Krauter: Herr Läpple, ist die astronomische Eiszeittheorie von Milankovic jetzt angezählt?
Läpple: Die Auswirkungen von den Erd-Sonnen- Bahnparametern auf das Klima ist nicht angezählt. Aber die Frage, wie sich die Einstrahlungsänderungen auf das Klima auswirken. Das ist sicherlich noch sehr offen und wurde mit unserer Studie noch einmal offener.
Krauter: Das heißt, das, was Milankovic postuliert hat, diese Zyklen, das bleibt gültig, aber die Mechanismen, wie sie das Erdklima beeinflussen, die sind anders als er dachte?
Läpple: Die sind anders als er dachte, beziehungsweise die sind anders, als später Embry und andere in den 70ern dachten. Also Milankovic selbst hat erst einmal relativ lokal gesprochen von der Nordhemisphäre und hat gar nicht von der Antarktis, von der Südhemisphäre gesprochen. Später wurden dann diese Schwankungen, die er vorhergesagt hat, in den Sedimentbohrkernen gefunden. Das war ein Durchbruch für die Klimawissenschaften. Und dort wurde dann vorhergesagt, dass die Sonneneinstrahlung im Sommer in der Arktis, dass diese der Treiber ist für die globalen Klimavariationen. Und dieser letzte Punkt, dass es von der Arktis im Sommer globalen Einfluss hat, das ist der Punkt, an dem wir gearbeitet haben.
Krauter: Das heißt, diese postulierte starke Kopplung zwischen Nordhemisphäre und dem Klima in der Antarktis, die hat so nicht gegeben, auf Basis ihrer neuen Erkenntnisse?
Läpple: Diese Kopplung, die kann nicht bestätigt werden über die Eisbohrkerne hier in der Antarktis. Natürlich gibt es noch andere Sedimentbohrkerne, und jetzt ist die Frage sozusagen wieder offen. Und man muss genau analysieren, welche Beweise für die globale Theorie sprechen und welche für eine lokale.
Krauter: Welche Analysen haben Sie jetzt dazu gebracht, diesen Koppelmechanismus zu hinterfragen, beziehungsweise die Indizienbeweise, die man dafür zu haben glaubte, zu hinterfragen. Sie haben ja keine neuen Bohrkerne genommen, sondern alte nur neu analysiert?
Läpple: Genau, wir haben die bestehenden Temperaturrekonstruktionen in der Antarktis neu analysiert. Was wir anders gemacht haben, dass wir nicht nur beachtet haben, wie die Einstrahlung das Klima beeinflusst, sondern auch, wie das Klima nachher in dem als Bohrkern aufgezeichnet wird. Und dort hat sich dann ergeben, dass an der Stelle, an der die Kerne gebohrt werden, im Winter der Schnee, der liegen bleibt, etwas mehr ist als im Sommer. Und deswegen das Signal, was im Eis Bohrkern aufgezeichnet wird, verzerrt wird. Und diese Verzerrungen, die wirkt nun zusammen mit dem saisonalen Signal, was man in dem Klima hat, und dadurch ergibt sich nachher im Eisbohrkern ein anderer Verlauf, wie im Klima da war.
Krauter: Was kann man daraus folgern? Man braucht also keinen Einfluss der Nordhemisphäre, man kann diese Veränderung, die man aus dem Eisbohrkern herausliest, aus lokalen Klimaveränderungen der Sonneneinstrahlung herleiten?
Läpple: Ja, hier muss man wieder aufpassen: es geht spezifisch um die Variationen, die mit diesem Erd-Sonnen-Rhythmus zu tun haben. Und dort sieht es so aus, dass wir dieses Signal lokal erklären können. Das heißt, das ist nur ein relativ kleines Signal, aber das ist genau das Signal, das einzige Signal, das dazu verwendet werden kann, den Norden dem Süden zuzuordnen. Dadurch, dass wir das Signal jetzt lokal erklären können, heißt das, dass die Zuordnung zu der arktischen Sommereinstrahlung erst einmal nicht mehr klar ist.
Krauter: Heißt das, dass man die Bohrkerne künftig wird anders auswerten müssen, wenn man die Antworten auf diese Fragen haben will, also wie sich das Erdklima über längere Zeit verändert hat?
Läpple: Ja, wenn man speziell die Klimavariationen, die von den Milankovic-Zyklen kommen, analysieren will, muss man sicherlich jetzt bei Eisbohrkernen genau die Saisonalität beachten. Und das gleiche ist auch bei Sedimentbohrkernen der Fall, also auch bei den Bohrkernen am Grund des Ozeans kann es ähnliche Effekte geben, dass manche Jahreszeiten mehr aufgenommen werden, und das muss sicherlich genau beachtet werden.
Krauter: Was bedeutet das, was Sie jetzt herausgefunden haben, für die Modelle der Klimaforscher, mit denen man ja auch versucht in die Zukunft zu blicken. Da wurde jetzt im Prinzip eine Fernwirkung, also der Einfluss der Nordhemisphäre auf die Antarktis ersetzt, oder erklärt durch lokale Effekte. Das muss doch irgendwelche Folgen haben?
Läpple: Na ja, für die Klimamodelle hat das erst einmal positive Folgen, da die Klimamodelle, die wir heutzutage verwenden, die letzten 100 Jahre anzuschauen, um in die Zukunft zu schauen. Wenn man diese auf das Problem anwendete, würden sie auch erstmal eine mehr lokaler Antwort simulieren. Das ist sozusagen aber keine große Unterstützung für die Klimamodelle, weil man sie generell nicht für diese langen Zeitskalen verwenden würde direkt, weil, dort gibt es natürlich andere Mechanismen, wie Eisschilde schmelzen und wachsen, die jetzt nicht in die Klimamodelle eingebaut sind. Das ist sozusagen ein guter Punkt für die Klimamodelle, aber ich würde ihn nicht überbewerten.
Krauter: Relativiert ihre Erkenntnis irgendetwas von dem, was sonst als gesicherter Stand über den anthropogenen, also den menschengemachten Klimawandel als gesichert gilt?
Läpple: Nein, das tut es nicht, denn das sind zwei ganz verschiedene Zeitskalen, von denen wir sprechen. Also unsere Forschung, die handelt von den Zeitskalen von 10.000 bis 1.000.000 Jahre. Von den natürliche Schwankungen. Und was wir gerade erleben, das ist eine Änderung in Dekaden, wo das anthropogene CO2 ein Level erreicht hat, was wir in der letzten Million Jahre nicht hatten. Das heißt, wir reden von zwei verschiedenen Zeitskalen zwei verschiedenen Mechanismen.
Läpple: Die Auswirkungen von den Erd-Sonnen- Bahnparametern auf das Klima ist nicht angezählt. Aber die Frage, wie sich die Einstrahlungsänderungen auf das Klima auswirken. Das ist sicherlich noch sehr offen und wurde mit unserer Studie noch einmal offener.
Krauter: Das heißt, das, was Milankovic postuliert hat, diese Zyklen, das bleibt gültig, aber die Mechanismen, wie sie das Erdklima beeinflussen, die sind anders als er dachte?
Läpple: Die sind anders als er dachte, beziehungsweise die sind anders, als später Embry und andere in den 70ern dachten. Also Milankovic selbst hat erst einmal relativ lokal gesprochen von der Nordhemisphäre und hat gar nicht von der Antarktis, von der Südhemisphäre gesprochen. Später wurden dann diese Schwankungen, die er vorhergesagt hat, in den Sedimentbohrkernen gefunden. Das war ein Durchbruch für die Klimawissenschaften. Und dort wurde dann vorhergesagt, dass die Sonneneinstrahlung im Sommer in der Arktis, dass diese der Treiber ist für die globalen Klimavariationen. Und dieser letzte Punkt, dass es von der Arktis im Sommer globalen Einfluss hat, das ist der Punkt, an dem wir gearbeitet haben.
Krauter: Das heißt, diese postulierte starke Kopplung zwischen Nordhemisphäre und dem Klima in der Antarktis, die hat so nicht gegeben, auf Basis ihrer neuen Erkenntnisse?
Läpple: Diese Kopplung, die kann nicht bestätigt werden über die Eisbohrkerne hier in der Antarktis. Natürlich gibt es noch andere Sedimentbohrkerne, und jetzt ist die Frage sozusagen wieder offen. Und man muss genau analysieren, welche Beweise für die globale Theorie sprechen und welche für eine lokale.
Krauter: Welche Analysen haben Sie jetzt dazu gebracht, diesen Koppelmechanismus zu hinterfragen, beziehungsweise die Indizienbeweise, die man dafür zu haben glaubte, zu hinterfragen. Sie haben ja keine neuen Bohrkerne genommen, sondern alte nur neu analysiert?
Läpple: Genau, wir haben die bestehenden Temperaturrekonstruktionen in der Antarktis neu analysiert. Was wir anders gemacht haben, dass wir nicht nur beachtet haben, wie die Einstrahlung das Klima beeinflusst, sondern auch, wie das Klima nachher in dem als Bohrkern aufgezeichnet wird. Und dort hat sich dann ergeben, dass an der Stelle, an der die Kerne gebohrt werden, im Winter der Schnee, der liegen bleibt, etwas mehr ist als im Sommer. Und deswegen das Signal, was im Eis Bohrkern aufgezeichnet wird, verzerrt wird. Und diese Verzerrungen, die wirkt nun zusammen mit dem saisonalen Signal, was man in dem Klima hat, und dadurch ergibt sich nachher im Eisbohrkern ein anderer Verlauf, wie im Klima da war.
Krauter: Was kann man daraus folgern? Man braucht also keinen Einfluss der Nordhemisphäre, man kann diese Veränderung, die man aus dem Eisbohrkern herausliest, aus lokalen Klimaveränderungen der Sonneneinstrahlung herleiten?
Läpple: Ja, hier muss man wieder aufpassen: es geht spezifisch um die Variationen, die mit diesem Erd-Sonnen-Rhythmus zu tun haben. Und dort sieht es so aus, dass wir dieses Signal lokal erklären können. Das heißt, das ist nur ein relativ kleines Signal, aber das ist genau das Signal, das einzige Signal, das dazu verwendet werden kann, den Norden dem Süden zuzuordnen. Dadurch, dass wir das Signal jetzt lokal erklären können, heißt das, dass die Zuordnung zu der arktischen Sommereinstrahlung erst einmal nicht mehr klar ist.
Krauter: Heißt das, dass man die Bohrkerne künftig wird anders auswerten müssen, wenn man die Antworten auf diese Fragen haben will, also wie sich das Erdklima über längere Zeit verändert hat?
Läpple: Ja, wenn man speziell die Klimavariationen, die von den Milankovic-Zyklen kommen, analysieren will, muss man sicherlich jetzt bei Eisbohrkernen genau die Saisonalität beachten. Und das gleiche ist auch bei Sedimentbohrkernen der Fall, also auch bei den Bohrkernen am Grund des Ozeans kann es ähnliche Effekte geben, dass manche Jahreszeiten mehr aufgenommen werden, und das muss sicherlich genau beachtet werden.
Krauter: Was bedeutet das, was Sie jetzt herausgefunden haben, für die Modelle der Klimaforscher, mit denen man ja auch versucht in die Zukunft zu blicken. Da wurde jetzt im Prinzip eine Fernwirkung, also der Einfluss der Nordhemisphäre auf die Antarktis ersetzt, oder erklärt durch lokale Effekte. Das muss doch irgendwelche Folgen haben?
Läpple: Na ja, für die Klimamodelle hat das erst einmal positive Folgen, da die Klimamodelle, die wir heutzutage verwenden, die letzten 100 Jahre anzuschauen, um in die Zukunft zu schauen. Wenn man diese auf das Problem anwendete, würden sie auch erstmal eine mehr lokaler Antwort simulieren. Das ist sozusagen aber keine große Unterstützung für die Klimamodelle, weil man sie generell nicht für diese langen Zeitskalen verwenden würde direkt, weil, dort gibt es natürlich andere Mechanismen, wie Eisschilde schmelzen und wachsen, die jetzt nicht in die Klimamodelle eingebaut sind. Das ist sozusagen ein guter Punkt für die Klimamodelle, aber ich würde ihn nicht überbewerten.
Krauter: Relativiert ihre Erkenntnis irgendetwas von dem, was sonst als gesicherter Stand über den anthropogenen, also den menschengemachten Klimawandel als gesichert gilt?
Läpple: Nein, das tut es nicht, denn das sind zwei ganz verschiedene Zeitskalen, von denen wir sprechen. Also unsere Forschung, die handelt von den Zeitskalen von 10.000 bis 1.000.000 Jahre. Von den natürliche Schwankungen. Und was wir gerade erleben, das ist eine Änderung in Dekaden, wo das anthropogene CO2 ein Level erreicht hat, was wir in der letzten Million Jahre nicht hatten. Das heißt, wir reden von zwei verschiedenen Zeitskalen zwei verschiedenen Mechanismen.