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Falsche Geschwindigkeitsversprechen beim Internetzugang

Mit hohen Mbit-Raten werben Internetanbieter um Kunden. Oftmals sind diese Bandbreiten aber nur "Bis-zu"-Angaben. Die Bundesnetzagentur befragte deshalb Kunden. Das Ergebnis: Jeder dritte Kunde erhielt nur die Hälfte der versprochenen Surfgeschwindigkeit.

Von Stefan Maas | 11.04.2013
    Rennrad bestellt, Hollandrad bekommen. Was ein Radfahrer auf den ersten Blick entdecken und natürlich nicht hinnehmen würde, ist für viele Internetnutzer bei den Geschwindigkeiten ihrer Breitbandinternetanschlüsse Alltag. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Bundesnetzagentur. Die hatte Mitte des vergangenen Jahres Nutzer dazu aufgerufen, die Geschwindigkeit ihres Anschlusses zu überprüfen, um zu schauen, ob die Datenübertragungsrate, die tatsächlich erreicht wird, mit der übereinstimmt, die die Anbieter versprechen. Untersucht wurden DSL, Kabel und LTE. Das soll besonders schnelles Surfen ermöglichen.

    "Insgesamt haben wir eine Viertelmillion ausgewertete Messungen. Über alle Technologien, Anbieter und Regionen hinweg","

    sagt Renee Henn, Pressesprecher der Bundesnetzagentur.

    ""Und dabei haben wir halt festgestellt, dass die vertraglich vereinbarte Bis-zu-Geschwindigkeit in vielen Fällen einfach nicht erreicht wird, sondern mitunter weichen die tatsächlichen Bandbreiten von den in Aussicht gestellten ab."

    Fast ein Drittel der Internetnutzer muss mit weniger als der Hälfte der versprochenen Übertragungsrate auskommen, jeder fünfte bekommt genau das, wofür er bezahlt.

    "Also in den unteren Bandbreitenklassen, also kleiner als zwei Mbit pro Sekunde haben wir festgestellt, dass die Abweichung nicht so stark ausfällt wie in den höheren Bandbreitenklassen. Also beispielsweise bei DSL zwischen acht und 18 Mbit pro Sekunde, da war die Abweichung deutlich größer."

    In diesem Bereich erreichen nur sieben von 100 Kunden die versprochene Übertragungsrate. Das Problem sei, dass die Internetanbieter in der Werbung mit der Formulierung arbeiteten "mit einer Geschwindigkeit von bis zu", sagt Lina Ehrig. Sie ist Referentin für Telekommunikation beim Verbraucherzentrale Bundesverband:

    "Die Verbraucher gucken dabei oft in die Röhre, weil sie natürlich hoffen, dass sie einen schnellen Internetanschluss haben. Und vor allem die Werbung immer nur mit den Höchstgeschwindigkeiten arbeitet und von daher oft ein falscher Eindruck entsteht."

    Es sei gar nicht möglich für jede Geschwindigkeit einen eigenen Tarif anzubieten, sagt Philipp Blank, Sprecher bei der Telekom. Das werde auch für die Kunden zu unübersichtlich:

    "Grundsätzlich müssen wir bei der Werbung für unsere Tarife mit diesen Bis-zu-Angaben arbeiten, weil die erreichbare Bandbreite bei jedem Anschluss unterschiedlich sein kann. Das liegt vor allem an der Länge des Kupferkabels. Da gilt grundsätzlich, je länger das Kupferkabel ist, desto größer wird die Dämpfung und damit nimmt die Übertragungsgeschwindigkeit ab."

    Sein Unternehmen informiere die Kunden aber vor Vertragsabschluss über die tatsächlich erreichbaren Geschwindigkeiten. Eine Lösung des Problems liegt für Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband darin, die Vorgaben für die Werbung zu ändern:

    "Indem man sich nicht immer nur fokussiert auf die Höchstgeschwindigkeit, die theoretisch möglich ist. Wenn zum Beispiel im mobilen Bereich ein einziger in einer Funkzelle ist, was praktisch nie der Fall sein wird. Und indem man sich eher überlegt, was sind die realistischen Durchschnittgeschwindigkeiten, die ich dem Kunden auch tatsächlich bieten kann."

    Auch für Erik Schweikert, den verbraucherpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, ist die gegenwärtige Situation nicht akzeptabel. Die schwarz-gelbe Bundesregierung habe aber mit dem Telekommunikationsgesetz Voraussetzungen geschaffen, dieses Problem anzugehen. Das sei die Grundlage für die Untersuchung der Bundesnetzagentur gewesen. Nun könne die Politik handeln:

    "Die Bundesnetzagentur hat ja auch schon angekündigt, hier jetzt in die Verhandlungen mit den Unternehmen zu gehen. Und dann werden wir daraus eine ordentliche Regulierung machen."

    Schweikert hält das noch in diesem Jahr für möglich.