Mittwoch, 24. April 2024

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Fauler Softwaretrick: Scanner-Hersteller versuchen VG-Wort-Gebühren zu umgehen

Mit spezieller Software versuchen Hersteller und Importeure von Scannern Abgaben an die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort zu umgehen. Betroffen sind insbesondere Lesegeräte im unteren Preissegment, deren wahre Leistungsfähigkeit durch künstlich langsame Treiber drastisch beschnitten wird.

Guido Hecker | 03.05.1997
    Rund 40 Millionen Mark erhielt die VG Wort im letzten Jahr von Importeuren und Herstellern von Kopier-, Fax- und Lesegeräten, etwa 3,6 Millionen Mark davon entfielen auf Scanner. Zu den Gebühren, die an Journalisten und andere Autoren als Ausgleich für die Vervielfältigung ihrer Werke weitergereicht werden, verpflichtet die Gerätehersteller das deutschen Urheberrecht. Schafft der Apparat mindestens zwei Kopien pro Minute, so wird ein Obolus in Höhe 46,80 Mark fällig, andernfalls gehen zumindest deutsche Händler kostenfrei aus.

    Dieser Umstand hat in der jüngeren Vergangenheit zu einer kuriosen Entwicklung geführt: Während Computer immer leistungsfähiger werden, scheinen zahlreiche Scanner dagegen abzubauen. Der Grund: Um das Seitenlimit pro Minute zu unterschreiten, entwickelten manche Hersteller speziell für Deutschland langsamere Treiber. Bei Faxgeräten war die Software-Bremse bereits derart auffällig, daß die VG Wort Gutachten einholen ließ. Daß die seit 1994 eingezogenen Abgaben Rechtens sind, hat die Schiedsstelle des Deutschen Patentamtes in München im Sommer 1996 im übrigen noch einmal bestätigt. Da die Preise für die Lesegeräte weiter fallen, so das Argument der Produzenten, sei die Gebühr weit größer als die Gewinnmarge. Die regulären Treiber liegen indes auf zahlreichen FTP-Servern im Internet zum Download bereit. So können auch die deutschen Benutzer in den Genuß der vollen Leistungsfähigkeit ihres Gerätes kommen