Monika Seynsche: Wenn man den heutigen Ausgaben der meisten Boulevard-Zeitungen glaubt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich nicht mehr nur japanische Touristen vor dem Kölner Dom tummeln, sondern auch grüne oder rotweiß gestreifte Mars-Männchen. Europäische Astronomen haben nämlich einen Planeten entdeckt, der ihrer Ansicht nach Leben haben könnte. Unser Weltraumkorrespondent Dirk Lorenzen hat sich das angeschaut. Herr Lorenzen, ist es wirklich eine zweite Erde im All.
Dirk Lorenzen: Frau Seynsche, da müssen wir leider ein bisschen die Euphorie zurücknehmen: Nein, eine wirkliche zweite Erde im All ist das Ganze nicht. Es ist immerhin der kleinste Planet, den die Astronomen bisher da draußen im Kosmos gefunden haben. Man kennt ja gut 200 Planeten bei anderen Sternen. Die meisten davon sind aber riesige Gaskugeln, wie also wie bei uns im Sonnensystem der Jupiter oder der Saturn. Und dieser jetzt entdeckte, der ist eben "nur" fünfmal so schwer wie unsere Erde, und damit meint man, das kann dann kein Gasriese sein, das muss wirklich ein Felsklotz sein oder eine Felskugel. Und damit ist es der erdähnlichste zumindest, den man da draußen gefunden hat, aber eben definitiv kein Erdzwilling.
Seynsche: Wie weit ist der denn entfernt von uns?
Lorenzen: Das sind 20 Lichtjahre. Das ist für uns sehr weit, für die Astronomen ist das kosmisch wirklich noch im Vorgarten. Also man hat ihn relativ nah gefunden. Das heißt, das Licht oder die Signale, die man jetzt von dort empfängt, die sind 20 Jahre unterwegs gewesen. 1987 haben sie sich auf den Weg gemacht.
Seynsche: Die Astronomen sagen ja, dieser Planet könnte bewohnbar sein. Woher wollen sie das denn wissen?
Lorenzen: Das ist eine wohlwollende Interpretation der Daten, so will man es mal nennen. Genau aus den Daten kann man es eben nicht so sicher entnehmen. Man weiß über diesen Planeten in etwa die Masse: Er wird fünf Erdmassen haben, vielleicht auch ein bisschen mehr aber wohl nicht sehr viel mehr. Und man kennt dann noch den Abstand von seinem Stern. Der ist deutlich näher an seinem Stern dran, als die Erde von der Sonne entfernt ist: dieser Planet dort nur etwa zehn Millionen Kilometer. Die Erde ist da viel weiter weg. Aber dieser Stern, den dieser Planet umkreist, das ist auch ein viel schwächerer, ein so genannter Roter Zwergstern. Der glimmt nur so ein bisschen vor sich hin. Und dann kann man eben ausrechnen, bei dieser geringen Entfernung des Planeten zu diesem Stern, was wird da wohl die typische Temperatur sein. Und dann geben eben die Modelle - das ist wichtig: die Modelle, das ist keine harte Messung -, die sagen dann, na, auf der Oberfläche könnten so Temperaturen von 0 bis 40 Grad Celsius herrschen. Und dann ist eben das Aufregende: Wenn es dort Wasser gäbe, was keiner weiß, aber wenn es das dort gäbe, dann wäre es eben flüssig.
Seynsche: Das heißt, es könnte dann auch Leben auf diesem Planeten geben?
Lorenzen: Dann geht die Spekulation weiter. Man sagt: Also, wenn es wirklich eine Felskugel ist, wenn dort wirklich Wasser ist, wenn es dort vielleicht noch irgendwas wie eine Atmosphäre gibt - Wasser ist nun im Universum sehr häufig, also das wäre keine völlige Überraschung, wenn dort Wasser wäre -, dann hätte man praktisch die Zutaten, die wir nach unserem Verständnis von der Erde für Leben brauchen. Aber mit heutigen Teleskopen ist das alles eben nicht genau zu entdecken. Das ist dann wirklich die Spekulation oder die Interpretation dieser Daten.
Seynsche: Wie haben die Forscher diesen Planeten denn überhaupt entdeckt?
Lorenzen: Das geht zum Leidwesen der Astronomen nur sehr indirekt. Planeten stellen ja die Astronomen vor eine große Herausforderung. Es sind eben irgendwelche Gesteinskugeln oder vielleicht Gaskugeln, die nicht selbst leuchten, die nur das Licht ihrer Sterne reflektieren. Dann stehen sie eben auch noch dicht neben so einem hellen Stern. Das heißt, es ist so ein bisschen das Problem, dass man neben einem Leuchtturm ein Glühwürmchen finden wollte. Das ist natürlich sehr schwierig, und so ähnlich geht es den Astronomen auch. Hier hat man das Licht des Sternes sehr genau zerlegt, sich sehr genau angesehen. Der Planet kreist um diesen Stern herum und lässt dabei auch den Stern ein bisschen hin und her pendeln. Genau dieses Pendeln, das können eben Europas Astronomen mit den Teleskopen in Chile so genau messen wie niemand sonst. Man muss sich das vorstellen: Dieser Stern ist 20 Lichtjahre entfernt, und trotzdem können die Astronomen jetzt messen, dieser Stern pendelt mit neun Kilometern pro Stunde auf uns zu und von uns weg. Das ist also gutes Joggertempo. Das ist eine fantastische Leistung, die dort technisch möglich ist. Dieses kleine Pendeln, das verrät eben die Existenz des Planeten.
Seynsche: Aber ein richtiges Beweisfoto ist das dann ja nicht, oder?
Lorenzen: Ein Beweisfoto ist es nicht, das berühmte Nobelpreisfoto, das alle machen wollen. Das geht mit heutiger Technik nicht. Man hätte natürlich gerne ein Foto, wo man zeigt: Da ist ein Stern, daneben ist wirklich ein erdähnlicher Planet. Das ist klar, das wäre eine sensationelle Entdeckung, die sicherlich in Stockholm gewürdigt würde. Das wollen alle gerne machen, das ist eben technisch bis heute nicht möglich.
Seynsche: Was schätzen Sie denn: Wann wird es solche Teleskope geben, mit denen man wirklich direkt solche Planeten sehen könnte?
Lorenzen: Das wird noch eine ganze Zeit dauern. Die Nasa hatte mal so eine Mission, mit der sie gezielt nach erdähnlichen Planeten suchen wollte. Die hat man jetzt aus Kostengründen aber eingestellt. Auch die Europäische Raumfahrtagentur Esa plant so eine Mission namens Darwin, mit der man dann wirklich gucken will: Gibt es dort draußen Planeten, haben die irgendwelche Anzeichen für Leben, also sieht man dort Sauerstoff in der Atmosphäre oder Wasserdampf? Das alles ist aber technisch sehr aufwändig, ist auch sehr teuer. Das heißt, das wird man noch eine ganze Zeit lang entwickeln müssen. Es gibt jetzt so eine Satellitenmission, Corot, die sucht auch nach Planeten, aber auch nur mit dieser indirekten Methode. Die kann nicht nach Leben suchen, auch wenn das in manchen Medien zu lesen war. Also die Astronomen brauchen da wirklich noch 15, 20 Jahre Geduld.
Dirk Lorenzen: Frau Seynsche, da müssen wir leider ein bisschen die Euphorie zurücknehmen: Nein, eine wirkliche zweite Erde im All ist das Ganze nicht. Es ist immerhin der kleinste Planet, den die Astronomen bisher da draußen im Kosmos gefunden haben. Man kennt ja gut 200 Planeten bei anderen Sternen. Die meisten davon sind aber riesige Gaskugeln, wie also wie bei uns im Sonnensystem der Jupiter oder der Saturn. Und dieser jetzt entdeckte, der ist eben "nur" fünfmal so schwer wie unsere Erde, und damit meint man, das kann dann kein Gasriese sein, das muss wirklich ein Felsklotz sein oder eine Felskugel. Und damit ist es der erdähnlichste zumindest, den man da draußen gefunden hat, aber eben definitiv kein Erdzwilling.
Seynsche: Wie weit ist der denn entfernt von uns?
Lorenzen: Das sind 20 Lichtjahre. Das ist für uns sehr weit, für die Astronomen ist das kosmisch wirklich noch im Vorgarten. Also man hat ihn relativ nah gefunden. Das heißt, das Licht oder die Signale, die man jetzt von dort empfängt, die sind 20 Jahre unterwegs gewesen. 1987 haben sie sich auf den Weg gemacht.
Seynsche: Die Astronomen sagen ja, dieser Planet könnte bewohnbar sein. Woher wollen sie das denn wissen?
Lorenzen: Das ist eine wohlwollende Interpretation der Daten, so will man es mal nennen. Genau aus den Daten kann man es eben nicht so sicher entnehmen. Man weiß über diesen Planeten in etwa die Masse: Er wird fünf Erdmassen haben, vielleicht auch ein bisschen mehr aber wohl nicht sehr viel mehr. Und man kennt dann noch den Abstand von seinem Stern. Der ist deutlich näher an seinem Stern dran, als die Erde von der Sonne entfernt ist: dieser Planet dort nur etwa zehn Millionen Kilometer. Die Erde ist da viel weiter weg. Aber dieser Stern, den dieser Planet umkreist, das ist auch ein viel schwächerer, ein so genannter Roter Zwergstern. Der glimmt nur so ein bisschen vor sich hin. Und dann kann man eben ausrechnen, bei dieser geringen Entfernung des Planeten zu diesem Stern, was wird da wohl die typische Temperatur sein. Und dann geben eben die Modelle - das ist wichtig: die Modelle, das ist keine harte Messung -, die sagen dann, na, auf der Oberfläche könnten so Temperaturen von 0 bis 40 Grad Celsius herrschen. Und dann ist eben das Aufregende: Wenn es dort Wasser gäbe, was keiner weiß, aber wenn es das dort gäbe, dann wäre es eben flüssig.
Seynsche: Das heißt, es könnte dann auch Leben auf diesem Planeten geben?
Lorenzen: Dann geht die Spekulation weiter. Man sagt: Also, wenn es wirklich eine Felskugel ist, wenn dort wirklich Wasser ist, wenn es dort vielleicht noch irgendwas wie eine Atmosphäre gibt - Wasser ist nun im Universum sehr häufig, also das wäre keine völlige Überraschung, wenn dort Wasser wäre -, dann hätte man praktisch die Zutaten, die wir nach unserem Verständnis von der Erde für Leben brauchen. Aber mit heutigen Teleskopen ist das alles eben nicht genau zu entdecken. Das ist dann wirklich die Spekulation oder die Interpretation dieser Daten.
Seynsche: Wie haben die Forscher diesen Planeten denn überhaupt entdeckt?
Lorenzen: Das geht zum Leidwesen der Astronomen nur sehr indirekt. Planeten stellen ja die Astronomen vor eine große Herausforderung. Es sind eben irgendwelche Gesteinskugeln oder vielleicht Gaskugeln, die nicht selbst leuchten, die nur das Licht ihrer Sterne reflektieren. Dann stehen sie eben auch noch dicht neben so einem hellen Stern. Das heißt, es ist so ein bisschen das Problem, dass man neben einem Leuchtturm ein Glühwürmchen finden wollte. Das ist natürlich sehr schwierig, und so ähnlich geht es den Astronomen auch. Hier hat man das Licht des Sternes sehr genau zerlegt, sich sehr genau angesehen. Der Planet kreist um diesen Stern herum und lässt dabei auch den Stern ein bisschen hin und her pendeln. Genau dieses Pendeln, das können eben Europas Astronomen mit den Teleskopen in Chile so genau messen wie niemand sonst. Man muss sich das vorstellen: Dieser Stern ist 20 Lichtjahre entfernt, und trotzdem können die Astronomen jetzt messen, dieser Stern pendelt mit neun Kilometern pro Stunde auf uns zu und von uns weg. Das ist also gutes Joggertempo. Das ist eine fantastische Leistung, die dort technisch möglich ist. Dieses kleine Pendeln, das verrät eben die Existenz des Planeten.
Seynsche: Aber ein richtiges Beweisfoto ist das dann ja nicht, oder?
Lorenzen: Ein Beweisfoto ist es nicht, das berühmte Nobelpreisfoto, das alle machen wollen. Das geht mit heutiger Technik nicht. Man hätte natürlich gerne ein Foto, wo man zeigt: Da ist ein Stern, daneben ist wirklich ein erdähnlicher Planet. Das ist klar, das wäre eine sensationelle Entdeckung, die sicherlich in Stockholm gewürdigt würde. Das wollen alle gerne machen, das ist eben technisch bis heute nicht möglich.
Seynsche: Was schätzen Sie denn: Wann wird es solche Teleskope geben, mit denen man wirklich direkt solche Planeten sehen könnte?
Lorenzen: Das wird noch eine ganze Zeit dauern. Die Nasa hatte mal so eine Mission, mit der sie gezielt nach erdähnlichen Planeten suchen wollte. Die hat man jetzt aus Kostengründen aber eingestellt. Auch die Europäische Raumfahrtagentur Esa plant so eine Mission namens Darwin, mit der man dann wirklich gucken will: Gibt es dort draußen Planeten, haben die irgendwelche Anzeichen für Leben, also sieht man dort Sauerstoff in der Atmosphäre oder Wasserdampf? Das alles ist aber technisch sehr aufwändig, ist auch sehr teuer. Das heißt, das wird man noch eine ganze Zeit lang entwickeln müssen. Es gibt jetzt so eine Satellitenmission, Corot, die sucht auch nach Planeten, aber auch nur mit dieser indirekten Methode. Die kann nicht nach Leben suchen, auch wenn das in manchen Medien zu lesen war. Also die Astronomen brauchen da wirklich noch 15, 20 Jahre Geduld.