Meine Eltern haben einen Zeitungsartikel gelesen, da berichtete man über die festliche Eröffnung der Andrássy-Universität und da schrieb man auch über die Studienrichtungen. Und ich habe schon nach dem vierten Semester an der Uni entschieden, was ich später machen möchte: ich möchte auf jeden Fall auf diesem diplomatischen Feld tätig sein - Außenpolitik oder Außenwirtschaft. Und ich hätte mich eigentlich für die Schule in Wien - für die diplomatische Akademie - beworben. Aber ich habe mich dann gefreut, dass es auch eine Möglichkeit in Budapest gibt.
Eine Möglichkeit, die Rita Chiovini beim Schopf ergreifen will. Kurzerhand setzt sie sich in ihrer Heimatstadt Pécs in den Zug. Im Gepäck den Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und ihr Zeugnis als Fachübersetzerin. Ein zwei-jähriges Post-Graduierten-Studium in Internationalen Beziehungen mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Diplomatie - ein Studiengang wie maßgeschneidert. In der Hauptstadt angekommen ergattert die 23-jährige einen Studienplatz an der "Andrássy Gyula Deutschsprachigen Universität". In letzter Minute - das heißt, genaugenommen...
...nach der letzten Minute. Denn ich bin am Montag beim Studienanfang gekommen und da hat man mir dann gesagt: Ja, ok, mal sehen, was wir noch machen können, ich soll die Papiere vorbei bringen. Dann bin ich noch mal nach Budapest gekommen am Dienstag und dann gab es Aufnahmeprüfungen noch. Und die Lehrer haben gesehen, dass ich hier sitze und gefragt, dass ich vielleicht zur Prüfung...Und so passierte es dann - also blitzschnell ging das.
Ein Semester hat Rita Chiovini inzwischen schon hinter sich - und wie alle zahlt sie Studiengebühren. 62 Studierende aus Mittel- und Osteuropa, Deutschland und Österreich haben im vergangenen September ihr Studium aufgenommen - in den Fächern "Internationale Beziehungen", "Vergleichende Staats- und Rechtswissenschaft" oder "Mitteleuropäische Studien". Bemerkenswert schnell ist die Andrássy-Universität aus der Taufe gehoben worden: Gerade einmal zwei Jahre lagen zwischen Idee und feierlicher Eröffnung.
Ja, das ist ein kleines Wunder, bitte...
Stolz ist Prorektor Erich Kussbach über diese Leistung und lächelt. Der ehemalige Botschafter Österreichs in Ungarn weiß, dass bei derartigen Vorhaben in Europa Vorlaufzeiten von fünf bis sechs Jahren die Regel sind...
...aber Ich muss sagen, es haben natürlich alle interessierten Stellen die Gründung dieser Universität voll und ganz unterstützt.
Das Lob gilt nicht zuletzt Victor Orbán. Ihm lag in seiner Zeit als Ministerpräsident viel daran, das Bildungsangebot in Ungarn zu erweitern. Und er hatte keine Mühe, auch seine Kollegen in Österreich, in Bayern und Baden-Württemberg für die Idee einer deutschsprachigen Privatuniversität zu begeistern und sie als Förderer und Geldgeber zu gewinnen.
Man darf nicht vergessen, das sehr viele deutsche, österreichische und auch Schweizer Firmen in Ungarn investiert haben. So dass wir sicherlich auch einen Bedarf haben werden.
Einen Bedarf nämlich an qualifizierten Mitarbeitern für multinationale Unternehmen. Doch auch Karrieren im diplomatischen Dienst erhofft man sich für die Absolventen des zweijährigen Aufbaustudiums. Sie sollen ihre berufliche Zukunft in internationalen Institutionen finden, in der Europäischen Union oder in Nichtregierungsorganisationen. Eine neue Generation von Europa-Experten soll hier ausgebildet werden - eine Führungselite, um den Gedanken eines geeinten Kontinents in den mittel- und osteuropäischen Staaten voranzutreiben. Nach vier Semestern soll der Wirtschaftswissenschaftler auch etwas von Europäischem Recht verstehen, der Ingenieur etwas von europäischer Literatur. Das Angebot an Vorlesungen und Seminaren ist groß - die Erwartungen an die Teilnehmer sind es auch: Ständiges Engagement fordert Finanzwissenschaftler Klaus Beckmann in seinen Veranstaltungen.
Ich verlange von meinen Studenten unter dem Semester kleine hand-outs, Vorträge, Beiträge und dergleichen mehr, die auch in die Gesamtnote einfließen. Das geht nur mit kleinen Gruppen. Und so etwas habe ich in Deutschland nie machen können.
Studentin Rita Chiovini jedenfalls weiß eine so intensive Betreuung zu schätzen.
Weil, ok, der Unterricht an ungarischen Universitäten ist eher so, dass der Lehrer reinkommt, er sagt alles und du musst folgen - wenn nicht: na, Dein Pech. Also hier ist es mehr interaktiver.
Da stört auch kaum, dass die Universität im Augenblick noch in zwei angemieteten Etagen eines schmucklosen Bürogebäudes untergebracht ist. Der ungarische Staat hat zwar ein vornehmes Stadtpalais bereits aufwendig renoviert, für den Lehrbetrieb aber noch nicht freigegeben. Und so residiert auch Gründungsrektor György Hazai vorläufig noch immer in einem Büro ein Stockwerk unterhalb der drei fensterlosen Seminarräume. Und ist doch zufrieden. Denn das Engagement Ungarns und der Partnerländer sichert vorerst die Finanzierung der laufenden Ausgaben und der Gehälter eines Großteils der Professoren. Abgesehen davon setzt Hazai auf tatkräftige Unterstützung aus der privaten Wirtschaft - vor allem, um bei den Studiengebühren Spielräume zu öffnen.
Aber Stipendien sind schon sichergestellt. Das heißt die deutschen Partner: der Bund, Baden-Württemberg, Bayern und dann Österreich haben je 10 Stipendien in Aussicht gestellt. Für die ungarischen Studenten und die Studenten aus den Nachbarländern es ist noch nicht gelungen, Stipendien zu finden. Aber wir suchen gerade nach Sponsoren, das wir auch in diesem Bereich Fortschritte erzielen.
Im ersten Jahr wurden die Gebühren für Studierende aus Osteuropa noch von 5200 auf 500 Euro im Jahr gesenkt. Schon bald werden aber auch sie den vollen Betrag aufbringen müssen, soll aus der Andrássy-Universität keine chronisch unterfinanzierte Einrichtung werden. Über mangelndes Interesse kann sich im Moment jedoch niemand beklagen: Die Zahl der Bewerbungen für das nächste Semester übersteigt die Zahl der 75 zu vergebenden Studienplätze schon jetzt bei weitem.
Link: Andrássy-Universität
Eine Möglichkeit, die Rita Chiovini beim Schopf ergreifen will. Kurzerhand setzt sie sich in ihrer Heimatstadt Pécs in den Zug. Im Gepäck den Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und ihr Zeugnis als Fachübersetzerin. Ein zwei-jähriges Post-Graduierten-Studium in Internationalen Beziehungen mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Diplomatie - ein Studiengang wie maßgeschneidert. In der Hauptstadt angekommen ergattert die 23-jährige einen Studienplatz an der "Andrássy Gyula Deutschsprachigen Universität". In letzter Minute - das heißt, genaugenommen...
...nach der letzten Minute. Denn ich bin am Montag beim Studienanfang gekommen und da hat man mir dann gesagt: Ja, ok, mal sehen, was wir noch machen können, ich soll die Papiere vorbei bringen. Dann bin ich noch mal nach Budapest gekommen am Dienstag und dann gab es Aufnahmeprüfungen noch. Und die Lehrer haben gesehen, dass ich hier sitze und gefragt, dass ich vielleicht zur Prüfung...Und so passierte es dann - also blitzschnell ging das.
Ein Semester hat Rita Chiovini inzwischen schon hinter sich - und wie alle zahlt sie Studiengebühren. 62 Studierende aus Mittel- und Osteuropa, Deutschland und Österreich haben im vergangenen September ihr Studium aufgenommen - in den Fächern "Internationale Beziehungen", "Vergleichende Staats- und Rechtswissenschaft" oder "Mitteleuropäische Studien". Bemerkenswert schnell ist die Andrássy-Universität aus der Taufe gehoben worden: Gerade einmal zwei Jahre lagen zwischen Idee und feierlicher Eröffnung.
Ja, das ist ein kleines Wunder, bitte...
Stolz ist Prorektor Erich Kussbach über diese Leistung und lächelt. Der ehemalige Botschafter Österreichs in Ungarn weiß, dass bei derartigen Vorhaben in Europa Vorlaufzeiten von fünf bis sechs Jahren die Regel sind...
...aber Ich muss sagen, es haben natürlich alle interessierten Stellen die Gründung dieser Universität voll und ganz unterstützt.
Das Lob gilt nicht zuletzt Victor Orbán. Ihm lag in seiner Zeit als Ministerpräsident viel daran, das Bildungsangebot in Ungarn zu erweitern. Und er hatte keine Mühe, auch seine Kollegen in Österreich, in Bayern und Baden-Württemberg für die Idee einer deutschsprachigen Privatuniversität zu begeistern und sie als Förderer und Geldgeber zu gewinnen.
Man darf nicht vergessen, das sehr viele deutsche, österreichische und auch Schweizer Firmen in Ungarn investiert haben. So dass wir sicherlich auch einen Bedarf haben werden.
Einen Bedarf nämlich an qualifizierten Mitarbeitern für multinationale Unternehmen. Doch auch Karrieren im diplomatischen Dienst erhofft man sich für die Absolventen des zweijährigen Aufbaustudiums. Sie sollen ihre berufliche Zukunft in internationalen Institutionen finden, in der Europäischen Union oder in Nichtregierungsorganisationen. Eine neue Generation von Europa-Experten soll hier ausgebildet werden - eine Führungselite, um den Gedanken eines geeinten Kontinents in den mittel- und osteuropäischen Staaten voranzutreiben. Nach vier Semestern soll der Wirtschaftswissenschaftler auch etwas von Europäischem Recht verstehen, der Ingenieur etwas von europäischer Literatur. Das Angebot an Vorlesungen und Seminaren ist groß - die Erwartungen an die Teilnehmer sind es auch: Ständiges Engagement fordert Finanzwissenschaftler Klaus Beckmann in seinen Veranstaltungen.
Ich verlange von meinen Studenten unter dem Semester kleine hand-outs, Vorträge, Beiträge und dergleichen mehr, die auch in die Gesamtnote einfließen. Das geht nur mit kleinen Gruppen. Und so etwas habe ich in Deutschland nie machen können.
Studentin Rita Chiovini jedenfalls weiß eine so intensive Betreuung zu schätzen.
Weil, ok, der Unterricht an ungarischen Universitäten ist eher so, dass der Lehrer reinkommt, er sagt alles und du musst folgen - wenn nicht: na, Dein Pech. Also hier ist es mehr interaktiver.
Da stört auch kaum, dass die Universität im Augenblick noch in zwei angemieteten Etagen eines schmucklosen Bürogebäudes untergebracht ist. Der ungarische Staat hat zwar ein vornehmes Stadtpalais bereits aufwendig renoviert, für den Lehrbetrieb aber noch nicht freigegeben. Und so residiert auch Gründungsrektor György Hazai vorläufig noch immer in einem Büro ein Stockwerk unterhalb der drei fensterlosen Seminarräume. Und ist doch zufrieden. Denn das Engagement Ungarns und der Partnerländer sichert vorerst die Finanzierung der laufenden Ausgaben und der Gehälter eines Großteils der Professoren. Abgesehen davon setzt Hazai auf tatkräftige Unterstützung aus der privaten Wirtschaft - vor allem, um bei den Studiengebühren Spielräume zu öffnen.
Aber Stipendien sind schon sichergestellt. Das heißt die deutschen Partner: der Bund, Baden-Württemberg, Bayern und dann Österreich haben je 10 Stipendien in Aussicht gestellt. Für die ungarischen Studenten und die Studenten aus den Nachbarländern es ist noch nicht gelungen, Stipendien zu finden. Aber wir suchen gerade nach Sponsoren, das wir auch in diesem Bereich Fortschritte erzielen.
Im ersten Jahr wurden die Gebühren für Studierende aus Osteuropa noch von 5200 auf 500 Euro im Jahr gesenkt. Schon bald werden aber auch sie den vollen Betrag aufbringen müssen, soll aus der Andrássy-Universität keine chronisch unterfinanzierte Einrichtung werden. Über mangelndes Interesse kann sich im Moment jedoch niemand beklagen: Die Zahl der Bewerbungen für das nächste Semester übersteigt die Zahl der 75 zu vergebenden Studienplätze schon jetzt bei weitem.
Link: Andrássy-Universität