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Smog Couture in Peking

Der Smog in Peking macht allen Menschen zu schaffen. Es gibt aber einige, die versuchen kreativ damit umzugehen. Chinesische Mode-Designer schicken mittlerweile Models mit Atemschutzmasken auf den Laufsteg. Das Styling der Smog-Masken wird auch für modebewusste Pekinger wichtig.

Von Ruth Kirchner | 20.04.2015
    Starker Verkehr in Peking, die Stadt liegt unter dichtem Smog
    Dichter Smog in Peking (picture alliance / dpa / Stephan Scheuer )
    Wenn Designer Chi Zhang seine Models auf den Laufsteg schickt, wähnen sich die Zuschauer in einem Science-Fiction Film. Dunkle Industrielandschaften, dann Models wie von einem anderen Stern mit großen Atemschutzmasken. Entweder im Retro-Stil - wie Gasmasken aus dem Ersten Weltkrieg. Oder im Bling-Style mit Diamanten besetzt.
    "Die Luftverschmutzung ist ein großes Thema für uns. Die Gasmaske habe ich schon vor Jahren entworfen, um alle daran zu erinnern, dass unsere Umwelt geschützt werden muss. Ich will Leute ermutigen, sich auch in der Mode um die Umwelt zu kümmern, daher drucken wir unser Logo mit der Gasmaske jetzt auch auf unsere Kleidungsstücke."
    Mode-Mann Chi Zhang will eine unmissverständliche Botschaft verbreiten. Fuck Air Pollution, steht auf manchen Outfits - auch wenn er die Schreibweise ein wenig abgeändert hat. Seine Masken - mit dem Gasmasken-Logo, aber ohne Diamanten - werden über einen chinesischen Hersteller vertrieben und verkaufen sich gut. Auch die britische Designerin Nina Griffee hat Masken entworfen, die nicht nur Feinstaub abhalten, sondern auch gut aussehen: klare Linien in schwarz-weiß oder rosa-grau. Ihr Slogan: saubere Luft mit Stil.
    Mein Schlüssel, mein Telefon, meine Maske
    "Wir wollten die Smog-Masken in den Modemarkt bringen. Denn in einigen Städten gehört das jetzt zum Alltag: Wenn ich in Peking das Haus verlasse, prüfe ich ob ich meine Hausschlüssel dabei habe, mein Telefon, mein Portemonnaie und meine Maske."
    Auf den Straßen Pekings setzt sich Smog Couture nur langsam durch. Die meisten Pekinger tragen entweder überhaupt keine oder billige Krankenhausmasken, die den Feinstaub kaum abhalten. Aber immer öfter sieht man sorgfältig ausgewählte Farbkombinationen: So wie diese gestylte junge Frau, deren türkisfarbene Maske perfekt zum gleichfarbigen T-Shirt und zu ihrer orangefarbenen Lederjacke passt.
    "Ich achte darauf, dass meine Maske zum Outfit passt. Irgendwann werden Masken einfach dazugehören - so wie ein Gürtel oder ein Halstuch. Leute werden dann ganz viele haben - in den passenden Farben."
    Hochzeitskleid aus Smog-Masken
    Ganz so weit ist es noch nicht. Die meisten Pekinger denken beim Kauf einer Atemschutzmaske vor allem an ihre Gesundheit und wollen wissen, ob die Filter effektiv sind. Aber es gibt bereits Kinder-Masken mit niedlichen Tiermotiven, Masken in leuchtend Pink für alle, die gerne auffallen. Gasmasken für die, die ihre Umweltbotschaft im Gesicht tragen wollen. Nur die Diamantenmaske von Chi Zhang bleibt ein Einzelstück. Doch auch er sieht den Trend zur Smog-Maske.
    "Viele junge Leute finden das cool. Wer Umweltschutz und Lifestyle pflegt, möchte gerne solche Designs sehen. Das hat einen Trend geschaffen. In naher Zukunft gehört die Maske zum modebewussten Auftreten dazu."
    Doch noch bleibt die Maske den Smog-Tagen vorbehalten. Auch Aktionen wie die der Künstlerin Kong Ning bleiben die Ausnahme: Sie hat aus 999 weißen Smog-Masken ein Hochzeitskleid kreiert - für eine Performance. Das hat noch nicht Schule gemacht. Heiraten in der Smog-Maske - das geht selbst den modebewussten Pekingerinnen noch zu weit.