Freitag, 09. Juni 2023

Gleichberechtigung
Familienministerin Paus mahnt Fortschritte an - Equal Pay Day legt Lohnlücke offen

Vor dem morgigen Equal Pay Day mahnt Bundesfamilienministerin Paus Fortschritte bei der Gleichbehandlung von Frauen und Männern an. Die Grünen-Politikerin sagte dem Berliner "Tagesspiegel", das Patriarchat sei erst vorbei, wenn Frauen ökonomisch und politisch gleichgestellt seien, die Hälfte der Macht den Frauen gehöre und geschlechtsspezifische Gewalt nicht als individuelle Tat verharmlost werde.

06.03.2023

    Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei einer Rede.
    Bundesfamilienministerin Lisa Paus sieht weiterhin ein Patriarchat an der Macht. (picture alliance / Flashpic / Jens Krick)
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtesverdienten Frauen im Jahr 2022 pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Das ist dem Amt zufolge zum einen darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird. Zum anderen arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit, was auch mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht.
    Die verbliebenen 37 Prozent des Verdienstunterschieds können nicht durch diese Ursachen erklärt werden. Es bleibt also eine bereinigte Gender Pay Gap von sieben Prozent. Morgen ist der sogenannte "Equal Pay Day". Der internationale Aktionstag macht jährlich auf die schlechtere Bezahlung von Frauen aufmerksam.

    Ataman: "Strengere Gesetze zur gleichen Bezahlung"

    Die Anti-Diskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ataman, verlangt strengere Gesetze, um gleiche Löhne für Männer und Frauen durchzusetzen. Sie schlug im Gespräch mit den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes vor. Nach wie vor sei es für viele Frauen schwierig, Entgeltungleichheit konkret nachzuweisen, sagte Ataman. Das Auskunftsrecht im Entgelttransparenzgesetz gelte nur in größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten und es habe zu viele Schlupflöcher.

    Großteil in schlechtest bezahlten Berufen Frauen

    Erst gestern wurde ein Bericht veröffentlicht, dass in Deutschland in den fünf am schlechtesten bezahlten Berufen in Deutschland deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten. Die Rheinische Post schreibt, dass der Frauenanteil in diesen Jobs teilweise bei fast 80 Prozent liegt. Sie beruft sich dabei auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion an das Bundesarbeitsministerium, das Zahlen der Bundesagentur für Arbeit von Ende 2021 ausgewertet hat.
    Zu den Berufen, die durchschnittlich am schlechtesten bezahlt werden, gehören Jobs im Lebensmitteleinzelhandel, in der Floristik und in der Körperpflege. Dort liegt der Frauenanteil bei über 80 Prozent. Zudem zählen die Gastronomie und die Pferdewirtschaft zu den fünf am schlechtesten bezahlten Branchen, hier liegt der Frauen-Anteil bei rund 60 Prozent.

    Lukrative Berufe: Nur im medizinischen Bereich ist der Frauenanteil stärker

    Anders sieht es in den fünf Branchen aus, die in Deutschland am besten bezahlt werden. Dort sind Frauen deutlich unterrepräsentiert, dazu gehören Piloten (6,5 Prozent Frauenanteil), technische Forschende (14,8 Prozent) oder Geschäftsführer (22 Prozent). Nur im medizinischen Bereich sind Frauen gleich oder stärker vertreten als Männer.
    Diese Nachricht wurde am 06.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.