Mittwoch, 24. April 2024

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Falco - Mythos und Wahrheit
Erinnerungen an einen Pop-Pionier

Falco war vieles: Pop Ikone, erster Deutschrapper, begnadeter Selbstdarsteller, Selbstzerstörer und Säulenheiliger für alle Fans des 80er-Zeitgeistes. Zu seinem Legendenstatus trug wohl auch bei, dass er 1998 bei einem Autounfall starb. Am 19. Februar wäre Falco 60 geworden.

Von Paul Lohberger | 18.02.2017
    Der österreichische Sänger Falco am 21. Juni 1984 in der TV-Show Hitsommernacht.
    Der österreichische Sänger Falco am 21. Juni 1984 in der TV-Show Hitsommernacht. (imago / teutopress)
    Schon Ende Jänner wurde Falco in Wien gehuldigt - mit einem Festival der Red Bull Music Academy. In diesem Rahmen wurde auch ein Film gezeigt, der 1984 zum Album "Junge Römer" entstanden war. Zuvor war die Single "Der Kommissar" zum weltweiten Clubhit geworden.
    Auf den Erfolg des "Kommissars" hinauf ließ der Österreichische Rundfunk nun zum zweiten Album eine Videorevue produzieren - fürs Hauptabendprogramm. Regie führten Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, die bald darauf Videos für internationale Stars wie Queen und die Rolling Stones drehten. Vor diesem Hintergrund bewertet Rudi Dolezal den Popstar Falco:
    "Ich mache jetzt eine neue Sendereihe über zehn Pop Ikonen, da ist Falco genauso dabei wie David Bowie, Bruce Springsteen oder Freddie Mercury. Vergleiche sind immer schwierig, aber wo Falco die Augenhöhe und Bruce Springsteen was voraus hat, ist: Bruce Springsteen war nie Nummer Eins der amerikanischen Charts!"
    Inspiration für neue Künstler?
    Als Dolezal & Rossacher das Video zu Falcos größtem Hit drehten, hatten sie bereits internationale Erfahrung. Und während Falco in dem Fernsehfilm zu "Junge Römer" seine Unsicherheiten noch manchmal durch übertriebenes Schauspiel kompensierte, sitzt bei "Amadeus" jede Geste.
    "Ein Video kann nur die Qualität unterstützen, die schon da ist."
    Beim Styling trifft Wave auf Rokoko, die zackigen Bewegungen verweisen auf HipHop und passen zum gerappten Text - diese zeitgeistige Mischung hielt das Video lang in den Playlists von MTV.
    "Der Unterschied ist stay in power, Falco hatte ja doch eine viel kürzere Schaffensperiode. In dem Sinn ist Falco keine Legende wie die Stones, aber für mich eine Ikone wie Bowie."
    Selbst US Rapstars wie Snoop Dogg kennen Falco, berichtet Rudi Dolezal. Aber ist Falco durch seine ikonische Wirkung auch eine Inspirationsquelle der neuen Acts aus Österreich? Seit Bilderbuch zielsicher Clubsounds und Bandklang kombinieren, lag der Vergleich nahe. Auch Text und Intonation mancher Titel von Wanda lassen an Falco denken. Der Musikmanager Stefan Redelsteiner hat den Aufstieg von Wanda bis vor kurzem administriert, nach wie vor betreut er österreichische Acts wie Voodoo Jürgens.
    "Wir dürfen nicht übertreiben und sagen, dass die was wegen Falco machen. Es kann jeder selber draufkommen, dass Bussi ein nettes Wort in einem Lied wäre. Die Bands, die wirklich groß werden, sind nie ehrfürchtige Epigonen, die etwas eins zu eins nachbauen. Manche Soundarchitekturen von Bilderbuch oder Wanda greifen das auf, aber so ist halt Popmusik immer schon gewesen. Die Beatles haben auch Chuck Berry aufgegriffen, aber deswegen wird keiner sagen, dass die Beatles wie Chuck Berry klingen."
    Redelsteiner relativiert die Bedeutung Falcos als musikalisches Vorbild der heutigen Szene, auch wenn sein neuester Act Kommando Elefant mehr denn je an den Wave Sound der 80er erinnert.
    "Er war einfach Falco"
    Nicht umsonst können sich DJs, Rocker und Austropopper auf ihn einigen - Falco gehörte zu den ersten, die erkannt hatten, dass Musik nicht mehr so wichtig war, meint Redelsteiner.
    "Er war kein Rapper, er war kein Rock Musiker, er war kein Dance Musiker, sondern einfach Falco! Die Persönlichkeit ist man von Natur aus, oder eben nicht. Dann muss man das kultivieren. Und Falco hat das im Guten wie im Schlechten sehr stark kultiviert, man hört ja sehr Gutes und sehr Schlechtes über ihn von Leuten, die ihn kannten."
    Die Arbeit an der Persönlichkeit führte bei Falco schneller als bei anderen zu Exzessen und Allüren. So können die Zeitgenossen zahlreiche Anekdoten erzählen, die aus der Ikone dann doch nach und nach eine Legende machen. Rudi Dolezal meint:
    "Falco war mit Sicherheit der einzige österreichische Weltstar. Und in seiner guten Zeit kann er sich mit allen messen."
    Stefan Redelsteiner fügt hinzu:
    "Einen Popmusiker kann man antrainieren, man kann lernen, gut Gitarre zu spielen. Aber ein Popstar zu sein, und er war ja der einzig richtig große aus Österreich, das muss in der DANN sein. Nur mit Hackeln wird man nicht Falco."
    Falco mag eine Ikone sein, trotzdem ist es die Musik, die bleibt. Es ist paradox, aber wahr: Smarte Grooves und ein Sound voll zeitgeistiger Schlüsselreize wirken inzwischen zeitlos.
    "Das was er als eine starke Persönlichkeit repräsentiert hat, wird bleiben. Vielleicht mehr als die Musik, die er gemacht hat."