbraucher werden.
Oder anders ausgedrückt: 2005 wurden Waren mit dem TransFair-Gütesiegel im Wert von 72 Millionen Euro verkauft. Damit liegt der Zuwachs in Deutschland inzwischen sogar über dem internationalen Trend - eine neue und überraschende Entwicklung, wie Rüdiger Meyer, Geschäftsführer des internationalen Dachverbandes der Fairhandelsinitiativen, FLO, weiß:
"Für die letzten Jahre war es schon so, dass die Konsumenten in Deutschland für den Fairen Handel relativ wenig Aufmerksamkeit hatten, im Vergleich zu Konsumenten in England, Frankreich oder in der Schweiz, wo wir Wachstumsraten von bis zu 80 Prozent im Jahr verzeichnet hatten, und in Deutschland stagnierte das ja praktisch. Und jetzt sieht es aber so aus, dass in 2005 sich da der Wind gedreht hat und Deutschland an die Spitze der Wachstumsländer aufgeschlossen hat. "
Das neu erwachte Interesse am Fairen Handel hängt auch mit einer erweiterten Produktpalette zusammen. So gibt es inzwischen auch fair gehandelten Wein aus Südafrika und - in Naturkostläden - fair gehandelten Reis zu kaufen. 64 Prozent der fair gehandelten Lebensmittel stammen mittlerweile aus biologischem Anbau, wie etwa Bananen.
Außerdem ging man in den Non-Food-Bereich: Es gibt Rosen und - passend zum WM-Jahr - Fußbälle aus Fairem Handel. All das hat zu einem Image-Wandel des Fairen Handels beigetragen. Dadurch erreicht man nun auch neue Käuferschichten, sagt Dieter Overath, Geschäftsführer der Siegelinitiative TransFair.
"Ich glaube, wir sind jetzt aus der Phase heraus, wo nur entwicklungspolitisch denkende oder engagierte Leute konsequent Fairtrade-Produkte kaufen, sondern wo auch, ich sag mal, lifestylig Leute Produkte kaufen, die entweder mal gerade Rosen kaufen und dann auf einmal feststellen, es sind faire Rosen, ja vielleicht fast überrascht.
Oder vielleicht Familien mit kleinen Kindern, die einfach erst mal nur Bio-Bananen kaufen und dann auf einmal feststellen, es sind Bio-Fairtrade-Bananen, oder aber im Gourmet-Bereich, in einem Feinkostladen als Geschenk vielleicht so eine leckere Zotta-Schokolade für drei Euro mitnehmen und auf einmal feststellen, es ist ein Fairtrade-Produkt."
Fortschritte gab es auch beim Großverbrauch. So wird auf den Flügen der Air Berlin fair gehandelter Kaffee angeboten - ebenso wie in den Mensen von Nordrhein-Westfalens Universitäten. Ein neues Zertifizierungssystem beim Dachverband FLO soll dem Fairen Handel überdies mehr Glaubwürdigkeit verschaffen.
Ob die Fairhandels-Standards auch wirklich eingehalten werden, wird seit neuestem von einer externen Prüfungsstelle kontrolliert. Allerdings: Es ist gar nicht so einfach festzusetzen, was eigentlich als fair zu gelten hat. Hinzu kommt, dass auch die Kontrolleure einem gewissen Marktdruck unterliegen, wie Silke Peters von FLP erläutert, einem Siegel für fair gehandelte Blumen.
"Wir hatten diese Situation extrem stark im letzten Jahr, als wir eine sehr große Anfrage hatten von "Marks und Spencer" aus England, die gerne wollten, dass wir für "Marks und Spencer" einen Produzenten prüfen und es für uns auch, weil wir natürlich versuchen uns durchzusetzen mit unseren Themen, weil wir versuchen, die Standards umzusetzen, extrem wichtig war, einen so großen Händler, wie "Marks und Spencer" aus England, sozusagen zufrieden zu stellen. Und dann war es aber so, dass die Prüfung nicht gut lief. Dann steht man natürlich in dem Konflikt, was macht man jetzt? Lässt man den Produzent durchfallen, verliert dadurch "Marks und Spencer" als Händler? Oder sagt man sich eben, die Glaubwürdigkeit ist uns wichtiger."
Diesmal entschied sich FLP für die Glaubwürdigkeit. Doch Peters weiß auch, dass immer mal wieder in Prüfverfahren ein Auge zugedrückt oder auch schon mal Standards angeglichen werden. Kritische Beobachter fordern daher: Je mehr Marktbedeutung der Faire Handel bekommt, umso transparenter und kontrollierbarer müssten seine Kriterien und Versprechen für den Verbraucher werden.