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Faszination am Feuer vom Himmel

Astronomie. - Der Auszug der Israeliten aus Ägypten, der Turmbau zu Babel und das Austrocknen des Nils – alle diese historischen Ereignisse sollen einen gemeinsamen Ursprung gehabt haben, einen außerirdischen nämlich. Meteoriteneinschläge sollen damals beeindruckende Zeichen an dem Himmel gemalt, ganze Landstriche unbewohnbar gemacht und das Klima auf den Kopf gestellt haben. Auch das westfälische Münster steht derzeit unter dem Eindruck der abstürzenden Gesteinsbrocken, den dort findet in dieser Woche die Jahrestagung der International Meteoritical Society statt. Den Schwerpunkt des Treffens bildet die so genannte Impakt-Forschung.

    Von Guido Meyer

    Jeder Stein, der vom Himmel fällt und auf dem Boden ankommt, ist ein Meteorit.

    So einfach kann man erklären, was bisweilen von oben kommt, meint Elmar Jessberger, Professor für Analytische und Experimentelle Planetologie der Uni Münster und so eine Art Chef der Meteoriten-Tagung im eigenen Hause.

    Wenn sie klein sind, verglühen sie halt als Sternschnuppen – das sieht dann jeder. Wenn sie ein bisschen größer sind – etwa faustgroß -, dann landen sie vielleicht auf der Erde. Hoffentlich sind sie nicht riesengroß, da machen sie dann große Impakte und zerstören sehr viel. Von diesen Meteoriten bleibt nichts übrig; die verdampfen dann beim Einschlag, während diese kleineren, mehrere Kilo großen Brocken, die bleiben übrig, und die können wir dann untersuchen.

    Klaus Mezger, Professor für Geochemie, ebenfalls an der Uni Münster. Ein erhaltener Meteorit ist so gut wie ein verdampfter, nur die Fragen, die die Forscher sich stellen, sind andere. Zum einen geht es um Herkunft und Aufbau der Geschosse aus dem All, zum anderen um die Folgen, die ihr Aufschlag seinerzeit für die Erde hatte.

    Wenn wir die Geologie des Kraters verstehen, können wir zurückdenken oder zurückrechnen auf die Größenordnung, wie die Umwelteffekte, die mit einem solchen Impakt zu tun hatten, stattgefunden haben. Wie wurde die Atmosphäre beeinflusst? Wie wurde die Zusammensetzung der Ozeane beeinflusst durch Fallout von giftigen Stoffen zum Beispiel, giftiger Regen von Sulfaten oder Nitraten, die während des Impakts entstanden sein könnten, was dann in die Ozeane und was in die Atmosphäre geht und was natürlich sehr gefährlich für die damals existierenden Pflanzen und Fauna sein könnte.

    Der Deutsche Uwe Reimold ist Leiter der Impakt-Kraterforschung an der Witwatersrand-Universität in Johannesburg und als solcher auf der Spur der Überbleibsel vergangener Einschläge. Während zum Beispiel auf dem Mond wegen der fehlenden Atmosphäre alle Krater der letzten Jahrmillionen noch erhalten sind, ist die Suche nach ihnen auf der Erde schwieriger. Und selbst die bereits entdeckten großen Einschlagkrater und ihre Auswirkungen sind noch nicht ausreichend verstanden.

    Auf der Erde gibt es einige sehr große Impakt-Strukturen, die noch nicht genau untersucht worden sind. Da ist etwa die größte, die Vredefort-Struktur in Südafrika, an der unsere Gruppe in Johannesburg seit Jahrzehnten arbeitet. Dann gibt es Chixculub in Mexiko, wo vor 65 Millionen Jahren ein 200 Kilometer großer Meteoritenkrater gebildet wurde. Und die dritte große Struktur ist Sudbury in Kanada, ungefähr gleich groß zu Chixculub in Mexiko, auch 200, 250 Kilometer Durchmesser.

    Krater dieser Größe sind rar, Impakte dieser Art selten. Für die Forscher jedoch sind sie dankbare Ereignisse. Umstritten ist jedoch nach wie vor, ob zum Beispiel der Meteorit, der zum Chicxulub-Krater führen sollte, wirklich für das Austerben von T-Rex und Co verantwortlich war, weil zum Zeitpunkt seines Einschlages das Aussterben der Riesenechsen längst im Gange war. Jürgen Rahe, Chief Scientist für Planetare Astronomie und die Erforschung des Sonnensystems bei der NASA in Washington, D.C.

    Wenn sie Objekte haben, die einen Durchmesser von etwa einem Kilometer haben, wenn solch ein Objekt auf die Erde aufschlägt, dann gibt es eine Katastrophe, wie sie vielleicht stattgefunden hat, als ein Objekt auf die Erde schlug. Die Konsequenz dieses Einschlages war vielleicht, dass die Dinosaurier ausgelöscht wurden. Solch einen Aufschlag von einem Objekt mit einem Durchmesser von etwa einem Kilometer setzt Energie frei von etwa 10.000 Megatonnen. Aber solch ein Aufschlag findet nur einige 100.000 Jahre statt. Vielleicht 500.000 Jahre, vielleicht alle eine Million Jahre einmal. Es gibt keinen Anlass, deshalb nervös zu werden.

    Und solange das nicht wieder passiert, müssen sich die Impaktforscher mit kleineren Brocken begnügen.