David Wildt ist ein gefragter Mann. Vorgestern noch in China, gestern bei Mitarbeitern in einer spanischen Adleraufzuchtstation, heute bei einem Fortpflanzungsmedizinerkongress in Berlin und morgen wieder zu Hause in der Abteilung für Reproduktionswissenschaften der Smithsonian Institution in Nord-Virginia. Seine Mission: das Wissen aus den Fortpflanzungskliniken nutzbar zu machen für den Artenschutz:
Der Nutzen dieser Technologien besteht darin, dass sie uns helfen können, spezifische Artenunterschiede bei den Tieren zu erkennen. Die Arten haben per Definition einzigartige reproduktive Eigenschaften und Mechanismen hervorgebracht, die wir verstehen müssen, bevor wir sie kontrollieren können. Die beiden Technologien, mit denen das am besten möglich ist, sind hormonelle Auswertungen und künstliche Befruchtung.
Indem sie den Hormongehalt von Urin oder Fäkalien einer Art untersuchen, können die Forscher heute die Zyklen der Tiere verstehen lernen. Sie wissen dann, ob auch die Männchen jahreszeitlichen Zyklen unterworfen sind und wann bei den Weibchen ein Eisprung stattfindet.
Beispiel: Die Pandabärenzucht. Bei einer wissenschaftlichen Analyse der Gründe, warum die Tiere in Gefangenschaft keinen Nachwuchs zeugen, ermittelten die Fachleute insgesamt sechs Faktoren. Einer war die zu große Aggressivität vieler Männchen den nur für wenige Tage im Jahr fruchtbaren Weibchen gegenüber. Ein anderer die zu ballaststoffarme Nahrung für die an Bambus gewöhnten Bären. Die Zuchtstationen änderten also den Speiseplan, bauten Gehege mit besseren Fluchtmöglichkeiten für die Bärinnen oder nutzten gleich die künstliche Befruchtung. Die Technik schützt die Weibchen nicht nur vor allzu brutalen Partnern, sie hilft auch, Inzucht bei den Zootieren zu vermeiden.
Ein weiteres Problem bei der Pandazucht war die genetische Überrepräsentanz bestimmter Individuen. Das haben wir bemerkt, als wir uns Ahnentafeln ansahen, die wir mit Hilfe von Daten aus verschiedenen Zoos erstellten. Dabei bemerkten wir, dass einige Einrichtungen sehr viele Jungpandas hervorbrachten, aber wenn man den Stammbaum aufzeichnet, sieht man, sie gehen alle auf ein einziges Männchen zurück, während andere Männchen sich gar nicht vermehren.
Eine wichtige Säule der aktuellen Zuchtprogramme in China wurde daher der koordinierte Austausch von Panda-Sperma vor allem von jenen Exemplaren, die ihre Gene bislang nicht weitergegeben hatten. Seit 1998 wurden die Pandas dort von 100 auf 130 vermehrt, in diesem Jahr stehen noch viele weitere Geburten an.
Haben wir unser Ziel damit erreicht? Nein. Neulich fragte mich jemand: Wie viele Pandas brauchen Sie eigentlich? Das Tolle an den neuen Techniken ist: Wir können unsere Daten über reproduktive Fitness in einen Computer füttern und angeben, wie viel genetische Vielfalt wir in der gefangenen Population erhalten wollen. Damit haben wir berechnet, dass wir weltweit 300 Exemplare brauchen. Derzeit gibt es weltweit 160 gefangene Pandas, 130 in China und 30 außerhalb. Wir müssen diese gefangene Panda-Population also noch einmal verdoppeln, damit sie in ihrer Altersstruktur und genetisch überlebensfähig ist.
David Wildt ist Ratgeber bei vielen ähnlichen Projekten, ob es nun um das Schwarzfußfrettchen im mittleren Westen der USA geht, um den Iberischen Luchs oder den kleinen, wolkig gemusterten Leoparden. Immer wieder kommt dort dasselbe Repertoire an Techniken zum Einsatz. Vom Klonen bedrohter Arten, wie es vor Jahren medienwirksam propagiert wurde, hält er dagegen gar nichts. Über die Geldverschwendung am Audubon Institut in New Orleans, dem letzten, das das Klonen als Mittel zum Artenschutz noch propagiert, kann er sich wortgewaltig aufregen.
Ich bin total dagegen, vor allem weil es seine riesige Ablenkung darstellt vom wahren Nutzen der Reproduktionswissenschaft für die Tierwelt, nämlich deren Biologie zu verstehen.
Der Nutzen dieser Technologien besteht darin, dass sie uns helfen können, spezifische Artenunterschiede bei den Tieren zu erkennen. Die Arten haben per Definition einzigartige reproduktive Eigenschaften und Mechanismen hervorgebracht, die wir verstehen müssen, bevor wir sie kontrollieren können. Die beiden Technologien, mit denen das am besten möglich ist, sind hormonelle Auswertungen und künstliche Befruchtung.
Indem sie den Hormongehalt von Urin oder Fäkalien einer Art untersuchen, können die Forscher heute die Zyklen der Tiere verstehen lernen. Sie wissen dann, ob auch die Männchen jahreszeitlichen Zyklen unterworfen sind und wann bei den Weibchen ein Eisprung stattfindet.
Beispiel: Die Pandabärenzucht. Bei einer wissenschaftlichen Analyse der Gründe, warum die Tiere in Gefangenschaft keinen Nachwuchs zeugen, ermittelten die Fachleute insgesamt sechs Faktoren. Einer war die zu große Aggressivität vieler Männchen den nur für wenige Tage im Jahr fruchtbaren Weibchen gegenüber. Ein anderer die zu ballaststoffarme Nahrung für die an Bambus gewöhnten Bären. Die Zuchtstationen änderten also den Speiseplan, bauten Gehege mit besseren Fluchtmöglichkeiten für die Bärinnen oder nutzten gleich die künstliche Befruchtung. Die Technik schützt die Weibchen nicht nur vor allzu brutalen Partnern, sie hilft auch, Inzucht bei den Zootieren zu vermeiden.
Ein weiteres Problem bei der Pandazucht war die genetische Überrepräsentanz bestimmter Individuen. Das haben wir bemerkt, als wir uns Ahnentafeln ansahen, die wir mit Hilfe von Daten aus verschiedenen Zoos erstellten. Dabei bemerkten wir, dass einige Einrichtungen sehr viele Jungpandas hervorbrachten, aber wenn man den Stammbaum aufzeichnet, sieht man, sie gehen alle auf ein einziges Männchen zurück, während andere Männchen sich gar nicht vermehren.
Eine wichtige Säule der aktuellen Zuchtprogramme in China wurde daher der koordinierte Austausch von Panda-Sperma vor allem von jenen Exemplaren, die ihre Gene bislang nicht weitergegeben hatten. Seit 1998 wurden die Pandas dort von 100 auf 130 vermehrt, in diesem Jahr stehen noch viele weitere Geburten an.
Haben wir unser Ziel damit erreicht? Nein. Neulich fragte mich jemand: Wie viele Pandas brauchen Sie eigentlich? Das Tolle an den neuen Techniken ist: Wir können unsere Daten über reproduktive Fitness in einen Computer füttern und angeben, wie viel genetische Vielfalt wir in der gefangenen Population erhalten wollen. Damit haben wir berechnet, dass wir weltweit 300 Exemplare brauchen. Derzeit gibt es weltweit 160 gefangene Pandas, 130 in China und 30 außerhalb. Wir müssen diese gefangene Panda-Population also noch einmal verdoppeln, damit sie in ihrer Altersstruktur und genetisch überlebensfähig ist.
David Wildt ist Ratgeber bei vielen ähnlichen Projekten, ob es nun um das Schwarzfußfrettchen im mittleren Westen der USA geht, um den Iberischen Luchs oder den kleinen, wolkig gemusterten Leoparden. Immer wieder kommt dort dasselbe Repertoire an Techniken zum Einsatz. Vom Klonen bedrohter Arten, wie es vor Jahren medienwirksam propagiert wurde, hält er dagegen gar nichts. Über die Geldverschwendung am Audubon Institut in New Orleans, dem letzten, das das Klonen als Mittel zum Artenschutz noch propagiert, kann er sich wortgewaltig aufregen.
Ich bin total dagegen, vor allem weil es seine riesige Ablenkung darstellt vom wahren Nutzen der Reproduktionswissenschaft für die Tierwelt, nämlich deren Biologie zu verstehen.