Von Volkart Wildermuth
Kapuzineraffen sind soziale Wesen. Die hellbraunen Tiere mit der schwarzen Kappe leben in kleinen Gruppen, helfen sich gegenseitig und teilen sogar gelegentlich ihre Nahrung mit einander. An der amerikanischen Emory Universität versucht Dr. Sarah Brosnan die Regeln der Kapuzinergesellschaft zu analysieren. Dazu hat die Verhaltensforscherin begonnen, mit den Affen eine Art primitiven Handel zu betreiben. Die Kapuziner bekommen von ihr einen kleinen Kieselstein und wenn sie ihn zurückgeben erhalten sie dafür ein Stück Gurke. Dass die Affen bereit sind, einen Kiesel gegen eine Leckerei zu tauschen, ist nicht überraschend. Spannend wurde das Experiment, als Sarah Brosnan begann, nicht nur mit Gurken sondern auch mit Weintrauben zu handeln.
Die Kapuziner mögen Gurken, aber Weintrauben haben sie viel lieber. Wenn also ein Affe eine Weintraube bekommt und der andere sich mit einer Gurke begnügen muss, dann ist das schlecht für ihn. Erhalten beide Kapuziner Gurkenstücke, dann tauschen sie ausgesprochen gerne. Wenn ich aber nur dem einen eine Weintraube gebe, dann reagiert der andere ausgesprochen heftig. Er weigert sich, den Kiesel zurückzugeben oder er gibt ihn zurück und will dann die Gurke nicht haben. Das ist ein sehr ungewöhnliches Verhalten.
Dabei ist objektiv alles beim Alten geblieben, für einen Kiesel gibt es eine Gurke. Ökonomen würden das als ein gutes Geschäft bezeichnen. Der Handel lohnt sich, auch wenn ein andere Affe ein noch besseres Angebot bekommt. Schließlich ist die Gurke im Mund besser, als die Traube hinter dem Zaun. Das ist vielleicht unfair, aber Fairness ist kein Begriff der Wirtschaftswissenschaften. Im Rahmen der Verhaltensforschung macht es aber durchaus Sinn, wenn sich die Kapuziner eine Gurke entgehen lassen. Schließlich kommt es nicht nur auf dieses eine Geschäft an, meint Sarah Brosnan.
Bei der Zusammenarbeit und dem Teilen der Nahrung kann ein Gefühl für Fairness dafür sorgen, dass ein Kapuzineraffe nicht übers Ohr gehauen wird. Das stabilisiert die Kooperation, es hilft dem einzelnen Affen Individuen zu erkennen, mit denen er besser nichts zu tun haben sollte, weil er immer den Kürzeren zieht.
Die Spieltheorie sagt voraus, dass kooperatives Verhalten nur entstehen kann, wenn es wirksame Mechanismen gegen Betrüger gibt. Das Gefühl der Fairness ist ein solcher Schutzmechanismus. Es kann zu Entscheidungen führen, die den eigenen Interessen zuwider laufen, wenn etwa lange, kostspielige Gerichtsverfahren angestrengt werden, die in keinem Verhältnis zum Streitwert stehen. Doch genau diese irrationalen Komponente schreckt Betrüger wirksam ab.
Menschen verhalten sich irrational, sobald sie sich betrogen fühlen. Unsere Studie legt nahe, dass dieses Verhalten in der Evolution entstanden ist. Das war umstritten. Ein Gefühl für Fairness könnte uns ja auch von der Gesellschaft, von der Kirche, der Regierung, der Schule anerzogen sein. Aber es sieht so aus, als ob das Gefühl für Fairness in der Evolution entstanden ist, weil es für unsere Kooperationsbereitschaft sehr wichtig ist.
Evolutionspsychologen vermuten, dass sich eine ganze Palette menschlicher Gefühle entwickelt hat, um kooperatives Verhalten zu ermöglichen. Dazu gehört die Neigung einander zu helfen, aber eben auch die Wut, die Ungerechtigkeit auslöst. Sarah Brosnan will die Fairness durch solche evolutionären Erklärungen nicht herabwürdigen. Auch wenn das Gefühl im Lauf der Stammesgeschichte aus einem bestimmten Grund entstand, für den Einzelnen sind das Bedürfnis nach Fairness und die Wut betrogen worden zu sein ganz real, echt, ohne Hintergedanken. Und das gilt offenbar für Kapuzineraffen genauso wie für Menschen.
Kapuzineraffen sind soziale Wesen. Die hellbraunen Tiere mit der schwarzen Kappe leben in kleinen Gruppen, helfen sich gegenseitig und teilen sogar gelegentlich ihre Nahrung mit einander. An der amerikanischen Emory Universität versucht Dr. Sarah Brosnan die Regeln der Kapuzinergesellschaft zu analysieren. Dazu hat die Verhaltensforscherin begonnen, mit den Affen eine Art primitiven Handel zu betreiben. Die Kapuziner bekommen von ihr einen kleinen Kieselstein und wenn sie ihn zurückgeben erhalten sie dafür ein Stück Gurke. Dass die Affen bereit sind, einen Kiesel gegen eine Leckerei zu tauschen, ist nicht überraschend. Spannend wurde das Experiment, als Sarah Brosnan begann, nicht nur mit Gurken sondern auch mit Weintrauben zu handeln.
Die Kapuziner mögen Gurken, aber Weintrauben haben sie viel lieber. Wenn also ein Affe eine Weintraube bekommt und der andere sich mit einer Gurke begnügen muss, dann ist das schlecht für ihn. Erhalten beide Kapuziner Gurkenstücke, dann tauschen sie ausgesprochen gerne. Wenn ich aber nur dem einen eine Weintraube gebe, dann reagiert der andere ausgesprochen heftig. Er weigert sich, den Kiesel zurückzugeben oder er gibt ihn zurück und will dann die Gurke nicht haben. Das ist ein sehr ungewöhnliches Verhalten.
Dabei ist objektiv alles beim Alten geblieben, für einen Kiesel gibt es eine Gurke. Ökonomen würden das als ein gutes Geschäft bezeichnen. Der Handel lohnt sich, auch wenn ein andere Affe ein noch besseres Angebot bekommt. Schließlich ist die Gurke im Mund besser, als die Traube hinter dem Zaun. Das ist vielleicht unfair, aber Fairness ist kein Begriff der Wirtschaftswissenschaften. Im Rahmen der Verhaltensforschung macht es aber durchaus Sinn, wenn sich die Kapuziner eine Gurke entgehen lassen. Schließlich kommt es nicht nur auf dieses eine Geschäft an, meint Sarah Brosnan.
Bei der Zusammenarbeit und dem Teilen der Nahrung kann ein Gefühl für Fairness dafür sorgen, dass ein Kapuzineraffe nicht übers Ohr gehauen wird. Das stabilisiert die Kooperation, es hilft dem einzelnen Affen Individuen zu erkennen, mit denen er besser nichts zu tun haben sollte, weil er immer den Kürzeren zieht.
Die Spieltheorie sagt voraus, dass kooperatives Verhalten nur entstehen kann, wenn es wirksame Mechanismen gegen Betrüger gibt. Das Gefühl der Fairness ist ein solcher Schutzmechanismus. Es kann zu Entscheidungen führen, die den eigenen Interessen zuwider laufen, wenn etwa lange, kostspielige Gerichtsverfahren angestrengt werden, die in keinem Verhältnis zum Streitwert stehen. Doch genau diese irrationalen Komponente schreckt Betrüger wirksam ab.
Menschen verhalten sich irrational, sobald sie sich betrogen fühlen. Unsere Studie legt nahe, dass dieses Verhalten in der Evolution entstanden ist. Das war umstritten. Ein Gefühl für Fairness könnte uns ja auch von der Gesellschaft, von der Kirche, der Regierung, der Schule anerzogen sein. Aber es sieht so aus, als ob das Gefühl für Fairness in der Evolution entstanden ist, weil es für unsere Kooperationsbereitschaft sehr wichtig ist.
Evolutionspsychologen vermuten, dass sich eine ganze Palette menschlicher Gefühle entwickelt hat, um kooperatives Verhalten zu ermöglichen. Dazu gehört die Neigung einander zu helfen, aber eben auch die Wut, die Ungerechtigkeit auslöst. Sarah Brosnan will die Fairness durch solche evolutionären Erklärungen nicht herabwürdigen. Auch wenn das Gefühl im Lauf der Stammesgeschichte aus einem bestimmten Grund entstand, für den Einzelnen sind das Bedürfnis nach Fairness und die Wut betrogen worden zu sein ganz real, echt, ohne Hintergedanken. Und das gilt offenbar für Kapuzineraffen genauso wie für Menschen.