Migrationspolitik
FDP warnt Grüne vor Blockade bei Zurückweisungen an den Grenzen - CDU-Chef Merz stellt Ultimatum

In der Regierungskoalition steigt der Druck auf die Grünen. Die Union hält an ihrer Forderung, Migranten schon an den deutschen Grenzen zurückweisen zu können, fest. Und bekommt dabei Unterstützung von der FDP.

    Flüchtlinge tragen ihre Koffer auf dem Kopf, während sie ins Ankunftszentrum Reinickendorf gehen.
    Migration, Asyl und Abschiebungen sind Themen, über die seit dem Messerattentat von Solingen wieder intensiv diskutiert wird (picture alliance / dpa / Annette Riedl)
    FDP-Generalsekretär Djir-Sarai sagte der "Bild-Zeitung", wer konstruktive Lösungen bei diesem Thema blockiere, gefährde die Sicherheit des Landes und sei "letztlich nicht regierungsfähig". Parteivize Kubicki sagte der "Rheinischen Post", die Grünen würden sich irren, wenn sie erklärten, solche Zurückweisungen seien rechtlich nicht möglich.

    Grüne für verstärkte Kontrollen mit Nachbarländern

    Die Grünen haben jedoch Zweifel daran, dass Zurückweisungen mit dem EU-Recht vereinbar sind. Innenpolitikerin Mihalic sagte ebenfalls in der "Rheinischen Post", die Grünen seien offen für Vorschläge, die auf dem Boden des Grundgesetzes und des EU-Rechts stünden. Alle Vorschläge zu Zurückweisungen, die ihr bisher bekannt seien, erfüllten diese Anforderung jedoch nicht. Mihalic sprach sich als Alternative für gemeinsame Patrouillen mit Nachbarländern aus.
    Der Rechtswissenschaftler Constantin Hruschka von der Evangelischen Hochschule in Freiburg hält direkte Zurückweisungen von Personen, die einen Asylantrag stellen oder in einem anderen EU-Staat bereits einen gestellt haben, für nicht zulässig. Er sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Dublin-Verordnung sehe vor, dass Asylbewerber nur in das Land überstellt werden dürften, das für die Bearbeitung ihres Asylantrags zuständig sei. Die Menschen dürften deshalb nicht einfach in ein Nachbarland zurückgeschickt werden.

    Merz setzt Ultimatum bis kommenden Dienstag

    Zusätzlicher Druck kommt jetzt von der Opposition. CDU-Chef Merz fordert eine Entscheidung in der Frage von Zurückweisungen bis zum kommenden Dienstag. Bis dahin solle die Bundesregierung eine "verbindliche Erklärung" abgeben. Nach einem Treffen der Ampel-Parteien mit der Union und den Vertretern der Bundesländer am Dienstag hatte Merz bereits gesagt, die Union und die von CDU und CSU regierten Bundesländer wollten nur dann in weitere Gespräche gehen, wenn es auch Zurückweisungen von Migranten an den deutschen Grenzen geben würde.
    SPD-Generalsekretär Kühnert wies das Ultimatum von Merz zurück. Er sagte in der ARD-Sendung "Maischberger", er sei "nicht geneigt und nicht gewillt", auf diese Forderung einzugehen. Dafür seien die Gespräche bisher viel zu ernsthaft und zu seriös geführt worden. Womöglich wolle Merz lediglich einen Knalleffekt haben, damit er aufstehen und gehen könne.

    SPD offenbar zu Kompromiss bereit

    Die SPD lehnt den Vorschlag der Zurückweisungen direkt an der Grenze offenbar nicht generell zurück. Fraktionschef Mützenich sagte der Deutschen Presse-Agentur, man habe das Ziel, gemeinsam mit der Union in Bund und Ländern zu einem rechtssicheren Gesamtpaket zum Thema Migration zu kommen. Dabei gebe es für die SPD keine Denkverbote. Konkreter wurde Mützenich allerdings nicht.
    Aus Niedersachsen, das von SPD und Grünen regiert wird, gibt es Zustimmung zu der Forderung nach Zurückweisungen. Die Innenministerin und SPD-Politikerin Behrens sagte dem Nachrichtenportal t-online, wenn es rechtlich möglich sein sollte, dann sollte man den Vorschlag umsetzen. Sie denke, dahinter könnten sich die SPD-Länder versammeln.
    Diese Nachricht wurde am 05.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.