"Wenn wir zusammenhalten, sind wir unschlagbar", rufen rund 200 Demonstranten der Madrider Cañada Real Galiana, dem größten Favela-Viertel Madrids. Sie demonstrieren gegen den Abriss eines Hauses einer marokkanischen Familie. Dabei kam es zu schweren Übergriffen, erzählt Carolina Moreno, Bewohnerin im Viertel:
"Die Polizei nahm auf niemanden Rücksicht. Meine Schwester wurde mit Schlägen in die Nieren aus ihrem Haus geprügelt. Einem Kind brach ein Gummigeschoss der Polizei einen Arm. Ein 17-Jähriger verlor durch ein solches Geschoss ein Auge. Eine im vierten Monat schwangere Marokkanerin verlor ihr Kind. Man kann die Leute doch nicht aus ihren Häusern treiben wie Ratten."
Auf Seiten der Polizei gab es 30 Verletzte, einem Beamten brach ein Steinwurf den Unterkiefer. Trotz des Widerstands ist das Haus des 39-jährigen Abdul nun das erste, das den Baggern zum Opfer gefallen ist. Der marokkanische Bauarbeiter lebt seit 15 Jahren in Spanien. Er sagt:
"Als ich das Haus baute, hat niemand gesagt, dass das verboten ist. Es kam sogar die städtische Polizei und grüßte mich. Das ist jetzt schon vier Jahre her. Jetzt haben sie uns aus dem Haus geholt, gesagt, wir Mauren sollten in unser Land zurück. Ich wurde verhaftet und werde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagt. Der Untersuchungsrichter sagte, darauf stehen zwischen einem und drei Jahren Haft."
Unterdessen bauen die Anwohner das gerade abgerissene Haus der vierköpfigen Familie schon wieder auf. Immer wieder kommen Nachbarn, Marokkaner und Spanier, spenden oder legen selbst Hand an. Dabei herrscht in den Cañadas Reales absolutes Bauverbot. Doch jahrzehntelang sind die illegalen Bauten toleriert worden, viele ähnliche Viertel wurden sogar legalisiert. Nur die Cañada Real Galiana blieb illegal - und zog damit auch zwielichtige Gestalten an. Die Medien sprechen von einem "Drogensupermarkt". Bewohnerin Carolina verteidigt hingegen ihr Viertel:
"Ständig werden wir in Fernsehreportagen verleumdet, dass wir mit Hehlerware und Drogen handeln. Das stimmt nicht. Die Cañada ist 15 Kilometer lang. Warum unternimmt die Polizei denn nichts gegen den Drogenhandel dort, wo er passiert? Hier bei uns verfügt die Stadt die Abrisse, verprügelt die Polizei die Bewohner. Aber dort, wo es am heftigsten stinkt, geht sie gar nicht hin. Das wird schon seine Gründe haben. "
Im Sektor 5 genannten Abschnitt, in dem es zu den Zusammenstößen kam, ist wirklich nichts von Drogen zu sehen. Kinder spielen mit den Gummigeschossen, die die Polizei eingesetzt hatte. Ein stechender Geruch zeugt von einer fehlenden Kanalisation, aber einen gefährlichen Eindruck macht die Cañada hier nicht. Viele betonen, Grundsteuer zu bezahlen, zeigen sogar die Quittungen der Stadtverwaltung. Carolina vermutet, ein in der Nähe geplantes großes Wohngebiet sei der wahre Grund für den ersten Gebäudeabriss.
"Dort auf der anderen Seite ist eine neue Siedlung für 51.000 Menschen geplant. Die Stadt auf der anderen Seite will auch weiter wachsen. Es ist doch ganz offensichtlich, dass wir stören. Aber meine Mutter lebt schon seit 20 Jahren hier. Wo sollen wir denn hin? Da spekuliert jemand mit unserem Boden. Bauland ist in Madrid knapp und teuer geworden."
Auf Einspruch der Nachbarschaftsorganisation hat ein Richter die nächsten geplanten Abrisse einstweilig gestoppt. Die Bewohner hoffen nun, dass sich die Behörden doch noch mit ihnen an einen Tisch setzen. Schließlich könne man nicht einfach die Behausungen von 40.000 Menschen abreißen, meinen sie.
Im Lärm eines Polizei-Hubschraubers diskutieren unterdessen zwei Bewohner eines an die Cañada Real Galiana angrenzenden Wohngebiets:
Mann: "Ich bin ja kein Rassist. Aber hier kommen diese Leute und bauen sich da einfach irgendwo ein Haus hin. Das ist eine Schande."
Frau: "Es kann doch nicht rechtens sein, dass ein Haus erst abgerissen wird, wenn es diese armen Leute schon drin leben. Jeder hat das Recht, irgendwo zu leben.
"
"Die Polizei nahm auf niemanden Rücksicht. Meine Schwester wurde mit Schlägen in die Nieren aus ihrem Haus geprügelt. Einem Kind brach ein Gummigeschoss der Polizei einen Arm. Ein 17-Jähriger verlor durch ein solches Geschoss ein Auge. Eine im vierten Monat schwangere Marokkanerin verlor ihr Kind. Man kann die Leute doch nicht aus ihren Häusern treiben wie Ratten."
Auf Seiten der Polizei gab es 30 Verletzte, einem Beamten brach ein Steinwurf den Unterkiefer. Trotz des Widerstands ist das Haus des 39-jährigen Abdul nun das erste, das den Baggern zum Opfer gefallen ist. Der marokkanische Bauarbeiter lebt seit 15 Jahren in Spanien. Er sagt:
"Als ich das Haus baute, hat niemand gesagt, dass das verboten ist. Es kam sogar die städtische Polizei und grüßte mich. Das ist jetzt schon vier Jahre her. Jetzt haben sie uns aus dem Haus geholt, gesagt, wir Mauren sollten in unser Land zurück. Ich wurde verhaftet und werde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagt. Der Untersuchungsrichter sagte, darauf stehen zwischen einem und drei Jahren Haft."
Unterdessen bauen die Anwohner das gerade abgerissene Haus der vierköpfigen Familie schon wieder auf. Immer wieder kommen Nachbarn, Marokkaner und Spanier, spenden oder legen selbst Hand an. Dabei herrscht in den Cañadas Reales absolutes Bauverbot. Doch jahrzehntelang sind die illegalen Bauten toleriert worden, viele ähnliche Viertel wurden sogar legalisiert. Nur die Cañada Real Galiana blieb illegal - und zog damit auch zwielichtige Gestalten an. Die Medien sprechen von einem "Drogensupermarkt". Bewohnerin Carolina verteidigt hingegen ihr Viertel:
"Ständig werden wir in Fernsehreportagen verleumdet, dass wir mit Hehlerware und Drogen handeln. Das stimmt nicht. Die Cañada ist 15 Kilometer lang. Warum unternimmt die Polizei denn nichts gegen den Drogenhandel dort, wo er passiert? Hier bei uns verfügt die Stadt die Abrisse, verprügelt die Polizei die Bewohner. Aber dort, wo es am heftigsten stinkt, geht sie gar nicht hin. Das wird schon seine Gründe haben. "
Im Sektor 5 genannten Abschnitt, in dem es zu den Zusammenstößen kam, ist wirklich nichts von Drogen zu sehen. Kinder spielen mit den Gummigeschossen, die die Polizei eingesetzt hatte. Ein stechender Geruch zeugt von einer fehlenden Kanalisation, aber einen gefährlichen Eindruck macht die Cañada hier nicht. Viele betonen, Grundsteuer zu bezahlen, zeigen sogar die Quittungen der Stadtverwaltung. Carolina vermutet, ein in der Nähe geplantes großes Wohngebiet sei der wahre Grund für den ersten Gebäudeabriss.
"Dort auf der anderen Seite ist eine neue Siedlung für 51.000 Menschen geplant. Die Stadt auf der anderen Seite will auch weiter wachsen. Es ist doch ganz offensichtlich, dass wir stören. Aber meine Mutter lebt schon seit 20 Jahren hier. Wo sollen wir denn hin? Da spekuliert jemand mit unserem Boden. Bauland ist in Madrid knapp und teuer geworden."
Auf Einspruch der Nachbarschaftsorganisation hat ein Richter die nächsten geplanten Abrisse einstweilig gestoppt. Die Bewohner hoffen nun, dass sich die Behörden doch noch mit ihnen an einen Tisch setzen. Schließlich könne man nicht einfach die Behausungen von 40.000 Menschen abreißen, meinen sie.
Im Lärm eines Polizei-Hubschraubers diskutieren unterdessen zwei Bewohner eines an die Cañada Real Galiana angrenzenden Wohngebiets:
Mann: "Ich bin ja kein Rassist. Aber hier kommen diese Leute und bauen sich da einfach irgendwo ein Haus hin. Das ist eine Schande."
Frau: "Es kann doch nicht rechtens sein, dass ein Haus erst abgerissen wird, wenn es diese armen Leute schon drin leben. Jeder hat das Recht, irgendwo zu leben.
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