Archiv


Feierliche Zeremonie erst nach dem Sprachtest

Großbritannien hat die Einbürgerungsregeln verschärft, und das hat vor allem mit den Terroranschlägen in der Londoner U-Bahn vom vergangenen Sommer zu tun. Kurz danach hatten die britischen Behörden angekündigt, bei muslimischen Einwanderungswilligen künftig zwei Mal hinzuschauen. Inzwischen machen die ersten Migranten ihre Erfahrungen mit den neuen strengeren Einbürgerungstests.

    Zweimal in der Woche findet im Rathaus von Westminster eine Einbürgerungszeremonie statt. 30 frischgebackene Bürger geloben Königin Elisabeth die Treue. Sie versprechen, die Rechte, Freiheiten und demokratischen Werte des Vereinigten Königreichs zu respektieren und ihre Pflichten als britische Staatsbürger zu erfüllen.

    Seit der ersten Staatsbürgerzeremonie im Februar 2004 wurden in Großbritannien weit über einhunderttausend neue Bürger feierlich willkommen geheißen - zumeist in Gegenwart eines Bürgermeisters.

    Eine großes Privileg und eine bewegende Zeremonie, sagt Mohammed Khan, in Pakistan geboren. Jetzt hat er endlich das Gefühl, er ist ein volles Mitglied der Gemeinschaft und nicht nur Gast.

    Auch ein junges Palästinenser-Paar strahlt - endlich seien sie britisch: sie und ihre Kinder.

    Er: " Ich bin gerne hier, das ist ein schönes Land. "

    Sie: " Ich bin glücklich, meine Kinder sind in Sicherheit. "

    In der britischen Öffentlichkeit werden Einbürgerungszeremonien unterdessen kaum beachtet.

    Ich wusste nicht mal, dass es so was gibt, sagt ein junger britischer Student direkt vor dem Rathaus von Westminster. Das Ganze sei reine Zeitverschwendung..

    Wer die britische Staatsbürgerschaft anstrebt, muss neuerdings auch einen Test absolvieren - als Beweis dafür, dass er der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist und über britische Institutionen Bescheid weiß. Der Test umfasst 24 Fragen, die in einer Dreiviertelstunde zu beantworten sind. Zum Beispiel: Wo wird Geordie, Cockney und Scouse gesprochen? Wie alt muss man sein, um ein Lotto-Ticket zu kaufen. Und: Vor welches Gericht werden Geschworene berufen? Die neue Prüfung verursachte auf der Insel erhebliche Erheiterung -

    Auch eingefleischte Briten - selbst Politiker - waren um einige Antworten verlegen.

    Die meisten hätten die Prüfung dennoch bestanden: eine Trefferrate von 75 reicht aus. Zudem darf man die Prüfung beliebig wiederholen. Sitzen bleiben gibt es nicht.

    Über eine Frage zerbricht man sich in Großbritannien allerdings weiterhin den Kopf: Was bedeutet es eigentlich, britischer Staatsbürger zu sein? In manchen Schulen wird zwar schon Staatsbürgerkunde unterrichtet- aber die Inhalte sind noch im Fluss.

    Bislang sei das Fach eine toxische Mischung aus Mystizismus und politischer Korrektheit, die jungen Briten wenig über Verfassung und Lebensweise auf Insel vermittle, sagt der ehemalige Chefinspekteur britischer Schulen Chris Woodhead. Und sein Nachfolger David Bell betont, die multikulturelle, multikonfessionelle, multiethnische Botschaft müsse den Kern eines jeden Staatsbürgerunterrichts bilden. Auch Konfessionsschulen - insbesondere muslimische - müssten sich an dieses Konzept halten

    Falls sie ihre Unterrichtsinhalte nicht ausweiteten, würden sie geschlossen. Der frischgebackene Brite Muhammed Khan - ursprünglich aus Pakistan - hat eine einfache Antwort gefunden.

    " Die britische Staatsbürgerschaft ? Das bedeutet für mich, dass ich beim nächsten Cricketspiel beide Seiten anfeure, Pakistan und Großbritannien. "