Archiv


Familie Hermann verliert eine Tochter

Sechseinhalb Millionen Menschen wurden 2005 in Deutschland Opfer von Straftaten. Insbesondere nach Gewaltverbrechen gilt: Opfer ist man lebenslänglich. So wie das Ehepaar Hermann, deren Tochter vor zwölf Jahren ermordet worden ist. Ihr Leben ist nicht mehr das, was es war. Was sie tun, tun sie für ihre Tochter. Tun sie etwas anderes, denken sie daran, dass ihr Kind das nicht mehr erleben darf.

Von Michael Hoverath |
    Hilfe bei der Bewältigung der Wut und Trauer gibt es kaum. Im Gegenteil: Für die Justiz sind Opfer nicht mehr als Beweis"mittel", die neben anderen Indizien dazu dienen, den Tathergang zu klären. Wer Mitgefühl erwartet, wird enttäuscht, denn selbst ein Mord verletzt in den Augen der Justiz nicht zuerst die Angehörigen, sondern das Rechtssystem. Urteile werden im Namen des Volkes gefällt, nicht im Namen des Opfers. Auf der Strecke blieb bei den Hermanns auch der Wunsch, dass der Staat ihnen zum erlebten Leid hinaus nicht weiteres Leid zufügen möge... Und immer wieder reden ihnen Bekannte und Freude zu, das Vergangene doch endlich zu vergessen, einfach "normal" weiterzuleben. Doch auch dieser Versuch wird ihnen angekreidet.