Mit einem Gabelhublader - eine Art Bagger - werden Reste vom Raps meterhoch aufgetürmt. Ein ranziger Geruch zieht über das Firmengelände zwischen Autobahn und Windrädern. Kaum zu glauben, dass die gelbe Masse irgendwann im Autotank landen wird. 33.000 Tonnen Biodiesel hat hier EOP-Biodiesel im vergangenen Jahr hergestellt, erklärt Produktionsleiter Andreas Obst.
"Der Raps kommt hier vorne an der Waage an, wird gereinigt und in die Siloanlage gebracht. Von dort aus können wir den Raps jeden T ag in die Produktionsanlage reinziehen. Das sind 300 Tonnen pro Tag. Walzen den Raps an, erhitzen ihn, pressen ihn durch die Pressen, gewinnen dadurch das Öl. Und entschleimen dieses Öl und machen danach von diesem entschleimten Öl den Biodiesel."
Etwa 22 Stunden dauert es, bis in der oberen Etage der Raffinerie der Biodiesel fertig ist und über Rohrleitungen in riesige Silos fließt. Durchschnittlich 90 Tonnen sind es am Tag. 35 Mitarbeiter beschäftigt EOP hier im Nordwesten des Landes Brandenburg - einer ansonsten strukturschwachen Region.
Firmenchef Sven Schön ist hier groß geworden. Lange war er in der Landwirtschaft tätig - bevor er vor sechs Jahren umsattelte - in einen Bereich, der landwirtschaftliche Produkte weiter verarbeitet. Sein Grundgedanke damals:
"Ausgehend von der Endlichkeit der fossilen Brennstoffe müssen wir auf diesem Planeten eben auf andere Ressourcen zurückgreifen. Und da war eben Pflanzenöl, welches aus Raps produziert wird, eine Alternative. Und diese Möglichkeit habe ich dann verfolgt."
Bis dato wurde Raps hierzulande vor allem für die Produktion von Speiseöl angebaut. Doch mit dem Rohstoff lässt sich wesentlich mehr anfangen, sagte sich Schön und gründete vor sechs Jahren die EOP-Biodiesel.
"Wir haben tatsächlich so angefangen, dass wir im Supermarkt Öl gekauft haben und haben es in unseren PKW-Tank gegossen. Und die Autos liefen damit. Und dann war eigentlich die daraus folgende Konsequenz, einen Treibstoff herzustellen, der dann auch wirklich alltagstauglich ist. Nämlich den heute zur Verfügung stehenden Biodiesel."
Heute läuft die Ölmühle in Pritzwalk auf Hochtouren. EOP ist seit September 2005 an der Börse notiert. Der Jahresumsatz ist seit dem Börsengang um zehn Prozent auf 33,7 Millionen Euro gestiegen, der Gewinn betrug im vergangenen Geschäftsjahr Gut 1,2 Millionen. Und die Wachstumsstory geht weiter: Vor wenigen Wochen erst hat das Unternehmen eine siebzehneinhalb Millionen Euro teure neue Produktionsanlage in Betrieb genommen. Das Besondere, so Projektleiter Olaf Pritzkow:
"In der neuen Anlage verarbeiten wir nur noch Pflanzenöle, die wir fertig gepresst bekommen. Einfach aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es derzeit günstiger, die Pflanzenöle einzukaufen als die Ölsaaten hier her zu holen."
Mit dem Mix aus heimischen Raps- und importierten Palm- und Sojaöl kann EOP Biodiesel die Produktionsmenge verdreifachen. Trotzdem ist der Aktienkurs nach einem steilen Anstieg in den letzten zwölf Monaten wieder auf das Niveau vom Börsengang gesunken. Hauptgrund: Entgegen aller politischen Absichtserklärungen, erneuerbare Energien zu fördern, hat die Bundesregierung die Steuervergünstigungen für reinen Biodiesel reduziert.
Jahrelang hatte die Hersteller davon profitiert, weil viele Autofahrer und Speditionen umstiegen. Doch seit August fallen Steuern an. Reiner Biodiesel ist damit nur noch unwesentlich günstiger als herkömmlicher. EOP-Finanzvorstand Karl-Wilhelm Giersberg spürt dies natürlich in der Bilanz. Der Gewinn war in der zweiten Jahreshälfte 2006 deutlich geschrumpft.
"Der private Autofahrer - auch dort ist also der Preisvorteil zusammengeschrumpft. Aber für uns wesentlich erheblicher ist der so genannte B-100-Markt und dort insbesondere der der Speditionen. Die kalkulieren sehr genau. Und wenn dann der Biodiesel keinen Preisvorteil mehr hat, dann führt das dazu, dass wieder mineralischer Diesel getankt wird."
Das Geschäft mit den Speditionen, die den reinen Biodiesel abnahmen, ist auch bei EOP völlig eingebrochen. Doch noch laufen die Anlagen in Pritzwalk. Denn es gibt einen Lichtblick: seit Anfang des Jahres enthält jeder Liter Diesel an der Tankstelle einen Anteil von fünf Prozent Biodiesel. Die Beimischungspflicht ist natürlich ein Segen für die Branche, hilft aber über den Absatzeinbruch beim reinen Biodiesel nicht hinweg. Während dies andere Biodieselproduzenten in existenzielle Nöte stürzt, hat EOP Biodiesel frühzeitig gegengesteuert, erklärt Finanzvorstand Giersberg:
"Wir haben insofern darauf reagiert, in dem wir konsequent unseren Weg ins Ausland gesucht haben und halt zunehmend Absatzmärkte vorwiegend in EU-Osteuropa erschließen."
Die absurde Folge: Biodiesel, der eigentlich die Abhängigkeit von Ölimporten senken soll, wird jetzt ins Ausland exportiert. Doch die Vorstände von EOP-Biodiesel haben nicht nur Probleme mit der deutschen Steuerpolitik. Ende März tauchte die Staatsanwaltschaft zu einer Razzia in Pritzwalk auf, unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Untreue gegen Konzernchef Sven Schön. Doch die Vorwürfe beziehen sich auf Vorgängerfirmen, rechtfertig sich Schön. Was bleibt, ist in jedem Fall ein Imageschaden. Bislang.
Links:
eopbiodieselag.de
biokraftstoffe.org
"Der Raps kommt hier vorne an der Waage an, wird gereinigt und in die Siloanlage gebracht. Von dort aus können wir den Raps jeden T ag in die Produktionsanlage reinziehen. Das sind 300 Tonnen pro Tag. Walzen den Raps an, erhitzen ihn, pressen ihn durch die Pressen, gewinnen dadurch das Öl. Und entschleimen dieses Öl und machen danach von diesem entschleimten Öl den Biodiesel."
Etwa 22 Stunden dauert es, bis in der oberen Etage der Raffinerie der Biodiesel fertig ist und über Rohrleitungen in riesige Silos fließt. Durchschnittlich 90 Tonnen sind es am Tag. 35 Mitarbeiter beschäftigt EOP hier im Nordwesten des Landes Brandenburg - einer ansonsten strukturschwachen Region.
Firmenchef Sven Schön ist hier groß geworden. Lange war er in der Landwirtschaft tätig - bevor er vor sechs Jahren umsattelte - in einen Bereich, der landwirtschaftliche Produkte weiter verarbeitet. Sein Grundgedanke damals:
"Ausgehend von der Endlichkeit der fossilen Brennstoffe müssen wir auf diesem Planeten eben auf andere Ressourcen zurückgreifen. Und da war eben Pflanzenöl, welches aus Raps produziert wird, eine Alternative. Und diese Möglichkeit habe ich dann verfolgt."
Bis dato wurde Raps hierzulande vor allem für die Produktion von Speiseöl angebaut. Doch mit dem Rohstoff lässt sich wesentlich mehr anfangen, sagte sich Schön und gründete vor sechs Jahren die EOP-Biodiesel.
"Wir haben tatsächlich so angefangen, dass wir im Supermarkt Öl gekauft haben und haben es in unseren PKW-Tank gegossen. Und die Autos liefen damit. Und dann war eigentlich die daraus folgende Konsequenz, einen Treibstoff herzustellen, der dann auch wirklich alltagstauglich ist. Nämlich den heute zur Verfügung stehenden Biodiesel."
Heute läuft die Ölmühle in Pritzwalk auf Hochtouren. EOP ist seit September 2005 an der Börse notiert. Der Jahresumsatz ist seit dem Börsengang um zehn Prozent auf 33,7 Millionen Euro gestiegen, der Gewinn betrug im vergangenen Geschäftsjahr Gut 1,2 Millionen. Und die Wachstumsstory geht weiter: Vor wenigen Wochen erst hat das Unternehmen eine siebzehneinhalb Millionen Euro teure neue Produktionsanlage in Betrieb genommen. Das Besondere, so Projektleiter Olaf Pritzkow:
"In der neuen Anlage verarbeiten wir nur noch Pflanzenöle, die wir fertig gepresst bekommen. Einfach aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es derzeit günstiger, die Pflanzenöle einzukaufen als die Ölsaaten hier her zu holen."
Mit dem Mix aus heimischen Raps- und importierten Palm- und Sojaöl kann EOP Biodiesel die Produktionsmenge verdreifachen. Trotzdem ist der Aktienkurs nach einem steilen Anstieg in den letzten zwölf Monaten wieder auf das Niveau vom Börsengang gesunken. Hauptgrund: Entgegen aller politischen Absichtserklärungen, erneuerbare Energien zu fördern, hat die Bundesregierung die Steuervergünstigungen für reinen Biodiesel reduziert.
Jahrelang hatte die Hersteller davon profitiert, weil viele Autofahrer und Speditionen umstiegen. Doch seit August fallen Steuern an. Reiner Biodiesel ist damit nur noch unwesentlich günstiger als herkömmlicher. EOP-Finanzvorstand Karl-Wilhelm Giersberg spürt dies natürlich in der Bilanz. Der Gewinn war in der zweiten Jahreshälfte 2006 deutlich geschrumpft.
"Der private Autofahrer - auch dort ist also der Preisvorteil zusammengeschrumpft. Aber für uns wesentlich erheblicher ist der so genannte B-100-Markt und dort insbesondere der der Speditionen. Die kalkulieren sehr genau. Und wenn dann der Biodiesel keinen Preisvorteil mehr hat, dann führt das dazu, dass wieder mineralischer Diesel getankt wird."
Das Geschäft mit den Speditionen, die den reinen Biodiesel abnahmen, ist auch bei EOP völlig eingebrochen. Doch noch laufen die Anlagen in Pritzwalk. Denn es gibt einen Lichtblick: seit Anfang des Jahres enthält jeder Liter Diesel an der Tankstelle einen Anteil von fünf Prozent Biodiesel. Die Beimischungspflicht ist natürlich ein Segen für die Branche, hilft aber über den Absatzeinbruch beim reinen Biodiesel nicht hinweg. Während dies andere Biodieselproduzenten in existenzielle Nöte stürzt, hat EOP Biodiesel frühzeitig gegengesteuert, erklärt Finanzvorstand Giersberg:
"Wir haben insofern darauf reagiert, in dem wir konsequent unseren Weg ins Ausland gesucht haben und halt zunehmend Absatzmärkte vorwiegend in EU-Osteuropa erschließen."
Die absurde Folge: Biodiesel, der eigentlich die Abhängigkeit von Ölimporten senken soll, wird jetzt ins Ausland exportiert. Doch die Vorstände von EOP-Biodiesel haben nicht nur Probleme mit der deutschen Steuerpolitik. Ende März tauchte die Staatsanwaltschaft zu einer Razzia in Pritzwalk auf, unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Untreue gegen Konzernchef Sven Schön. Doch die Vorwürfe beziehen sich auf Vorgängerfirmen, rechtfertig sich Schön. Was bleibt, ist in jedem Fall ein Imageschaden. Bislang.
Links:
eopbiodieselag.de
biokraftstoffe.org