Daniel Richter hat nicht den geradlinigen Lebenslauf, der vom Abitur an die Kunstakademie führt. Und weil er als Erzähler und Selbsterklärer und als erfolgreicher Stratege auf dem Kunstmarkt mindestens ebenso gut ist wie als Maler, bietet es sich ausnahmsweise an, nicht nur über die Bilder zu reden, sondern auch über diesen Typen, der entwaffnend ironisch und selbstironisch auftritt, ein bisschen wie Harald Schmidt. Richter kommt aus der autonomen Szene und hat jahrelang so vor sich hingelebt. Mit dem Fall der Mauer zerfielen – in Westdeutschland - auch einige linke Illusionen und Lebensformen.
"Ich hab in der Kneipe und im Plattenladen gearbeitet ... irgendwann fragt man sich, ob man das weitermachen will. Und dann hab ich etwas gesucht, von dem ich nicht wusste, auf was es hinauslaufen würde – und da bleibt eigentlich nur die Kunst."
Richter kokettiert ein bisschen damit, dass er eigentlich nicht malen könne, das Handwerk nicht gelernt habe – aber das stimmt natürlich nur so halb. Er weiß sehr genau Bescheid über die künstlerischen Codes und die Geschichte des Mediums, und wenn er etwas nicht kann, etwa das perspektivische Malen, dann eignet er es sich eben an – oder er setzt es verfremdend ein; jedenfalls: er arbeitet sich daran ab.
In seiner eigenen Darstellung hört sich das so an:
"Auch meine Malerei, die von Leuten oft so wahrgenommen wird als irgendwie könnerisch, ist komplett dilettantisch. Also ich kann tatsächlich nicht malen. Ich hab mir Probleme gesucht, die mich interessiert haben und die ich lösen wollte. Und über die Notwendigkeit, diese Probleme zu lösen, hab ich mir bestimmte Fertigkeiten angeeignet. Aber nichts davon hat mit Könnertum zu tun. Ich glaube auch, dass das kontraproduktiv ist, weil das so genannte Könnertum einem eben Möglichkeiten in die Hand legt, die das eigene Denken und künstlerische Handeln viel stärker prägen als man selber denkt. Malerei ist da anders als Musik oder Sprache: da ist eben der möglichst individuelle Ansatz, also der Gestus, das Entscheidende. Und nicht das Können."
Von den gestischen, von Pollok und de Kooning inspirierten Farbhalluzinationen seiner Anfangsjahre hat sich Daniel Richter mittlerweile allerdings entfernt. Die Riesenformate, die jetzt in Basel ausgestellt sind, haben etwas von Bühnenbildern: Aus einem oft unklaren, nebligen oder grellen Hintergrund schälen sich Personen oder doch figurative Elemente heraus, Punks, Polizisten mit Kampfhunden (die ein einem alarmistischen Signal-Orange gemalt sind), einsame nackte Frauen, Kinder. Die Farbe ist wie Placke aufgetragen, in Farbhügeln, mit Spachtelflecken, die Figuren sehen aus wie mit Farbe geröntgt, Karikaturen, die aus verfremdeten Pressebildern entsprungen scheinen. Allegorisch sitzt der Künstler, der Narr, als weißhaarige Affe in einem Rollstuhl, marsmenschenhafte Boat People, Flüchtlinge aus der Dritten Welt, treiben in einem Schlauchboot in pechschwarzer Nacht.
Natürlich ist das bezogen auf Géricaults "Floß der Medusa" – Richter spielt sehr bewusst mit Motiven der Kunstgeschichte, auch in den Titeln "Phienox" heißt ein sehr vieldeutiges Bild aus dem Jahr 2000, das den Mauerfall mit der Kreuzabnahme, mit einer Pietà zusammenbringt; der Phönix, der aus der Asche steigt, bewegt sich in "Nox", im Dunkel der Nacht. Sigmund Freud steht als nackte Frau in einem giftgrünen Garten Eden. "Das Recht" wird – auch hier wieder ein allegorisches Bild – in Gestalt eines Pferdes zu Tode gequält, und ein "Poor Girl", ein nacktes Mädchen, wirft auf Richters neuestem Bild auf einem Spielplatz vor einer Blockhütte Papiere von sich, vor einem fahlen verwüsteten Himmel.
Richter war Assistent bei Albert Oehlen, dem "Neuen Wilden". Da hat er gelernt, wie man Dinge in einen neuen Kontext bringt. Richters Bilder haben etwas Urwaldartiges, sie sind grell und oft nur scheinbar ironisch, ein karikaturistisches Sampling von Medienbildern im Schattenreich der Angstträume. Und das verkauft sich gut – wenn man es denn glauben will: sehr zum Erstaunen des Urhebers.
"Ich wollte auf keinen Fall Geld erwerben, ich wollte nicht arbeiten … (lacht) ... also nicht von neun bis fünf, Karriere machen, das hat mich nicht interessiert. Bizarrerweise – bevor die Frage kommt – oder paradoxerweise bin ich jetzt ja doch in einer Ecke gelandet, in der ich mir einen Namen gemacht hab und arbeite und auch Geld dafür bekomme und nicht zu wenig und auch davon leben kann. Aber das war, ich schwöre, tatsächlich nicht beabsichtigt."
"Ich hab in der Kneipe und im Plattenladen gearbeitet ... irgendwann fragt man sich, ob man das weitermachen will. Und dann hab ich etwas gesucht, von dem ich nicht wusste, auf was es hinauslaufen würde – und da bleibt eigentlich nur die Kunst."
Richter kokettiert ein bisschen damit, dass er eigentlich nicht malen könne, das Handwerk nicht gelernt habe – aber das stimmt natürlich nur so halb. Er weiß sehr genau Bescheid über die künstlerischen Codes und die Geschichte des Mediums, und wenn er etwas nicht kann, etwa das perspektivische Malen, dann eignet er es sich eben an – oder er setzt es verfremdend ein; jedenfalls: er arbeitet sich daran ab.
In seiner eigenen Darstellung hört sich das so an:
"Auch meine Malerei, die von Leuten oft so wahrgenommen wird als irgendwie könnerisch, ist komplett dilettantisch. Also ich kann tatsächlich nicht malen. Ich hab mir Probleme gesucht, die mich interessiert haben und die ich lösen wollte. Und über die Notwendigkeit, diese Probleme zu lösen, hab ich mir bestimmte Fertigkeiten angeeignet. Aber nichts davon hat mit Könnertum zu tun. Ich glaube auch, dass das kontraproduktiv ist, weil das so genannte Könnertum einem eben Möglichkeiten in die Hand legt, die das eigene Denken und künstlerische Handeln viel stärker prägen als man selber denkt. Malerei ist da anders als Musik oder Sprache: da ist eben der möglichst individuelle Ansatz, also der Gestus, das Entscheidende. Und nicht das Können."
Von den gestischen, von Pollok und de Kooning inspirierten Farbhalluzinationen seiner Anfangsjahre hat sich Daniel Richter mittlerweile allerdings entfernt. Die Riesenformate, die jetzt in Basel ausgestellt sind, haben etwas von Bühnenbildern: Aus einem oft unklaren, nebligen oder grellen Hintergrund schälen sich Personen oder doch figurative Elemente heraus, Punks, Polizisten mit Kampfhunden (die ein einem alarmistischen Signal-Orange gemalt sind), einsame nackte Frauen, Kinder. Die Farbe ist wie Placke aufgetragen, in Farbhügeln, mit Spachtelflecken, die Figuren sehen aus wie mit Farbe geröntgt, Karikaturen, die aus verfremdeten Pressebildern entsprungen scheinen. Allegorisch sitzt der Künstler, der Narr, als weißhaarige Affe in einem Rollstuhl, marsmenschenhafte Boat People, Flüchtlinge aus der Dritten Welt, treiben in einem Schlauchboot in pechschwarzer Nacht.
Natürlich ist das bezogen auf Géricaults "Floß der Medusa" – Richter spielt sehr bewusst mit Motiven der Kunstgeschichte, auch in den Titeln "Phienox" heißt ein sehr vieldeutiges Bild aus dem Jahr 2000, das den Mauerfall mit der Kreuzabnahme, mit einer Pietà zusammenbringt; der Phönix, der aus der Asche steigt, bewegt sich in "Nox", im Dunkel der Nacht. Sigmund Freud steht als nackte Frau in einem giftgrünen Garten Eden. "Das Recht" wird – auch hier wieder ein allegorisches Bild – in Gestalt eines Pferdes zu Tode gequält, und ein "Poor Girl", ein nacktes Mädchen, wirft auf Richters neuestem Bild auf einem Spielplatz vor einer Blockhütte Papiere von sich, vor einem fahlen verwüsteten Himmel.
Richter war Assistent bei Albert Oehlen, dem "Neuen Wilden". Da hat er gelernt, wie man Dinge in einen neuen Kontext bringt. Richters Bilder haben etwas Urwaldartiges, sie sind grell und oft nur scheinbar ironisch, ein karikaturistisches Sampling von Medienbildern im Schattenreich der Angstträume. Und das verkauft sich gut – wenn man es denn glauben will: sehr zum Erstaunen des Urhebers.
"Ich wollte auf keinen Fall Geld erwerben, ich wollte nicht arbeiten … (lacht) ... also nicht von neun bis fünf, Karriere machen, das hat mich nicht interessiert. Bizarrerweise – bevor die Frage kommt – oder paradoxerweise bin ich jetzt ja doch in einer Ecke gelandet, in der ich mir einen Namen gemacht hab und arbeite und auch Geld dafür bekomme und nicht zu wenig und auch davon leben kann. Aber das war, ich schwöre, tatsächlich nicht beabsichtigt."