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Fehler im Test von E-Mail-Anbietern
Stiftung Warentest stoppt Verkauf des Februar-Heftes

Die Stiftung Warentest hat für ihr Februarheft E-Mail-Anbieter untersucht. Kurz nach der Veröffentlichung beschwerten sich mehrere Anbieter über Fehler im Text. Die Stiftung reagierte schnell: Der Einzelverkauf wurde zeitweise gestoppt, der Text aus dem Internet genommen. Was war passiert?

Von Philip Banse | 12.02.2015
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Der Eingang des Sitzes der Stiftung Warentest am Lützowplatz im Berliner Ortsteil Tiergarten im Bezirk Mitte. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Wie üblich hat die Stiftung Warentest mit der Untersuchung der 14 E-Maildienste ein externes Institut beauftragt. Die Untersuchungsergebnisse wurden an die Test-Redaktion übermittelt. Die Redakteure mussten aus den Testergebnissen einen verständlichen, alltagstauglichen Text machen - und sind dabei an der sehr komplexen Materie Verschlüsselung gescheitert, gesteht Redakteur Peter Knaak.
    "Beim Versuch, diese komplizierte Materie verständlich rüber zu bringen und eben auf die Handlungsanweisung "Das könnt ihr nutzen, das sind tolle Trends" zu reduzieren, sind wir offenkundig nicht ganz passgenau gewesen."
    Der Text enthielt zahlreiche technische Fehler. Im Beitrag wurden Sicherheitsmechanismen und Verschlüsselungstechniken verschiedener Anbieter falsch dargestellt oder sehr missverständlich beschrieben, klagt die Sprecherin von posteo.de, einem der beiden Testsieger.
    "Beim weiteren Lesen hat sich dann herausgestellt, dass diesem einen Testsieger - eigentlich gab es ja zwei - ganz viele Eigenschaften zugesprochen wurden, die so nicht stimmen, beispielsweise, dass der Anbieter alle E-Mails seiner Kunden verschlüsselt abspeichern würde oder dass dieser Anbieter nicht auf Schadsoftware scannen würde als einziger im Test oder dass nur dieser Anbieter über ein umfassendes Datenschutzkonzept verfügen würde. Das waren alles Falschdarstellung, die die Stiftung Warentest inzwischen korrigiert hat in der neuen Fassung."
    Korrigierter Text als loses Blatt beigelegt
    Die Stiftung Warentest hat den fehlerhaften Text schnell aus dem Netz genommen, korrigiert und wieder online gestellt. Mit dieser Versionen scheinen auch die getesteten Anbieter zufrieden zu sein. Das Februar-Heft wird auch wieder verkauft. Ihm liegt der korrigierte Text als loses Blatt bei. Die Stiftung Warentest legt großen Wert darauf, dass nur der Text über die Testergebnisse falsch gewesen sei - nicht jedoch die Tests selbst. Redakteur Knaak verweist darauf, dass Redaktion und Prüfinstitut "praktisch jeden Stein, jedes Urteil, jede Aussage des Prüfinstituts, die zu Noten führten, angefasst und umgedreht haben, nachprüfen liessen, und uns deshalb sicher sind, dass die Ergebnisse, so wie wir sie ursprünglich veröffentlicht haben, auch tatsächlich Bestand haben."
    Demnach bleibt es bei zwei Testsiegern: mailbox.org und posteo.de
    "Wer zu beiden besonders gut benoteten Anbietern geht, wird einen tollen E-Maildienst haben mit sehr, sehr viel Sicherheit, mit einem zum Teil auch sehr guten Schutz seiner persönlichen Daten. Es gibt eben zum Glück auch deutsche Anbieter, die diese Bedürfnisse bedienen. Ich finde das ganz toll."
    Wie konnte das passieren?
    Testergebnisse sollen also richtig sein, nur der Text über die Ereignisse war fehlerhaft - bleibt die Frage, wie das passieren konnte.
    "Das ist so eine Geschichte, die wir tatsächlich noch nicht bis ins Detail aufklären konnten, insbesondere deshalb, weil nicht alle, die am Verfahren beteiligt waren, zugegen sind - insbesondere unserer Verifizierter, der praktisch so auch die tiefsten Kontrollen eben macht, weil der schlicht und ergreifend einfach noch im Urlaub ist."
    Die Aufarbeitung laufe, über Konsequenzen könne er noch nichts sagen. Eine ausführliche Darstellung der peinlichen Fehler werde es gegen im nächsten Test-Heft, das im März erscheint.

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