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Fatales Zittern

Medizin. - Unter Musikern ist die fokale Dystonie, auch Musikerkrampf genannt, gefürchtet. Die ständige Verkrampfung der Hand macht das Klavier- oder Geigenspiel unmöglich. Forscher der Arbeitsgruppe "Klinische Psychologie" an der Universität Konstanz haben eine Therapie gegen den "Musikerkrampf" entwickelt.

22.05.2003
    Leichte Krämpfe in den Händen sind für Musiker ein Alptraum. Die fokale Dystonie führt nämlich dazu, dass sie ihre Finger nicht mehr absolut kontrollieren können. Die Bewegungsgeschwindigkeit ist herabgesetzt und die Positionskontrolle gestört. Psychologen der Universität Konstanz haben jetzt eine Therapie für die Störung entwickelt und können auch nachweisen, welche Veränderungen im Gehirn vor und nach der Therapie zu tage treten - Erkenntnisse, die zukünftig auch bei der Erforschung anderer Fehlfunktionen im Gehirn weiterhelfen sollen. Victor Candia hat sich Fälle dieser Erkrankung genauer angesehen: Meistens tritt das Leiden bei langem anhaltenden und ständig wiederholenden Üben auf. Dagegen hat Candia ein Entkrampfungstraining entwickelt. Candia: "Nach unserer Behandlung hat ein Klavierspieler jetzt eine bessere Kontrolle über seine Finger." Damit kann der Pianist seine Übungen wieder aufnehmen und möglicherweise sogar wieder auftreten.

    Ihre weitere Forschungsarbeit konzentrierten die Forscher auf die neurologischen Prozesse im Gehirn, die bei der Entkrampfung ablaufen. Mit einem Magnetoenzephalographen zeichnen sie kleinste Magnetfelder auf, die die aktiven Nervenzellen an der Kopfoberfläche erzeugen. In einem speziell abgeschirmten Raum werden die Patienten durch leichte Luftstöße oder Tonfolgen gereizt, und die Reaktion des Gehirns aufgezeichnet. Vergleiche mit normal ablaufenden Gehirnfunktionen zeigen, dass beim Musikerkrampf keine motorische Ordnung in den betroffenen Gehirnzentren mehr vorhanden ist. Ein anderes Bild ergibt sich nach der Therapie. Victor Candia: Zumindest bei einer Gruppe von Patienten, die wir behandelt haben, haben sich diese Fingerrepräsentationen nach der Therapie wieder in Richtung Ordnung bewegt haben. Außerdem ist die Anzahl der Nervenzellen, die für unsere sensorische Stimulation aktiviert werden, geringer, und das steht in einem starken Zusammenhang mit den Urteilen der Patienten, die nach der Therapie sagen, sie fühlen sich besser." Werden zukünftig Therapien für ähnliche Erkrankungen entwickelt, lassen sich mit dem Konstanzer Verfahren, auf der Basis der gemessenen Gehirnzellenaktivitäten, sehr rasch Aussagen über einen nachhaltigen Erfolg solcher Therapien treffen.

    [Quelle: Thomas Wagner]