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Fashion Week in Berlin
Trend zur fairer Mode

Auf der Berliner Fashion Week habe das Thema Nachhaltigkeit eine noch größere Rolle gespielt als bisher, sagte die Journalistin Gesine Kühne im Dlf. Abgesehen davon habe sich die Veranstaltung erfolgreich präsentiert - vor allem, weil in Berlin nach wie vor großes kreatives Potenzial vorhanden sei.

Gesine Kühne im Gespräch mit Christoph Reimann |
    Models präsentieren die Show vom Modelabel Botter auf der Berlin Fashion Week.
    Stylische Kritik: Mit einem Delfin als Kopfbedeckung machen Designer auf die Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam (dpa-Bildfunk / Jörg Carstensen)
    Christoph Reimann: Vor einem Jahr stand ja die Berliner Fashion Week auf der Kippe, zwei Hauptsponsoren wollten nicht mehr mitmachen - einer blieb dann doch übrig. Dann, ein halbes Jahr später, gab es eine abgespeckte Version der Modewoche. Und, Gesine Kühne, machen sich auch jetzt Veränderungen spürbar?
    Gesine Kühne: Allein schon durch den Ortswechsel weiß man, es ist etwas anders. Die Fashion Week, also die Veranstaltung, die die Modenschauen präsentiert, ist ins E-Werk gezogen. Wie ich finde passend, denn dort ist mal Techno-Geschichte geschrieben worden - wäre doch schön, wenn Mode aus Deutschland auch mal so angenommen wird wie elektronische Musik.
    Da sind wir nämlich beim Grund, warum die Hauptsponsoren ausgestiegen sind. Sie sahen im deutschen Modemarkt nicht genug Gewinn. Das Konzept der Fashion Week hat dann eine Berliner Event Agentur übernommen. Mercedes Benz ist als Sponsor wieder zurückgekommen. Die wollen dann doch Deutschland als Modestandort stärken. Der Schauenplan wurde extrem abgespeckt und die Fachveranstaltung dem Endkonsumenten zugänglicher gemacht. Einfach nur durch einen caféartigen Außenbereich und einer großen LED-Wand, auf der die Schauen live gestreamt werden. Jeder kann gucken - Fashion-Public-Viewing quasi.
    Christoph Reimann: Das Programm abgespeckt, das klingt ein bisschen so, als sei es immer noch schwer, in Deutschland Mode zu entwerfen.
    Gesine Kühne: Ja, weil der deutsche Kunde, ich sag mal, der gemeine deutsche Kunde lieber praktisch möchte, kauft basic ein, nichts zu ausgefallenes. Interessiert er sich dann doch mal für Mode, kommen erst die ganzen anderen berühmten Labels in den Schrank, bevor es dort ein deutsches reinschafft - das liegt unter anderem daran, dass in wenigen deutschen Boutiquen oder Kaufhäusern die Entwürfe der hiesigen Designer hängen.
    Dennoch - ein paar Labels scheinen es geschafft zu haben. Dazu zählt zum Beispiel Marina Hoermanseder. Vor ein paar Jahren mit ausgefallen Lederkorsetts gestartet und von den ganz großen Stars entdeckt worden. Und gerade erst bei der Pride Parade in New York trug Lady Gaga eine Jeans von Marina Hoermanseder, die anstelle von Stoff auf der Vorderseite der Hose lauter Lederschnallen hat.
    "Farbtrend: Puderrosa, Lavendel und Zitronengelb"
    Christoph Reimann: Das hört sich Fetischklamotten an. War das denn ein Trend auf der Fashion Week?
    Gesine Kühne: Diese besagten Schnallen waren ganz bunt, auch die restliche Kollektion der Wahlberlinerin, fröhliche Farben. Ein genereller Farbtrend: Puderrosa, Lavendel und ein ausgewaschenes Zitronengelb. Das sind aber auch Farben, die diesen Sommer schon angekommen sind.
    Christoph Reimann: Also, keine neuen Ideen auf der Berliner Fashion Week?
    Gesine Kühne: Das hört sich so an, als wollte ich alles absprechen den Designern. Ne, in Berlin werden einfach keine neuen Trends gezeigt. Da wird eher im Design aufgegriffen, was schon ist oder gerade noch in der Luft liegt. So sieht man auch, dass in Berlin immer noch der Club und Technokultur einen Einfluss auf die Mode hat. Ich habe ganz viel transparente Stoffe gesehen, na klar, die Schnallen gehören da auch irgendwie rein in so eine Clubkultur, und auch Metallic-Sachen, die auch noch irisieren, also in Regenbogenfarben schillern.
    "Der Konsument fragt mehr und mehr nach fairer Mode"
    Christoph Reimann: Wenn Sie sagen, die Mode greife Themen oder Trends auf, die gerade in der Luft lägen - ist die denn die Mode sogar vielleicht politisch?
    Gesine Kühne: Auf der Fashion Week gab es auf jeden Fall gute Ansätze dazu. Ein niederländisches Designerduo machte mit aufblasbaren Fischen und Delfinen als Kopfbedeckung der Models und mit großen Plastiknetzen auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam.
    Außerdem wächst die Ethical Fashion Show jedes Jahr. Also die Messe und die dazugehörigen Schauen für nachhaltige Mode. Das heißt, der Konsument fragt mehr und mehr nach fairer Mode. Und das ist doch eine ganz schöne Entwicklung.
    Christoph Reimann: Was ist ihr Fazit? Die Fashion Week funktioniert auch mit einem Hauptsponsor?
    Gesine Kühne: Die Fashion Week funktioniert auf jeden Fall, weil in Berlin das kreative Potential sitzt, sei es die Designer oder halt die ganze Szene, die dahinter noch ist für die Wirtschaft.