Doris Schäfer-Noske: Morgen ist Super-Tuesday, da finden in über 20 US-Bundesstaaten Vorwahlen und Wählerversammlungen statt. Bei den Demokraten geht Hillary Clinton als Favoritin ins Rennen, zum Teil weil sie noch besser bekannt ist als ihr Rivale Barack Obama, sie führt jedenfalls knapp in den landesweiten Umfragen. Obama bleibt aber ein gefährlicher Konkurrent für die frühere First Lady, so wird er in der öffentlichen Debatte als neuer John F. Kennedy gehandelt - ein Vergleich, der auch für Bill Clinton einst hilfreich gewesen ist.
Der konservative Kolumnist Jonah Goldberg zieht nun gegen alle demokratischen Kandidaten mit seinem neuen Buch zu Felde. Das Buch handelt von linksliberalem Faschismus, und es ist zurzeit auf Platz drei der Bestsellerliste der "New York Times". Frage an Friedrich Mielke, Herr Mielke, was wirft denn Jonah Goldberg den Demokraten eigentlich vor?
Friedrich Mielke: Er wirft ihnen vor, dass zu viel Staat nach Amerika gebracht werden soll, also die Zerstörung der individuellen Freiheit und die Übernahme des Menschen durch einen sozialistischen Staat, einen totalitären Staat. Und das nennt er faschistisch und das ist also ein linksliberaler, linker Faschismus, etwas Neues, wenn man so will, in der amerikanischen, politischen Debatte.
Schäfer-Noske: Geht er denn da gegen Hillary Clinton und Barack Obama gleichermaßen vor?
Mielke: Eigentlich ja, bei Frau Clinton wird vorgeworfen, dass sie das Buch "Eine Welt für Kinder" darauf ausrichtet, dass Kinder nicht nur von den Eltern, sondern vom ganzen Dorf, von der Gemeinschaft, sozusagen vom Staat erzogen werden. Das hieße also, man würde den Eltern die Kinder wegnehmen, und der Staat möge die Kinder erziehen. Das sei eben faschistisch. Bei Barack Obama wird moniert, dass Obama von der Einheit spricht, von einer konformen Gesellschaft, den United States of America, in der das Gleiche gedacht und getan wird und nicht mehr polarisiert wird, und diese Art Einheitsstaat, diese Gleichschaltung, eine gleichgeschaltete Gesellschaft, das sei eben auch faschistisch und totalitär und eben ein linker Faschismus.
Schäfer-Noske: Inwieweit kann das Buch denn den Demokraten gefährlich werden, oder, anders gefragt, wie ernst wird das Buch denn in der Öffentlichkeit genommen?
Mielke: Das zeigt, wie stark Amerika politisch, ideologisch, geistig, auch kulturell polarisiert ist. Das Land ist gespalten, wir kennen das ja aus dem Jahre 2000 und 2004, rote Staaten und blaue Staaten. Die Linksliberalen lachen über dieses Buch, nennen es einen Treppenwitz und versuchen es natürlich sachlich auseinanderzusezieren, aber auf der rechten Seite kommt so was gut an. Es gibt in Amerika sehr viele erfolgreiche Radiokommentatoren, Rush Limbaugh und andere, das sind Hetzer mit 22 Millionen Zuhörern, und denen kommt das entgegen, von liberalem Faschismus zu sprechen, von linksliberalem Faschismus, und Herrn Obama oder Frau Clinton das vorzuwerfen, zu sagen, ja, die Demokraten sind also letzten Endes Faschisten, das sind die Linken, und das Wort "liberal" heißt ja nicht liberal, sondern mehr links, linksliberal, das seien also nun die Feinde der Freiheit, das seien die Befürworter eines Totalitarismus, einer gleichgeschalteten Gesellschaft, und insofern seien also Frau Clinton und Herr Obama gefährlich, und man möge schön bei den Konservativen bleiben.
Schäfer-Noske: Inwieweit kann man denn hier von einem Kulturkampf sprechen zwischen den Linksliberalen und den Konservativen?
Mielke: Auf jeden Fall ist das ein Kulturkampf, der wütet ja schon seit Langem, interessant ist dabei aber, dass die Republikaner publizistisch da die Nase vorne haben. Es gibt weitaus mehr rechte Bücher, die also gegen die Demokraten und gegen die Linksliberalen hetzen als umgekehrt. Beispiel umgekehrt wäre vielleicht Al Gore mit seinem Buch "Angriff auf die Vernunft" und seiner Umweltbewegung, nicht wahr, da hält er dagegen, aber auf der rechten Seite herrschen die Konservativen vor, und dieses Buch ist ein klassisches Beispiel für die publizistische Hegemonie, kann man fast sagen, auf der rechten Seite in der amerikanischen Publizistik und auch im amerikanischen Kulturkampf.
Schäfer-Noske: Welche Bücher haben denn da früher schon eine große Rolle gespielt?
Mielke: Ja, unter anderem, das ist etwas her, das Buch von Alan Bloom, "Der Niedergang des amerikanischen Geistes", das war ein Riesen-Bestseller, interessant, ein philosophisches Buch, das aber den Liberalismus und die Freiheitsbewegung, den Feminismus, auch das Free-Sex-Movement der 70er, 80er Jahre angegriffen hat. Das Buch wurde verschlungen von den Amerikanern und hat den Linksliberalen stark geschadet. Und dann gibt es sehr, sehr viele so kleinere Werke, die immer auf die Demokraten draufhauen, besonders was Feminismus betrifft, was gleichgeschlechtliche Ehe betrifft, natürlich die Umweltbewegung und alles, was nach links riecht. Da haben die Linken wenig gegenzusetzen.
Interessant ist vielleicht der Vergleich mit den anderen Präsidenten, Roosevelt oder auch mit Lyndon B. Johnson, dass das also auch liberale Faschisten gewesen sein sollen. Man muss ja fast darüber lachen. Und jetzt zum Wahljahr, nicht wahr, könnte es schon gefährlich werden, wenn Senator McCain antritt und dann sozusagen die Republikaner behaupten, die Freiheit Amerikas sei durch die staatliche, interventionistische Politik von Frau Clinton oder Herrn Obama bedroht, dann kann das natürlich noch zu einer schärferen Polarisierung und einem wirklich giftigen Wahlkampf beitragen.
Schäfer-Noske: Friedrich Mielke war das über ein neues Buch des konservativen Kolumnisten Jonah Goldberg, das in den USA zurzeit für Diskussionen sorgt.
Der konservative Kolumnist Jonah Goldberg zieht nun gegen alle demokratischen Kandidaten mit seinem neuen Buch zu Felde. Das Buch handelt von linksliberalem Faschismus, und es ist zurzeit auf Platz drei der Bestsellerliste der "New York Times". Frage an Friedrich Mielke, Herr Mielke, was wirft denn Jonah Goldberg den Demokraten eigentlich vor?
Friedrich Mielke: Er wirft ihnen vor, dass zu viel Staat nach Amerika gebracht werden soll, also die Zerstörung der individuellen Freiheit und die Übernahme des Menschen durch einen sozialistischen Staat, einen totalitären Staat. Und das nennt er faschistisch und das ist also ein linksliberaler, linker Faschismus, etwas Neues, wenn man so will, in der amerikanischen, politischen Debatte.
Schäfer-Noske: Geht er denn da gegen Hillary Clinton und Barack Obama gleichermaßen vor?
Mielke: Eigentlich ja, bei Frau Clinton wird vorgeworfen, dass sie das Buch "Eine Welt für Kinder" darauf ausrichtet, dass Kinder nicht nur von den Eltern, sondern vom ganzen Dorf, von der Gemeinschaft, sozusagen vom Staat erzogen werden. Das hieße also, man würde den Eltern die Kinder wegnehmen, und der Staat möge die Kinder erziehen. Das sei eben faschistisch. Bei Barack Obama wird moniert, dass Obama von der Einheit spricht, von einer konformen Gesellschaft, den United States of America, in der das Gleiche gedacht und getan wird und nicht mehr polarisiert wird, und diese Art Einheitsstaat, diese Gleichschaltung, eine gleichgeschaltete Gesellschaft, das sei eben auch faschistisch und totalitär und eben ein linker Faschismus.
Schäfer-Noske: Inwieweit kann das Buch denn den Demokraten gefährlich werden, oder, anders gefragt, wie ernst wird das Buch denn in der Öffentlichkeit genommen?
Mielke: Das zeigt, wie stark Amerika politisch, ideologisch, geistig, auch kulturell polarisiert ist. Das Land ist gespalten, wir kennen das ja aus dem Jahre 2000 und 2004, rote Staaten und blaue Staaten. Die Linksliberalen lachen über dieses Buch, nennen es einen Treppenwitz und versuchen es natürlich sachlich auseinanderzusezieren, aber auf der rechten Seite kommt so was gut an. Es gibt in Amerika sehr viele erfolgreiche Radiokommentatoren, Rush Limbaugh und andere, das sind Hetzer mit 22 Millionen Zuhörern, und denen kommt das entgegen, von liberalem Faschismus zu sprechen, von linksliberalem Faschismus, und Herrn Obama oder Frau Clinton das vorzuwerfen, zu sagen, ja, die Demokraten sind also letzten Endes Faschisten, das sind die Linken, und das Wort "liberal" heißt ja nicht liberal, sondern mehr links, linksliberal, das seien also nun die Feinde der Freiheit, das seien die Befürworter eines Totalitarismus, einer gleichgeschalteten Gesellschaft, und insofern seien also Frau Clinton und Herr Obama gefährlich, und man möge schön bei den Konservativen bleiben.
Schäfer-Noske: Inwieweit kann man denn hier von einem Kulturkampf sprechen zwischen den Linksliberalen und den Konservativen?
Mielke: Auf jeden Fall ist das ein Kulturkampf, der wütet ja schon seit Langem, interessant ist dabei aber, dass die Republikaner publizistisch da die Nase vorne haben. Es gibt weitaus mehr rechte Bücher, die also gegen die Demokraten und gegen die Linksliberalen hetzen als umgekehrt. Beispiel umgekehrt wäre vielleicht Al Gore mit seinem Buch "Angriff auf die Vernunft" und seiner Umweltbewegung, nicht wahr, da hält er dagegen, aber auf der rechten Seite herrschen die Konservativen vor, und dieses Buch ist ein klassisches Beispiel für die publizistische Hegemonie, kann man fast sagen, auf der rechten Seite in der amerikanischen Publizistik und auch im amerikanischen Kulturkampf.
Schäfer-Noske: Welche Bücher haben denn da früher schon eine große Rolle gespielt?
Mielke: Ja, unter anderem, das ist etwas her, das Buch von Alan Bloom, "Der Niedergang des amerikanischen Geistes", das war ein Riesen-Bestseller, interessant, ein philosophisches Buch, das aber den Liberalismus und die Freiheitsbewegung, den Feminismus, auch das Free-Sex-Movement der 70er, 80er Jahre angegriffen hat. Das Buch wurde verschlungen von den Amerikanern und hat den Linksliberalen stark geschadet. Und dann gibt es sehr, sehr viele so kleinere Werke, die immer auf die Demokraten draufhauen, besonders was Feminismus betrifft, was gleichgeschlechtliche Ehe betrifft, natürlich die Umweltbewegung und alles, was nach links riecht. Da haben die Linken wenig gegenzusetzen.
Interessant ist vielleicht der Vergleich mit den anderen Präsidenten, Roosevelt oder auch mit Lyndon B. Johnson, dass das also auch liberale Faschisten gewesen sein sollen. Man muss ja fast darüber lachen. Und jetzt zum Wahljahr, nicht wahr, könnte es schon gefährlich werden, wenn Senator McCain antritt und dann sozusagen die Republikaner behaupten, die Freiheit Amerikas sei durch die staatliche, interventionistische Politik von Frau Clinton oder Herrn Obama bedroht, dann kann das natürlich noch zu einer schärferen Polarisierung und einem wirklich giftigen Wahlkampf beitragen.
Schäfer-Noske: Friedrich Mielke war das über ein neues Buch des konservativen Kolumnisten Jonah Goldberg, das in den USA zurzeit für Diskussionen sorgt.